Gebraucht werden im nächsten Jahr rund 3.500 Helfer für die unterschiedlichsten Aufgaben, derzeit haben sich bereits 2.800 gemeldet und wurden nach einem ausführlichen Check auch für gut befunden
Peking vor Augen, Berlin im Visier – Macher der Leichtathletik-WM 2009 nutzen Olympia, um Erkenntnisse zu sammeln
Alle Blicke sind derzeit auf die Olympischen Spiele gerichtet, auch die der Leichathleten. Doch sie haben nicht nur Peking vor Augen, sondern gleichzeitig Berlin im Visier, wo in zwölf Monaten „ihre“ Weltmeisterschaften stattfinden. Nicht nur eine Franka Dietzsch, die aus Verletzungs- und Krankheitsgründen auf die Reise nach China verzichten musste, denkt an das Topereignis vom 15. bis 24. August 2009, sondern in erster Linie die Veranstalter dieses Mammut-Events.
Heinrich Clausen, der Geschäftsführer des Berlin Organising Commitees, sieht den Dingen mit großer Gelassenheit entgegen, weil bislang die vom Internationalen Verband geforderten Vorgaben voll erfüllt worden sind und zudem ein wichtiger Test in Form der Deutschen Jugend-Meisterschaften keine gravierenden Probleme mit sich brachte. Mit der Gewissheit, dass momentan alles nach Plan läuft, will sich Clausen in den nächsten Tagen in die chinesische Metropole aufmachen, wo nicht nur das IAAF-Council auf einen Zwischenbericht wartet, sondern wo die vielen Verbände mit reichlich Informationsmaterial versorgt werden sollen. Innerhalb einer internationalen Pressekonferenz besteht zudem die Gelegenheit, auf die Titelkämpfe hinzuweisen, was verstärkt auch im Rahmen eines Empfangs durch den Senat im Berliner Haus in Peking geschehen soll.
Nach Olympia ist vor der Leichtathletik-WM.
„Anlässlich der Titelkämpfe der Jugend konnten wir einige wichtige Erkenntnisse sammeln, die alle fein säuberlich in Aktenordnern festgehalten wurden und die jetzt die dafür in Frage kommenden Gremien auswerten. Hier und da gilt es, bestimmte Dinge zu optimieren beziehungsweise zu verändern“, erklärte der DLV-Generalsekretär Frank Hensel, der gemeinsam mit Clausen die OK-Doppelsitze in Berlin bildet. „So ist beispielsweise die elektronische Kommunikation verbesserungswürdig, weil in den Katakomben des Olympiastadions dicke Betonmauern einen Empfang bei Handys erschweren. Gleiches lässt sich auf die Belüftungs-anlagen übertragen, wo zusätzliche Geräte angeschafft werden müssen, denn die Athleten haben vom Aufwärmplatz bis zum Callroom einen langen unterirdischen Gang von rund 250 Metern zurückzulegen, was aber in anderen Großstadien genauso der Fall ist.“
Einen großen Beobachtungsraum nahmen bei dem Test auch die Abläufe der Sporttechnik und das Verhalten der Kampfrichter ein, die in Teams eingebunden sind und in den kommenden Wochen weiter geschult werden, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Als eine Schwachstelle erwies sich beispielsweise, dass in der Nähe des Callrooms nicht genügend Toiletten zur Verfügung stehen. Von 32 Staffelläufern mussten nämlich 25 zwischen dem Aufruf und dem Einlass in den Innenraum des Stadions noch schnell einmal das „stille Örtchen“ aufsuchen. Da sind also mehr Kapazitäten vonnöten.
Getestet wurden auch zum Teil neue Geräte, die Programmierung der Anzeigentafel, ebenfalls der Kleidertransport und die Siegerehrung, die während der WM übrigens oberhalb des Marathontors stattfinden soll, damit sie nicht mit dem Geschehen im Innenraum kollidiert. Gestoppt wurde auch, wie lange ein Athlet braucht, um nach dem Wettkampf vom Innenraum wieder zum Einlauf- beziehungsweise Wurfplatz zu gelangen, was für die Zeitabstande von Vor- zu Zwischenläufen entscheidend sein kann. Im Durchschnitt ist der Weg allerdings in sieben bis acht Minuten zu schaffen, so stellten es die Protokollanten fest.
Natürlich wurden die Wettkampfstätten genau unter die Lupe genommen und bereits einige notwendige Umbau-Veränderungen veranlasst, damit die Weitsprung- und Stabhochsprung-anlagen, so der DLV-Oberkampfrichter Klaus Schneider, stets parallel benutzt werden können, was vor allem bei den Qualifikationen und Mehrkämpfern der Fall sein muss. „Uns ist es gelungen, die 2.300 Jugendlichen bei deren Titelkämpfen gut und zeitgerecht durchzuschleusen, da müsste es mit den zu erwartenden 1.800 WM-Athleten auch gelingen, zumal wir dann nicht nur drei, sondern neun Tage zur Verfügung haben und einige Wettbewerbe zudem auf der Straße ausgetragen werden“, so Clausen bei seinem Blick hinter die Kulissen.
Erfreut zeigte er sich über den bisherigen Ticketvorverkauf für die Weltmeisterschaft, schränkte allerdings ein, „so richtig zufrieden bin ich aber erst, wenn wir insgesamt 500.000 Karten an den Mann gebracht und damit jeden Tag für ein volles Stadion gesorgt haben.“ Viel dürfte vom Abschneiden der deutschen Athleten in Peking abhängen, um das Interesse anzukurbeln. Eine andere Zahl bereitet den Organisatoren keinerlei Probleme: die der benötigten Volunteers.
Gebraucht werden im nächsten Jahr rund 3.500 Helfer für die unterschiedlichsten Aufgaben, derzeit haben sich bereits 2.800 gemeldet und wurden nach einem ausführlichen Check auch für gut befunden. Nicht getestet werden konnte bei den Jugendmeisterschaften der Einsatz des Fernsehens mit den entsprechenden Kamera-Standorten. „Das wird in letzter Konsequenz zwei Tage vor der WM bei einem Junioren-Länderkampf geschehen, der praktisch als Generalprobe für diesen Teil des Mediums gilt“, sagte Frank Hensel. „Allerdings haben die Sender durch das Istaf genügend Erfahrung gesammelt, so dass man in dieser Beziehung schon entsprechend vorbereitet ist.“
Obwohl alles läuft, wollen die WM-Organisatoren in Peking überall ihre Augen aufsperren, um das eine oder andere Detail vielleicht doch noch zu berücksichtigen.
DOSB Presse