Otto Müller, als Streckenposten beim BERLIN-MARATHON auf dem Boulevard "Unter den Linden" in der Nähe der Russischen Botschaft - Foto: Horst Milde
Otto Müller aus Elsebeck/Calvörde als Helfer beim BERLIN-MARATHON 2021 – Horst Milde berichtet
Auf dem Weg zum Start des BMW BERLIN-MARATHON am 26. September 2021 fuhren wir erst mit der U-Bahn bis zum Bahnhof „Unter den Linden“ und wir wunderten uns, daß relativ wenige Läuferinnen und Läufer in der Bahn saßen, es war etwa 6.45 Uhr.
Wir spazierten dann die die Mittelpromenade des Boulevard „Unter den Linden“ zum Brandenburger Tor. Vereinzelt sah man schon Helfer und Helferinnen in ihren orangenen Jacken, die meistens mit ihren Handys beschäftigt waren. In der Nähe der Russischen Botschaft sprach ich einen der Helfer an, um mal zu erfahren, wo er herkäme und ob er schon oft beim BERLIN-MARATHON als Helfer dabei war, aus welchem Berliner Verein er kommt und ob ihm das Spass macht.
Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, daß er gar nicht aus Berlin kommt und extra zum Unterstützung des Laufes von „auswärts“ angereist war.
Das war schon eine kleine Überraschung einen Helfer zu treffen, der nicht aus Berlin kommt, aber dann doch wieder keine Überraschung für mich. Denn 2003 hatten wir den Start des BERLIN-MARATHON auf die „Straße des 17. Juni“ verlegt und auch gleichzeitig zu einer Zweitagesveranstaltung verändert. Das bedeutete, daß die Helfer an zwei Tagen benötigt wurden, was man nicht allen zumuten konnte. So machte ich Aufrufe auf der website des BERLIN-MARATHON und in Zeitungen. Der Erfolg war überwältigend, es kamen Helfer aus allen Teilen Deutschlands, viele empfanden es als eine Ehre bei Deutschlands größter Laufveranstaltung in Berlin dabei sein zu dürfen.
Der Name des Helfers, der jetzt noch mutterseelenallein auf der Straße „Unter den Linden“ stand war Otto Müller – und er kam aus Elsebeck, Gemeinde Calvörde – die Orte kannte ich natürlich nicht.. Wir tauschten Namen, Adressen und Telefonnummern aus, weil ich gerne wissen wollte, wie und weswegen er extra zum Helfen nach Berlin kommt. Ich telefonierte dann noch einige Male mit ihm, um nochmal mein Interesse an seinen Informationen zu bekunden.
Einen schönen Blick hatte der Helfer Otto Müller von seinem Standpunkt „Unter den Linden“ in Richtung Brandenburger Tor – Foto: Horst Milde
Und tatsächlich, es kam dann ein dicker Brief, alles handgeschrieben, mit einigen Fotos.
Er schreibt: „Erstmals als Helfer bei Berliner Läufen war ich ab 2008 tätig, als ich den damaligen Teamleiter des SCC, Abteilung Handball, Klaus Grahlmann 2007 ansprach, der mich dann einlud, später wurde ich von Steffen Mettke und Alexandra Binar Leyke betreut. Ich war sehr darüber erfreut als Helfer bei solch großen Veranstaltungen dabei zu sein. Auch das Radrennen kam noch dazu.
Otto Müller (r.) 1997 beim Rennsteiglauf – Foto. privat
Seit 2008 komme ich jedes Jahr nach Berlin um somit noch aktiv dabei zu sein. Ich komme nicht mit dem PKW sondern mit dem Fahrrad und mit der Bahn. Teilweise bin ich schon 3 Tage mit Übernachtungen von Elsebeck (LK Börde 40 km nördlich von Magdeburg) nach Nudow ( wo ich seitdem immer bei Familie Lehmann übernachte) geradelt und zurück dann ab Potsdam mit dem Zug . Es ist für mich wie ein zweites zu Hause.
Zum Laufen bin ich schon 1976/77 gekommen als damaliger Angehöriger der Grenztruppen der DDR, Fitness war das A und O und unter anderem auch das Laufen. 2 – 3 mal die Woche 3000 m Lauf. Jeden Morgen Frühsport in der halbjährigen Unteroffiziersausbildung . Das hat sich eingeprägt über die Jahre, bis 1988 habe ich das Laufen für mich als eine Wohltat empfunden physisch psychisch gestärkt zu sein. Ich bin wöchentlich 2 – 3 mal zu der Zeit 5 -10 km gelaufen.
Zum wettkampflichen Laufen bin ich durch meinen Schwager gekommen, der eine Startkarte vom DTSB der DDR über hatte (damals ging alles über Beziehungen) und mich motivierte im Mai 1988 beim Rennsteiglauf den Marathonlauf mit zu machen. Das war die Geburtsstunde des Laufens in Wettkampfform. Im selben Jahr am 4. September 1988 habe ich dann noch am Berliner Friedenslauf teilgenommen und auch 1989. Seitdem standen immer mehr Läufe auf der Liste an denen ich teilnahm:
- Rennsteiglauf in Thüringen 22 x
- Brockenlauf Ilsenburg 22 x
- Harzgebirgslauf Wernigerode 15 x
- Brockenlauf 27 km 22 x
Ich habe mich in verschiedenen Laufgruppen unserer Region betätigt, die wiederum Läufe im Landescup von Sachsen-Anhalt organisierten wie bei der Laufgruppe „Roland“ Haldensleben, Heideläufer Letzlingen, später umbenannt als“ Kernige Altmärker.“
Durch das Laufen hat man auch sehr viele Sportler aus anderen Vereinen kennengelernt, die wiederum auch Läufe international organisierten, so z.B. Gerd Engel, der die Laufgruppe Häder in Stendal gegründet hat und der zusammen mit Roland Winkler aus Berlin den 1. Ägypten-Marathon Februar 1994 ins Leben gerufen haben, an dem ich auch teilnahm.
Otto Müller (Mitte), als Teilnehmer beim Ägypten Marathon – Foto: privat
Roland Winkler wiederum hat mich inspiriert mal in Berlin mitzulaufen:
An vielen Veranstaltungenn in Berlin habe ich mich beteiligt: Ich bin am 24. September 2006 den BERLIN-MARATHON gelaufen , am 01. April 2007 den Berliner Halbmarathon, am 30.Juni 2007 den Airport-Run im Berliner Flughafen und am 04. August 2007 die City-Nacht Berlin.
Ich schätze, dass ich in meiner aktiven Laufzeit etwa 250 Läufe von 5 km bis Marathon (Marathon allein 55 x) absolviert habe. Da kommen viele Kilometer zusammen, wenn man auch noch die Trainingskilometer hinzurechnet.
Otto Müller (r.) beim Amsterdam Marathon 1992 – Foto: privat
Ich laufe jetzt zwar nur noch selten, ich habe mich mehr auf das Radfahren – insbesondere Rennradfahren – verschrieben, wo ich mich auch sehr wohl fühle und fit halte.
Am 25. Septemner 2022, bin ich – wenn alles klappt, wieder in Berlin dabei.“
Lieber Otto Müller, vielen Dank für Ihr Schreiben und die Fotos. Über solch einen engagierten und sportlichen Helfer kann sich jeder Organisator freuen. Ich hoffe, Sie am 25. September 2022 auf der Strasse „Unter den Linden“ wieder zu treffen.
Ihr Horst Milde
Otto Müller in der Haldenslebener Volksstimme vom 29. November 1997 – Ausriss: Foto privat