Nach spannenden Rennen haben die einheimische Jasmin Nunige und der Schwede Jonas Buud am Samstag die Königsdistanz am 23. swissalpine marathon in Davos für sich entschieden. Die Schweizer ergatterten auf dem K78 gleich vier Podestplätze.
Packende Kämpfe und souveräne Lokalmatadorin beim 23. swissalpine marathon in Davos- Anita Fuchs
Aus den Lautsprechern dröhnt der Song „simply the best“ von Tina Turner. Die Stimme des Speakers überschlägt sich: „This ist the winner!“. Mit einem zufriedenen Lächeln und dem Siegerkranz um den Hals biegt Jonas Buud bei leicht bedecktem Himmel, jedoch idealen Temperaturen in die Zielkurve ein. Seine Frau Zandra, die den K31 von Davos nach Filisur (Sieger Josef Vogt und Maja Luder-Gautschi) bestritten hat, umarmt und küsst ihn.
Einmal abgesehen von den schmerzenden Beinen gehe es ihm gut, sagt der Gewinner des swissalpine marathon. Unterschiede zum letztjährigen Rennen, als er ebenfalls triumphiert hat, macht der Schwede nicht aus. „Ich lief beide Male das eigene Tempo und schaute nicht auf die Konkurrenz.“
Buud hat die ersten Interviews bereits hinter sich, als der Oltner Konrad von Allmen unter tosendem Applaus und mit schmerzverzerrtem Gesicht durchs Ziel läuft. „Nicht nur körperlich, auch mental forderten mich die 78 Kilometer“, erklärt der hervorragende Zweite knapp zwei Stunden später an der Medienkonferenz. Der frühere Spitzentriathlet auf der Langdistanz spricht von starken Krämpfen auf dem Panoramatrail, aber auch vom Druck. „Ich wusste nicht, wie gross der Abstand nach hinten ist.“ Keinerlei Beschwerden bekundete beim anspruchsvollen Bergklassiker René Fuchser aus Dübendorf, der ab Bergün mächtig aufdrehte und wie vor Jahresfrist beim K42 (Bergün–Davos/Gewinner Max Frei und Diana Lehmann) auf den dritten Rang lief.
Regelmässiges Tempo
Wie Buud darf sich Nunige zum zweiten Mal als Siegerin am swissalpine marathon feiern lassen. „Es ist ein wunderbares Gefühl, in Davos als Erste ins Ziel zu laufen“, sagt die Lokalmatadorin nach dem geglückten Heimrennen mit einem zufriedenen Lächeln. Die Spitzenposition entriss sie der als Kronfavoritin gestarteten Elizabeth „Lizzy“ Hawker während des Aufstiegs zur Keschhütte, die mit ihren 2632 Metern Meereshöhe den Kulminationspunkt der Veranstaltung bildet. Während Nunige weiterhin ein regelmässiges Tempo lief, baute Hawker – sie spürte noch leichte Nachwehen von einem Ermüdungsbruch – in der Folge leicht ab. „Nachdem ich erbrechen musste, dachte ich sogar an eine Aufgabe“, so die Gewinnerin der vergangenen zwei Austragungen.
Von einem positiven Erlebnis spricht Nunige. „Im Bereich Teufi informierte mich jemand über den Vorsprung von fünf Minuten. Da dachte ich mir, dass auf den verbleibenden sieben Kilometern nicht mehr viel passieren kann“, blickt Nunige auf die Endphase zurück. In Gedanken sah sie in jenem Moment Bilder des Triumphes von 2005. Und diese schienen sie förmlich ins Ziel zu tragen. Überglücklich zeigte sich auch die Ostschweizerin Deborah Balz, die nach der in Chants erfolgten Aufgabe von Monica Casiraghi aus Italien (Gewinnerin 2003 und 2004) souverän an dritter Stelle lief. Selbst ein Sturz zwölf Kilometer vor dem Ziel konnte die wie von Allmen früher im Duathlon und Triathlon erfolgreiche Sportlerin nicht am Podestplatz hindern.
