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04
06
2017

Emanuel Hübner - Olympia in Berlin ©morisel Verlag

Olympische Spiele 1936 in Berlin – aus der Sicht der Amateurfotografie – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor

By GRR 0

Über die Olympischen Spiele in Berlin 1936 sind schon viele Bücher erschienen, darunter auch etliche Bildbände.

Das Publikationsvolumen ist im letzten Jahr aus Anlass der 80-jährigen kalendarischen Wiederkehr der Spiele noch einmal deutlich angestiegen – und wird jetzt mit einem Novum nochmals bereichert:

Der neue Text-Bild-Band von Emanuel Hübner ist – soweit bekannt – die erste Publikation ihrer Art, die die Olympischen Sommerspiele im August 1936 durch die Kameras der (schwarz-weißen) Amateurfotografie in den Blick nimmt: „Olympia in Berlin. Amateurfotografen sehen die Olympischen Spiele 1936“ lautet demzufolge treffend der Titel des 200-seitigen Buches im handlichen Querformat.

Wie kommt jemand auf die Idee, 80 Jahre nach den Spielen einen solchen Band anzufertigen?

Woher kommen plötzlich diese Fotos? Dazu muss man wissen, dass der Autor Dr. Emanuel Hübner studierter Historiker, Archäologe, Geograph und Denkmalpfleger ist. Er arbeitet gegenwärtig als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Sportpädagogik und Sportgeschichte am Institut für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Seine dort entstandene Dissertation über „Das Olympische Dorf von 1936. Planung, Bau und Nutzungsgeschichte“ ist 2013/2014 mit dem dritten Preis beim Wissenschaftswettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgezeichnet worden.

Damit ist indirekt schon erklärt, dass Hübner im Zuge seiner jahrelangen Recherchen auch auf einen umfangreichen Fundus von Amateurfotografien gestoßen ist, die er gesammelt und geordnet hat. So ist nach und nach ein einzigartiges Archiv entstanden, aus dem er hier erstmals eine Auswahl zu einem illustrierten Band zusammengefügt hat und der interessierten Öffentlichkeit vorstellt. Allein diese Fleißleistung verdient große Anerkennung.

Dass der Band dazu noch mit lesenswerten, weil informativen Zwischen- bzw. Hintergrundtexten angereichert wird, macht das Buch zu einem einzigartigen Dokument der Spiele von 1936 – eben durch die Momentaufnahmen, die die unbekannten Kameras jener unbekannten bzw. namentlich nicht genannten Männer und Frauen festgehalten haben, die damals mit ihren eigenen Fotoapparaten privat während der Spiele in Berlin unterwegs waren.

Wie erklärt sich überhaupt die große Fülle an Amateurfotografien von damals?

Auch dazu bietet Emanuel Hübner überzeugende zeithistorische Erklärungen an, die mit der „massenhaften“ Ausbreitung des modernen Sports korrelieren: Das private Fotografieren avancierte im Laufe der ersten Jahrzehnte des zurückliegenden 20. Jahrhunderts immer mehr zu einem Massenphänomen in Deutschland und anderswo.

Wer erinnert sich noch an die Kleinbildkamera der Eltern oder Großeltern namens „Leica“ der Firma Ernst Leitz aus Wetzlar? Auf Seite 15 im Band hat der Autor allein sechs Anzeigen aus der damaligen Fotoindustrie zusammengestellt, die für „Interessante Sportmomente“ den „Agfa Isocronfilm“ anbieten oder für „Olympiade Photos“ ein Belich-tungsmesser namens „Tempophot oder Tempiphot“ und „Für schnelle Sport-Aufnahmen“ die „Dollina“ aus dem Camera Werk Certo in Dresden empfehlen. Die Amateurfotografie war längst zu einer erwerbsträchtigen Branche geworden, für die die Olympischen Spiele 1936 eine hervorragende Bühne darstellten.

Der Bildband von Emanuel Hübner enthält nach seinem Vorwort insgesamt 16 thematische Teile, nach denen er seine über 250 Fotos sortiert hat und uns mitnimmt zu den Olympischen Spielen und in das Berlin von 1936. Nach der Einführung in die „Amateurfotografie im Dritten Reich“ geht es zu den „Olympiavorbereitungen“, sodann auf das „Reichssportfeld“.

Danach nehmen wir am „Olympischen Fackellauf“ teil. Die „Eröffnungsfeier“ lässt nicht lange auf sich warten. Und was die sportlichen Wettbewerbe angeht, dürfen wir speziell bei der „Leichtathletik“ sowie dem „Schwimmen“ vorbeischauen und nehmen weitere „Wettkampfimpressionen“ (u.a. vom Turnen, Kanu, Radsport, Boxen) mit. Auch eine Spielszene mit erfolgreichem Korbwurf des Spielers mit der Rückennummer 5 des erstmals bei Olympischen Spielen veranstalteten Basketballturniers (unter freiem Himmel!) darf nicht fehlen.

Der Band schließt – wie das so üblich ist – mit einem umfassenden Anmerkungsapparat von ins-gesamt zwölf Seiten sowie einem Quellen- und Literaturverzeichnis.      

Prof. Detlef Kuhlmann

Emanuel Hübner: Olympia in Berlin. Amateurfotografen sehen die Olympischen Spiele 1936. München 2017: morisel. 220 Seiten; 24,90 Euro 

author: GRR

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