Felix Streng of Germany poses for a picture with the national flag after winning the Men´s 200m T64 Final at day eight of the World Para Athletics Championships New Delhi 2025 at Jawaharlal Nehru Stadium on October 5, 2025 in New Delhi, India. (Photo by Tom Weller/DBS)
Para Leichtathletik-WM: Drei Medaillen und ein Doppel-Weltmeister zum goldenen Abschluss – Deutscher Behindertensportverband e.V.
Mit zweimal Gold und einmal Bronze hat die deutsche Para Leichtathletik-Nationalmannschaft ihre Bilanz am Abschlusstag in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi noch auf elf Edelmetalle in die Höhe geschraubt – das bedeutet Rang elf im Medaillenspiegel.
Felix Streng kürte sich zum Doppel-Weltmeister, Johannes Floors lief mit seiner zweitschnellsten jemals gelaufenen Zeit zu Gold und Lindy Ave kämpfte sich im Schlussspurt noch auf Rang drei. Damit hat sich das deutsche Team wieder herangepirscht an die Top-Nationen und sich verglichen mit den Paralympics in Paris deutlich verbessert gezeigt.
Den goldenen Schlusspunkt setzte aus deutscher Sicht Felix Streng. Der 30-Jährige vom Sprintteam Wetzlar sprintete über 200 Meter zum Sieg und kürte sich zum Sprint-König von Neu-Delhi. Streng, der bereits über 100 Meter den Titel gewonnen hatte, setzte sich im packenden Zweikampf in der Klasse T64 gegen Paralympics-Sieger Sherman Guity Guity durch und hatte am Ende in 21,60 Sekunden die Nase vorne – eine Zehntel vor dem Costa Ricaner. Es war die dritte Medaille für Deutschland am Abschlusstag innerhalb von etwas mehr als einer halben Stunde. „Doppel-Weltmeister – das klingt extrem gut und ist wirklich ein Traum. Jeder Sprinter wünscht sich, die 100 und 200 Meter zu gewinnen. Nach der langen Saison habe ich eigentlich nicht so richtig damit gerechnet, dass das hier klappen könnte“, berichtet Streng. „Heute war ich selbstbewusst beim Aufwärmen, auch wenn die klimatischen Bedingungen echt eine Herausforderung sind, weil es extrem warm ist und man ständig schwitzt. Vorlauf und Finale an einem Tag haben daher einiges von mir abverlangt. Doch ich liebe diesen Moment, ich bin für die Momente gemacht und will dann einfach das Beste aus mir herausholen.“
Zuvor jubelte Johannes Floors, der bei der Siegerehrung aufs Podest sprang und laut die Zahl fünf in den indischen Abendhimmel rief. Schließlich war es sein fünfter WM-Titel über die 400 Meter in Folge (T62). Der Wettkampf war eine Demonstration seiner Stärke und seine zweitschnellste jemals gelaufene Zeit auf der Stadionrunde: 45,39 Sekunden leuchtete es auf der Anzeigetafel auf, nur 13 Hundertstel über seinem Anfang August aufgestellten Weltrekord. In Abwesenheit des letztjährigen Paralympics-Siegers Hunter Woodhall konnte nur der Niederländer Olivier Hendriks einigermaßen mithalten (47,13) – doch auch Woodhall hätte sich gegenüber seinem Sieg vor gut einem Jahr deutlich steigern müssen, wenn er mit einem Floors in der diesjährigen Top-Form hätte Schritt halten wollen. Denn Floors lief in Neu-Delhi fast eine Sekunde schneller als Woodhall in Paris. Für den 30-Jährigen vom TSV Bayer 04 Leverkusen war es nach Silber über 100 Meter der perfekte Abschluss „einer wirklich richtig schönen Saison. Im Team hat alles gepasst, die Leistung hat in jedem Rennen gepasst, ich bin Weltrekorde gelaufen, jetzt noch dieser Abschluss – das hätte ich mir kaum anders wünschen können und bin mega happy. Den nächsten Weltrekord habe ich mir für die nächste Saison aufgehoben.“
Lindy Ave im Schlussspurt auf Rang drei, Felix Krüsemann hatte sich mehr erhofft als Rang sieben, Léon Schäfer stürzte im Vorlauf
Zwischen den beiden Weltmeistern lief noch Lindy Ave über die 400 Meter – und kämpfte sich auf den letzten Metern der Stadionrunde in Saisonbestzeit von 1:00,20 Minuten noch zu Bronze in der Startklasse T38. Beim Sieg der Kolumbianerin Palomeque (59,45 Sekunden) fehlten am Ende sogar nur noch sechs Hundertstel zur Chinesin Chen und damit zu Silber, nachdem Ave die neutrale Athletin Goncharova noch eingeholt hatte. „Der Lauf war echt anstrengend. Dafür, dass wir so lange auf den Start warten und stehen mussten, bin ich sehr zufrieden mit der Zeit und dass ich hinten raus noch die Kraft hatte, um mich weiter nach vorne zu kämpfen. Daher bin ich stolz auf das Ergebnis“, sagt die 27-Jährige vom Verein Leichtathletik inklusiv Greifswald.