Olympia-Starter läuft K21
Mit Marcel Tschopp figurierte unter den insgesamt 5059 Teilnehmenden (inklusive der 450 alpinathleten vom Vorsonntag) auch ein Olympia-Starter. Der im Marathon vom 24. August für Liechtenstein startende schweizerisch-liechtensteinische Doppelbürger absolvierte am Samstag den auf der weltbekannten Sunnibergbrücke in Klosters gestarteten K21 als Trainingswettkampf und beendete ihn auf dem hervorragenden zweiten Rang hinter dem Briten Adrian Marriott. Die Spitzenlangläufer Dario Cologna und Toni Livers verpassten einen Podestplatz als Vierter respektive Sechster knapp. Dafür realisierten ihre Bündner Kolleginnen Seraina Boner und Seraina Mischol wie vor zwölf Monaten einen Doppelsieg auf der Halbmarathon-Distanz.
26. Juli 2008
Auszug aus der Rangliste
K78. Männer: 1. Jonas Buud (Schweden) 6:00:26. 2. Konrad von Allmen (Olten) 16:17 zurück. 3. René Fuchser (Dübendorf) 18:45. 4. Pius Hunold (Benken SG) 21:10. 5. Anssi Raittila (FIN-Helsinki) 25:53. 6. Tobias Brack (GER-Kempten) 30:03. 7. Anton Philipp (GER-Weitnau) 43:09. 8. Christian Stork (GER-Rettenberg) 44:58. 9. Marco Gazzola (Bellinzona) 45:48. 10. Beat Bieri (Zweisimmen) 47:37.
Frauen: 1. Jasmin Nunige (Davos) 7:00:36. 2. Elizabeth Hawker (Grossbritannien) 10:30 zurück. 3. Deborah Balz (Grub SG) 30:50. 4. Jeanette Dalcolmo-Jegen (Dürnten) 46:03 5. Denise Zimmermann (Mels) 1:01:37.
K42. Männer: 1. Max Frei (GER-Freiburg) 3:22:10. 2. Koen van Rie (Belgien) 8:20 zurück. 3. Dirk Strothmann (GER-Borgholzhausen) 8:22.
Frauen: 1. Diana Lehmann (GER-Potsdam) 4:04:34. 2. Carolina Reiber (Zürich) 3:18 zurück. 3. Regula Meier (Chur) 9:52.
C42. Männer: 1. Peter Ricklin (St. Gallen) 2:57:57. 2. Peter Gschwend (Kloten) 8:21. 3. Michel Jobin (Birmenstorf) 9:05.
Frauen: 1. Marion Hebding (GER-Mannheim) 3:24:33. 2. Edith Zwahlen (Hünenberg) 12:23. 3. Helena Küng (Glarus) 14:58.
K31. Männer: 1. Josef Vogt (LIE-Balzers) 2:01:49. 2. Isidor Christen (Buchrain) 3:57 zurück. 3. David Symons (GBR-Thames Ditton) 5:55.
Frauen: 1. Maja Luder-Gautschi (Bertschikon) 2:16:26. 2. Sonja Lutz (GER-Freiburg) 5:35 zurück. 3. Saskia Bösch (Davos Platz) 8:04.
K21. Männer: 1. Adrian Marriott (Grossbritannien) 1:20:34. 2. Marcel Tschopp (Winterthur) 3:42. 3. Christian Puricelli (Porza) 4:15.
Frauen: 1. Seraina Boner (Klosters) 1:34:59. 2. Seraina Mischol (Davos Frauenkirch) 0:37. 3. Annette Bendig (Chur) 3:57.
K11. Männer: 1. Hanspeter Spirig (Zollikofen) 43:46. 2. Alain Testorelli (Intragna) 2:28. 3. Reto Strübi (Teufen AR) 4:56.
Frauen: 1. Nina Högger (Grabs) 55:27. 2. Marianne Hausheer (Davos Platz) 0:07. 3. Carolyn Forsyth (Oberägeri) 0:25.
Komplette Rangliste unter www.swissalpine.ch