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18
02
2022

„Olympiaprofessor“ Prof. Dr. Norbert Müller - Foto: Horst Milde

„Olympiaprofessor“ Prof. Dr. Norbert Müller verstorben

By GRR 0

Zwei Monate nach Vollendung seines 75. Lebensjahres ist der Mainzer Sportwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Müller nach längerer Krankheit verstorben. Sein großes Forschungsthema war die olympische Geschichte mit den olympischen Werten.

In Fachkreisen wurde Norbert Müller deswegen auch gern als „Olympiaprofessor“ bezeichnet. Er war von 1976 bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr 2012 ordentlicher Universitäts-Professor für Sportwissenschaft mit den Schwerpunkten Sportgeschichte und Sportethik am Institut für Sportwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz tätig.

Müller führte an der Uni Mainz u.a.1975 den Schwerpunkt Behindertensport ein und lehrte in der Praxis mit Begeisterung Leichtathletik – jene vielseitige Sportart, in der er selbst auf eine erfolgreiche Karriere u.a. als Hochspringer zurückblicken konnte. Er begeisterte sich schon als Sportstudent für die olympische Idee; seit 1968 besonders durch mehrere Aufenthalte in der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) im antiken Olympia.

Seine Diplomarbeit widmete er der Ideengeschichte dieser olympischen Forschungsstätte, seine Dissertation der damals überfälligen pädagogischen Erneuerung olympischer Ideale, wofür er den heute selbstverständlichen Begriff „olympische Erziehung“ prägte.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München berief ihn Walther Tröger (1929-2020) zum Protokollchef des Olympischen Dorfes. Später übte Norbert Müller unterschiedliche Funktionen in der olympischen Familie aus – sei es von 1981 bis 1998 als Vorsitzender des „Kuratoriums Olympischen Akademie“ des NOKs, der heutigen Deutschen Olympischen Akademie (DOA), und in den damit verbundenen internationalen Gremien: „Norbert Müller verdanken wir große Impulse mit seinen zahlreichen Projekten und Aktivitäten für die Weiterentwicklung des olympischen Gedankengutes“, würdigte Walther Tröger als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident die hohen Verdienste des Mainzer Olympiaforschers schon anlässlich des 70. Geburtstages von Müller.

Neben dem Olympischen Orden des IOC (1997) ehrte ihn Frankreich 2001 mit der Aufnahme in die Ehrenlegion: „Norbert Müller hat die olympische Forschung national und international geprägt und gestaltet. Dabei hat er sich stets um den wissenschaftlichen Nachwuchs gekümmert und ihn uneigennützig gefördert“, würdigt der Prof. Dr. Stephan Wassong, Leiter des Instituts für Sportgeschichte sowie Direktor des Zentrums für Olympische Studien an der Deutschen Sporthochschule Köln und Mitglied der IOC-Kommission Olympic Education die wissenschaftlichen Verdienste des Verstorbenen. Wassong folgte Müller 2017 als Präsident des Internationalen Coubertin-Komitees.

Norbert Müller wurde im Herbst 2008 in Anerkennung seiner sportwissenschaftlichen Leistungen, aber auch für sein jahrzehntelanges Engagement im NOK, im Deutschen Sportbund, in der Deutschen Olympischen Gesellschaft und im Landessportbund (LSB) Rheinland-Pfalz vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Im Deutschen Fußball-Bund gehörte er von 1996 bis 2012 der Jury des DFB-Wettbewerbs „fair ist mehr“ an. 2013 erhielt er den Ethikpreis der Deutschen Jugendkraft (DJK). Nach seiner Mainzer Berufszeit hatte er noch  eine Seniorenprofessur an der TU Kaiserlautern inne und befragte zuletzt in Rio mit seinen Studierenden über tausend Olympiagäste beim Modernen Fünfkampf zur Zukunft der Olympischen Spiele.

Von seinen zahlreichen Publikationen sei an jene zweibändige erinnert, in der Müller erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern aus dem Südwesten der Bundesrepublik Deutschland eine Stimme verleiht: In „Weißt Du noch damals?“ (2019) und „Das waren noch Zeiten“ (2017) hatte Müller zusammen mit Sportstudierenden der Uni Manz und der TU Kaiserlautern Persönlichkeiten über ihre Karriere im Sport befragt. Die „Promi-Palette“ beginnt bei Rudi Altig (1937-2016) und Horst Eckel (1932-2021), reicht über Cornelia Hanisch (geb. 1952), Marika Kilius (geb. 1943) und Ingrid Mickler-Becker (geb. 1942) bis zu Bernd Hölzenbein (geb. 1946), Walter Schröder (geb. 1932) und Horst Spengler (geb. 1950). Wenn wir uns an sie alle erinnern, erinnern wir uns stets auch immer an Norbert Müller.

Norbert Müller wurde in Speyer geboren und lebte mit seiner Familie in Mainz. Seinem olympischen Werteverständnis ist er ein Leben lang treu geblieben: „Das Leben des begeisterten Leichtathleten, Sporthistorikers und Professors für Sport war durch die fünf olympischen Ringe geprägt“, heißt es in einer Mitteilung des LSB Rheinland-Pfalz.

Norbert Müller ist am 16. Februar 2022 gestorben. Die Trauerfeier findet am 25. Februar um 10.15 Uhr in der Kirche St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim statt.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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author: GRR