Olympische Winterspiele 2018 - WADA: Führt die Stimmung gegen Russland zu dessen Ausschluss? ©WADA
Olympische Winterspiele 2018 – WADA: Führt die Stimmung gegen Russland zu dessen Ausschluss? Von KLAUS BLUME
HAMBURG – Am heutigen Donnerstag werden sich in Seoul die wichtigsten Dopingjäger der Welt gemeinsam mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in einer offiziellen Erklärung gegen eine Zusammenarbeit mit der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) sowie gegen deren höchst umstrittenes Labor in Moskauer aussprechen.
Damit wächst die Möglichkeit, ALLE russischen Sportler von den Olympischen Winterspielen 2018 (9. bis 25. Februar) im südkoreanischen Pyeongchang auszuschließen. Man verwies jetzt in Seoul in diesem Zusammenhang auf die Kopie einer geheimen elektronischen Datenbank, die sich seit geraumer Zeit im Besitz der WADA befände.
Die darin enthaltenen Hinweise auf die Verwendung von „Cocktails" mit verbotenen Steroiden bei den Winterspielen 2014 in Sotschi – so war aus Seoul zu erfahren – habe im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu einem starken Stimmungsumschwung im Umgang mit Russland geführt.
Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach wollte sich dazu nicht äußern, doch die russische Regierung, so hieß es noch vor Stunden, würde sich in Sachen Sotschi bei niemanden entschuldigen.
Ungeachtet dessen ringen Russlands Sportminister Pawel Kolobkow und Alexander Schukow, der Präsident des russischen Olympischen Komitees, mit der WADA derzeit um eine Wiederzulassung ihrer suspendierten nationalen Anti-Doping-Agentur RUSADA.
Doch, wie zu erfahren war, will die WADA keinesfalls darauf eingehen, sondern alle Einwände am heutigen Donnerstag ebenso begründet wie offiziell zurückweisen. Travis Tygart, der Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA), hatte zuvor wiederholt gefordert, russische Athleten – im Falle eines Ausschlusses, in Pyeongchang unter neutraler Flagge starten zu lassen. Schukow hatte das bisher stets empört abgelehnt.
Doch Tygart, der einst den Doping–Skandal um seinen Landsmann Lance Armstrong aufgerollt hat, verweist bei der Forderung nach einem russischen Olympia-Team unter neutraler Flagge vor allem auf die Vielzahl jener Athleten, die in Sotschi ihres Alters wegen noch gar nicht am Start waren, doch im Vorfeld der Spiele 2018 nun Weltspitze verkörpern.
Alle diese Sportler würde man bei einem Ausschluss Russlands um die Chance ihres Lebens bringen. Gemeint sind, zum Beispiel, die Skilangläufer Natalja Nepryaera, Alexej Chervotkin und Andrej Larkow aber auch die 23jährige Eisschnellläuferin Natalja Voronina aus Nishni Nowgorod, die beim Weltcup-Start am letzten Wochenende im niederländischen Heerenveen als Zweite über 3000 Meter nicht nur die Berlinerin Claudia Pechstein als Zehnte, sondern auch die Weltmeisterinnen Ireen Wüst (Niederlande) und Martina Sablikowa (Tschechien) klar hinter sich ließ.
Wie geht es nun weiter? Russlands Präsident Wladimir Putin befindet sich kurz vor dem nächsten Wahlkampf, da kann er olympische Querelen eigentlich gar nicht gebrauchen; schon zuvor hat er davon gesprochen, Sponsoren des IOC hätten von amerikanischen Institutionen „eindeutige Signale" erhalten, in einer „bestimmten Weise" zu handeln.
Also, Druck aufs IOC auszuüben. Was davon zu halten ist? Das alles werden wir spätestens zwischen dem 5. und 7. Dezember erfahren, wenn das IOC zu allem Stellung nimmt.
Hoffentlich.
Klaus Blume
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