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14
04
2009

Der durch seine Großzügigkeit imponierende und in eine leicht hügelige Landschaft eingebettete Olympiapark war übrigens einst eine Galopprennbahn gewesen, die vom berühmten Union-Club und dem Verein für Hindernisrennen in Auftrag gegeben und von Otto March konzipiert wurde.

Osterspaziergang durch Berlins Olympiapark – Was Jahrzehnte lang nicht möglich war, soll jetzt forciert werden – Hansjürgen Wille berichtet

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Nicht nur Schlösser und Gärten luden über die Osterfeiertage in Berlin zu einem Besuch ein, sondern auch ein herrliches Fleckchen Erde, das über Jahrzehnte hinweg nicht betreten werden durfte und quasi eine „verbotene Stadt“ war.

Unter dem Slogan „Berlins olympische Geschichte wird lebendig“ bestand jetzt erstmals für eine breite Öffentlichkeit die Gelegenheit, einen nicht unbedeutenden Teil des ehemaligen Reichssportfeldes, seit fünf Jahren in Olympiapark umbenannt, in Augenschein zu nehmen, der von 1952 bis1994 der britischen Schutzmacht als gut bewachtes Hauptquartier diente und folglich streng abgesperrt war.

Das galt insbesondere für eine ganze Reihe von Gebäuden, die vornehmlich zu den Sommer-spielen von 1936 entstanden. So das aus roten Klinkersteinen erbaute Haus des Deutschen Sports, wo ehemals der Reichssportführer Tschammer und Osten residierte und nach Kriegsende der englische Stadtkommandant mit seinem Stab einzog, das von Werner March konzipierte Schwimm- und Turnhaus einschließlich zweier großer Trainingshallen, das Anna-Frauenheim, das Ärztehaus, der berühmte Kuppelsaal, in dem die olympischen Fechtwettkämpfe stattfanden, der Kursistenflügel für die Auszubildenden der Deutschen Sporthochschule, aber auch der Jahnplatz und Friesenhof sowie das Maifeld mit den Ausmaßen 290 mal 375 Meter, das allerdings ab und an den Deutschen für bedeutende Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wurde, etwa für Polo-Turniere oder die Weltmeisterschaft im Bogenschießen.

Nach dem endgültigen Abzug der Alliierten vor 15 Jahren etablierten sich nach und nach auf dem Gelände mehrere Verbände (Radsport, Basketball, American Football und Schach) beziehungsweise Vereine, so der Fußball-Bundesligaklub Hertha BSC mit seiner Geschäftsstelle und einem modernen Trainingszentrum, ebenfalls die Spandauer Wasserfreunde mit ihrer Schwimm- und Wasserball-Abteilung, vor kurzem die Modernen Fünfkämpfer sowie der Sauerland-Boxstall. In der Planung befindet sich der Umzug der Poelchau-Elitesportschule von ihrem bisherigen Standort nahe der Jungfernheide in das ehemalige Deutsche Sportforum, was in zwei oder drei Jahren der Fall sein soll. Für Berlins Sportstaatssekretär Thomas Härtel hat dieses Projekt absolute Priorität, wobei eine Summe von zwei Millionen Euro für die Sanierungsarbeiten im Gespräch sind. Derzeit wird in einem Statik-Gutachten die Deckenbelastungen geprüft, wobei auch der Denkmalsschutz ein Wort mitzureden hat.

Desgleichen steht eine komplette Neugestaltung des idyllischen und von hohen Bäumen umsäumten Reiterstadions auf der Agenda sowie die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Maifeldes, wo im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 asphaltierte Straßen für die Versorgung von VIP- und Ausstellungszelten angelegt wurden beziehungsweise das Medienzentrum entstand, das auch in wenigen Wochen erneut für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften genutzt werden soll.

Das aber muss auch festgehalten werden: Außerhalb des einstigen britischen Hoheitsgebietes befanden sich das stets zu benutzende Olympiastadion als Kernstück der bedeutendsten Sportanlage des 20. Jahrhunderts in Europa, das Schwimm-, Reiter- und Hockeystadion sowie die einem Amphitheater ähnelnde Waldbühne, die sich ebenfalls auch auf dem insgesamt 131 Hektar großen Areal befindet, wo 1936 die Turn-Wettbewerbe ausgetragen wurden und die später als Konzert- und Boxkampfstätte diente.

Der durch seine Großzügigkeit imponierende und in eine leicht hügelige Landschaft eingebettete Olympiapark war übrigens einst eine Galopprennbahn gewesen, die vom berühmten Union-Club und dem Verein für Hindernisrennen in Auftrag gegeben und von Otto March konzipiert wurde. Am 23. Mai 1909 erlebte sie mit viel Getöse und im Beisein von Kaiser Wilhelm II. ihre glanzvolle Eröffnung. In wenigen Wochen wäre sie genau einhundert Jahre alt geworden, wenn nicht andere Pläne und Vorstellungen existiert hätten.

Zunächst einmal wurde mitten in das Turfgelände das aus optischen Beweggründen in die Erde versenkte Deutsche Stadion gebaut, das ursprünglich durch einen Tunnel zu erreichen und einst als Schauplatz der Olympischen Spiele 1916 gedacht war, die allerdings wegen des 1. Welt-krieges nicht zur Austragung kamen. Einen neuen Anlauf gab es dann 1936, nachdem 1931 Berlin per Briefwahl durch die IOC-Mitglieder grünes Licht für die Sommerspiele erhalten hatte. Der Star-Architekt Werner March und sein Bruder Walter, beides Söhne von Otto March, gingen sofort an die Arbeit, mussten allerdings im Lauf der Bauphase gewaltige Zugeständnisse machen, denn Hitler bestand nach seiner Machtergreifung auf Monumentalbauten, gigantische Wettkampfstätten und ein riesiges Maifeld, das er sich gut als Aufmarschgelände vorstellen konnte. Das bedeutete gleichzeitig auch Todesurteil für die Galopprennbahn.

Um die Vergangenheit wieder greifbar zu machen, quasi die Steine sprechen zu lassen, soll nach den Vorstellungen von Thomas Härtel der gesamte Olympiapark besucher-freundlicher werden. Das heißt, dass fortan verstärkt geführte Touren zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Busshuttle zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten stattfinden sollen, logischerweise inbegriffen das Olympiastadion und auch das inzwischen hier etablierte Sportmuseum sowie der Glockenturm. Lutz Imhof in seiner Funktion als Veranstaltungsmanager des Geländes steht den Überlegungen positiv gegenüber und sprach davon, dass man die Berliner neugierig machen müsse, was es doch für viele kleine Schätze auf diesem Areal gäbe.

Der von dem interessierten Berlinern stark angenommene Osterspaziergang durch den Olympiapark dürfte die Verantwortlichen der Senats-Sportverwaltung sicherlich zu der Erkenntnis gebracht haben, dass der angedachte und jetzt eingeschlagene Weg hundertprozentig richtig ist.

Hansjürgen Wille in der DOSB-Presse

DER FLYER DES SPORTMUSEUMS BERLIN  – AIMS MARATHON MUSEUM OF RUNNING

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author: GRR

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