Präsentation der Besten in London mit britischem Humor? Yalemzerf Yehualaw, Brigid Kosgei, Peres Jepchirchir und Sifan Hassan mussten bei der Pressekonferenz auf Plastik-Klappstühlen Platz nehmen. Eilish McColgan brauchte nicht unbequem zu sitzen. Sie kann verletzungsbedingt nicht starten und war gar nicht erst in London. - Foto: TCS London Marathon
Olympiasiegerin, Weltrekordlerin und Titelverteidigerin treffen in London 2023 aufeinander
Mit dem London-Marathon startet am Sonntag der wohl bestbesetzte City-Marathon des Jahres. Jeweils sechs Männer und Frauen gehen mit persönlichen Rekorden von unter 2:04:00 beziehungsweise unter 2:18:00 Stunden ins Rennen.
Zumindest bei den Frauen dürfte es eine derartige Leistungsdichte bei einem City-Marathon noch nicht gegeben haben. In der britischen Metropole treffen dabei die Olympiasiegerin Peres Jepchirchir, die Weltrekordlerin Brigid Kosgei und die Titelverteidigerin Yalemzerf Yehualaw aufeinander.
Die aktuellen Wettervorhersagen dämpfen allerdings die Hoffnungen auf superschnelle Zeiten in London, denn es soll am Sonntag während des Rennens regnen bei kühlen 11 bis 12 Grad Celsius mit einem leichten Wind.
Die Vorjahressiegerin Yalemzerf Yehualaw hat der Olympiasiegerin und der Weltrekordlerin etwas voraus: Denn die Äthiopierin hat noch keinen Marathon verloren. Zwar ist Yalemzerf Yehualaw erst zwei Rennen über die 42,195 km gelaufen, doch die Ergebnisse hatten es in sich. In Hamburg triumphierte sie vor einem Jahr mit einem inoffiziellen Debüt-Weltrekord von 2:17:23 Stunden, in London war sie dann im Oktober nur drei Sekunden langsamer. „Ich habe mich sehr gut vorbereitet und bin froh, wieder in London laufen zu können. Ich möchte unbedingt meinen Titel verteidigen“, sagte die erst 23 Jahre alte Läuferin. „Mit so vielen starken Athletinnen im Feld hoffe ich, dass wir einen Kursrekord laufen oder vielleicht sogar den Weltrekord brechen.“
Den Londoner Streckenrekord hält seit 2003 die frühere britische Weltrekordlerin Paula Radcliffe mit 2:15:25 Stunden. Diese ehemalige globale Bestzeit unterbot Brigid Kosgei 2019 in Chicago mit 2:14:04. Hinter der Form der kenianischen Weltrekordlerin steht allerdings ein kleines Fragezeichen, denn sie berichtete während der Pressekonferenz in London von einem Muskelproblem im Oberschenkel während ihrer Vorbereitung auf den Marathon.
Zum ersten Mal in ihrer Karriere wird Peres Jepchirchir den London-Marathon laufen. „Ich wollte schon immer hier starten, denn das ist mein Traum-Rennen. Die Besetzung ist so stark, dass wir sogar den Weltrekord brechen können, sofern das Wetter gut ist“, sagte die Kenianerin, der die aktuellste Wettervorhersage wohl noch nicht bekannt war. Peres Jepchirchir hat seit 2018 kein Marathonrennen mehr verloren. Damals handelte es sich allerdings um den international wenig bedeutenden Eldoret-Marathon in Kenia, bei dem sie Dritte war. Nach den Olympischen Spielen 2021 gewann sie im gleich Jahr auch noch in New York und vor zwölf Monaten dann in Boston.
Während die Britin Eilish McColgan ihr mit Spannung erwartetes Marathon-Debüt aufgrund eines Knie-Problems verschieben musste, läuft mit Sifan Hassan die mehrfache Langstrecken-Olympiasiegerin erstmals über die 42,195 km. Die aus Äthiopien stammende Holländerin hat theoretisch das Potenzial, auf Anhieb ganz vorne mitzulaufen. Allerdings konnte oder wollte sie keine Einschätzung abgeben: „Es ist mein erster Marathon, deswegen kann ich nicht sagen, was ich erreichen könnte. Ich habe keine bestimmte Zeit im Kopf oder eine Platzierung. Ich will sehen was passiert und will ins Ziel kommen. Der London-Marathon ist wie ein Meisterschafts-Rennen: man weiß nicht, wer gewinnt“, sagte Sifan Hassan.
Der mittlerweile 40-jährige Kenenisa Bekele (Äthiopien) ist zwar mit 2:01:41 der schnellste Läufer im Feld, gehört aber wohl nicht mehr zu den Favoriten. Diese Rolle ist unter anderen Kelvin Kiptum zuzuschreiben. Der Kenianer gewann sein Debüt in Valencia sensationell mit 2:01:53 Stunden und ist damit der drittschnellste Läufer aller Zeiten. Er trifft in London unter anderem auf den Titelverteidiger Amos Kipruto (Kenia/Bestzeit: 2:03:13) und den Weltmeister Tamirat Tola (Äthiopien/2:03:39).
Während auch das Männer-Feld in der absoluten Spitze dicht besetzt ist, fällt es im Zeitbereich dahinter rapide ab. So ist Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) mit seiner Bestzeit von 2:11:03 die Nummer 14. auf der aktuellen Startliste. Er könnte bei dem Klassiker durchaus eine gute Platzierung erreichen.
Zumindest seine Marathon-Karriere wird Mo Farah am Sonntag in London beenden. Der mehrfache britische Langstrecken-Olympiasiegerin ist aber nicht mehr in der Form, um vorne mitlaufen zu können.
Topathleten und Bestzeiten
MÄNNER:
Kenenisa Bekele ETH 2:01:41
Kelvin Kiptum KEN 2:01:53
Birhanu Legese ETH 2:02:48
Amos Kipruto KEN 2:03:13
Tamirat Tola ETH 2:03:39
Kinde Atanaw ETH 2:03:51
Leul Gebresilase ETH 2:04:02
Seifu Tura ETH 2:04:29
Mo Farah GBR 2:05:11
Geoffrey Kamworor KEN 2:05:23
Brett Robinson AUS 2:07:31
Dewi Griffiths GBR 2:09:49
Chris Thompson GBR 2:10:52
Tom Gröschel GER 2:11:03
Frauen:
Brigid Kosgei KEN 2:14:04
Peres Jepchirchir KEN 2:17:16
Almaz Ayana ETH 2:17:20
Yalemzerf Yehualaw ETH 2:17:23
Sheila Chepkirui KEN 2:17:29
Tadu Teshome ETH 2:17:36
Genzebe Dibaba ETH 2:18:05
Sutume Kebede ETH 2:18:12
Judith Korir KEN 2:18:20
Alemu Megertu ETH 2:18:32
Susanna Sullivan USA 2:25:14
Sofia Yaremchuk ITA 2:25:36
Sifan Hassan NED Debüt
Jörg Wenig / Race News Service