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2018

2010 Vancouver Winter Olympic Games Vancouver, Canada Febuary 12-28, 2010 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Olympische Winterspiele 2018 – EISSCHNELLLAUF: DIE ÜBERMACHT DER NIEDERLANDE – NUR EIN BLUFF? Von Klaus Blume

By GRR 0

Es gibt Tage in den Niederlanden, an denen der Eisschnelllauf sogar die Politik überholt. Wie am 3. März 2017, als Ministerpräsident Mark Rutte die Sitzung seines Ministerrates gleich dreimal unterbrach, auf das dieser die Live-Reportagen von den Weltmeisterschaften aus Norwegen verfolgen konnte.

Aus Erfahrung klug, setzte Rutte letzten Freitag keine allzu wichtige Konferenz mehr an. Denn er wähnte seine Minister mit ihren Gedanken ohnehin in Erfurt, beim Weltcup der Eisschnellläufer. Immerhin ging‘s dort um die Olympia-Equipe für PyeongChang, und somit ums Aufrücken unter die drei stärksten Wintersport-Nationen der Welt.

Wie bitte: Holland und Wintersport? Zur Erinnerung: Allein die Eisschnellläufer katapultierten bei den Spielen 2014 in Sotschi die Niederlande auf Medaillen-Platz sechs – also immerhin einen Rang vor Deutschland. Weil den Russen aber wegen Dopings nun eine Medaille nach der anderen aberkannt wird, liebäugeln die Niederlande künftig sogar mit Platz drei.

„Das kann ich nicht bestätigen, auch nicht beim Nachwuchs. Und erst recht nicht im Sprint. Im Gegenteil: Früher gab es in Holland besseren Nachwuchs als heute. Aber seitdem Shorttrack boomt, lässt der klassische Eisschnelllauf nach", sagt die in den Niederlanden lebende deutsche Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma.

Wie auch immer: Die Niederlande sehen sich auf dem Weg zu den führenden Wintersport-Nationen. Neben Norwegen, Österreich und Kanada. Denn in PyeongChang sollen neben den klassischen Eisschnellläufern zusätzlich die Shorttracker Medaillen sammeln. Diese Hoffnungen sind berechtigt. Schon 2014 trug bei der Eröffnung eine fünfmalige Shorttrack-Europameisterin – nämlich Jorien Ter Mors – die holländische Flagge.

Zwei Goldmedaillen sammelte sie jedoch im klassischen Eisschnelllauf. Diesmal wollen die Niederlande möglichst zwei gleichstarke Teams aufbieten – auf der klassischen 400-Meter-Bahn und auf der Shorttrack-Piste.

Star bleibt dennoch ein Klassik-Spezialist, Sven Kramer – der erfolgreichste Eisschnellläufer aller Zeiten und Hollands populärster Sportler: 38mal Weltmeister, dreimal Olympiasieger. Sein Poster hängt über fast jedem Kinderbett. Ist er wirklich dessen richtiges Vorbild? Kramer startet für das Profi-Unternehmen "Lotto NL-Jumbo", dessen ehemaliger Sponsor, die Utrechter Rabobank, sich wegen anhaltenden Dopings zurück 2012 gezogen hat.

Heute unterhält "Lotto NL-Jumbo" neben seiner Eisschnelllauf-Crew auch eine erfolgreiche Rad-Equipe, die jedoch der Vereinigung für einen sauberen Radsport (MPCC) nie beigetreten ist. Nach Olympia wird Kramer in die Chefetage des Gesamt-Unternehmens aufsteigen. 

Wegen solcher und ähnlicher Ungereimtheiten im niederländischen Sport wechselte 2014 Ted-Jan Bloemen, als gebürtiger Niederländer aber Sohn eines Kanadiers, vom traditionellen Schaatsclub Gouda ins kanadische Nationalteam. Dort pulverisierte er Kramers Weltrekorde über 5000 und 10 000 Meter; nun will er ihn auch im Olympia-Duell entzaubern.

„Natürlich hat Sven Kramer die besseren Chancen in diesem Duell. Seien Erfahrung, die große Anzahl seiner Weltcup-Siege und Medaillen  fallen dabei ins Gewicht. Bloemen hingegen hat seine Weltrekorde im kanadischen Calgary gelaufen, dort, wo die Luft trocken und dünn ist", behauptet Anni Friesinger-Postma.

Apropos Kanadier: Der schwedische Physiker Evert Stenlund hat auf der Basis von 500-Meter-Zeiten berechnet, dass die Niederländer nie den Eisschnelllauf dominiert haben. Bei den Frauen, so Stenlund, ist die Kanadierin Cindy Klassen die Beste aller Zeiten, knapp vor der Inzellerin Anni Friesinger-Postma. Und unter den zehn Besten rangieren neben drei Kanadierinnen zwar drei Deutsche – aber nur zwei Niederländerinnen.

Bei den Männern kann sich Sven Kramer als Zweitbester der Eisschnelllauf-Geschichte nur knapp vor dem Amerikaner Chad Hedrick behaupten, doch er liegt klar hinter dessen Landsmann Shani Davis zurück, der 2006 als erster Farbiger bei Olympischen Winterspielen Gold gewann.

"So etwas, wie 2014 in Sotschi wird es für die Holländer nicht noch einmal geben. Dafür ist die internationale Konkurrenz zu stark geworden, vor allem die in Japan und Korea", schätzt Anni Friesinger die aktuelle Situation ein. 

Ist der Traum von der Wintersport-Nation Niederlande trotzdem nur ein großer Bluff?

Klaus Blume
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