In Richtung Medaillenränge schielte auch Felix Krüsemann bei seinem Comeback auf internationaler Bühne nach guten Leistungen in der Saison. Doch am Ende musste Krüsemann abreißen lassen und verfehlte seine persönliche Bestzeit um rund drei Sekunden (4:03,10 Minuten). Das bedeutete Platz sieben. „Ich habe mir zugetraut, unter vier Minuten zu laufen, hatte mich bei 600 Metern noch richtig gut gefühlt und wollte die letzte Runde nochmal alles geben. Dann hat das Tempo aber schon nach 800 Metern angezogen, ich hatte kurz überlegt mitzugehen, wollte aber hinten raus nicht einbrechen. Leider war die Lücke dann aber zu groß und der Fehler war letztlich, dass ich mich nicht getraut habe mitzugehen“, erklärt der 24-Jährige vom RSV Eintracht Stahnsdorf, der sich mehr erhofft hatte. Ebenfalls auf Rang sieben sprintete Jule Roß über 200 Meter ins Ziel. Für die 19-Jährige aus Bergisch Gladbach ein guter Abschluss, nachdem sie in Indien nicht nur reihenweise für deutsche Rekorde gesorgt hatte, sondern auch Bronze über 400 Meter gewann.
Bereits am Vormittag war Titelverteidiger Léon Schäfer nach einem Sturz überraschend im Vorlauf ausgeschieden. Der Weitsprung-Silbermedaillengewinner lag gut im Rennen, als er mit der Prothese hängen blieb und sich überschlug. Danach konnte er Entwarnung geben: „Zum Glück ist nichts passiert, es hätte auf jeden Fall schlimmer ausgehen können. Dafür bin ich dankbar. Wir greifen wieder an.“
Mit elf Medaillen auf Rang elf im Medaillenspiegel – und drei Überraschungen
Damit hat das deutsche Team bei der Para Leichtathletik-WM insgesamt elf Medaillen gewonnen: Sechs Mal Gold für Felix Streng (100 und 200 Meter), Johannes Floors (400 Meter), Markus Rehm (Weitsprung), Max Marzillier (400 Meter) und Niko Kappel (Kugelstoßen), zwei Mal Silber für Johannes Floors (100 Meter) und Léon Schäfer (Weitsprung) sowie drei Mal Bronze für Lindy Ave (400 Meter), Andreas Walser (Weitsprung) und Jule Roß (400 Meter). Im Medaillenspiegel bedeutet diese Bilanz Rang elf. Ganz vorne landeten Brasilien (44 Medaillen, darunter 15 Gold), China (52 Medaillen, 13 Gold) und Gastgeber Indien (15 Medaillen, 9 Gold).
Nach dem „Tiefpunkt“ bei den Paralympics in Paris mit nur einer Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen und Platz 30 im Medaillenspiegel ist es dem deutschen Team gelungen, den Abwärtstrend zu stoppen, wie Bundestrainerin Marion Peters resümiert: „Das Fazit fällt mehr als positiv aus. Wir haben elf Medaillen gewonnen, haben Rang elf im Medaillenspiegel gewonnen und gezeigt: Wir sind wieder zurück. Wir haben eine super Teamstruktur nach Paris, die Top-Leute haben abgeliefert und Max Marzillier und Jule Roß über 400 Meter sowie Andreas Walser im Weitsprung waren die großen positiven Überraschungen. Alle, mit denen wir auch langfristig für Los Angeles 2028 planen, konnten Bestleistungen erzielen oder haben sich gut verkauft“, sagt die Bundestrainerin und fügt an: „Auch dem Ausrichter kann man nur ein Lob aussprechen – sie haben das bei allen Herausforderungen, die sie hatten, gut gewuppt.“
Das Bundesministerium des Innern fördert den Deutschen Behindertensportverband und seine Nationalmannschaften. Die Vorbereitung auf und die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ist Teil dieser Förderung.
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