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12
02
2018

OLYMPIA 2018 ©Horst Milde

OLYMPIA 2018 – Coubertin und Brundage wollten Viktoria Rebensburgs Lieblingsdisziplin abschaffen – Von KLAUS BLUME

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Hätte man doch nur auf Baron de Coubertin gehört oder zuminest auf Avery Brundage – kein Mensch würde heute einen Gedanken an Olympische Winterspiele verschwenden.

Oder gar mit Viktoria Rebensburg und Thomas Dreßen bibbern, ob deren alpine Rennen am Donnerstag in Pyeongchang erneut vom Sturm verweht werden. Der französische Edelmann Pierre de Coubertin ging zwar als Gründervater der neuzeitlichen sommerlichen Olympischen Spiele in die Geschichte ein, doch gegen deren winterliches Pendant hat er sich bis zu seinem Tode im Jahre 1937 mit aller Kraft gesträubt.

Warum?

Der Baron, ein Stadtmensch durch und durch, noch dazu ein frenetischer Anhänger des reinen Amateursports, konnte mit Sport im Winter nichts, aber auch gar nichts anfangen. Nur am Eiskunstlauf fand er Gefallen und wollte es deshalb in seine Sommerspiele integrieren. Doch das schlug fehl.

Als der Tourismus Anfang der 1920er Jahre aufzublühen begann und die olympische Idee 1924 auf einer so genannten „Internationalen Wintersportwoche" in Lausanne Wurzeln zu schlagen begann, soll der Baron über diese „Degeneration" des Sports gewettert haben. Und gehofft, weil nur 16 Nationen am Start waren, dieser Unsinn würde sich alsbald von ganz allein legen.

Doch nichts legte sich, denn hinter der olympischen Idee stand bereits der Kommerz, also die aufblühende Tourismus-Industrie, der Hotel-Bau und die emsigen Hersteller von Wintersportgeräten. Was übrigens auch Coubertins amerikanischen Nachfolger Avery Brundage aufs Äußerste erregte.

Sport, das war für ihn der reine Glaube an den Amateurismus.

Noch in den 1960er Jahren wollte der damalige IOC-Präsident Brundage die Winterspiele rigoros abschaffen. Aber dann kam – wenn auch schrittweise – doch der Geschäftsmann in ihm durch: die Stars, die TV-Anbieter, der zunehmende Kommerz – warum  sollte er sich da wehren?

Brundage ließ sich überdies davon überzeugen, dass der Riesenslalom dem Freizeit-Skifahren am nächsten kam. Also bestens für das olympische Programm geeignet erschien. 

Zumal sich um die Olympiasiegerinnen dieser Disziplin auch noch wunderschöne Geschichten rankten, wie zum Beispiel um die Allgäuerin Ossi Reichert, die 1956 im italienischen Cortina d‘Ampezzo – damals nur in einem einzigen Lauf – bei 27 Grad Kälte mit Startnummer eins auf der legendären Calanone della Tofana mit dreißig Jahren die Goldmedaille gewann. 

Zuvor schon hatte 1952 Mirl Buchner aus Garmisch in Oslo Bronze geholt – seitdem spricht man im Riesenslalom der Frauen von der deutschen Disziplin.

Und so etwas wollten Coubertin nicht zulassen und Brundage abschaffen!

Insgesamt achtmal stand eine deutsche Slalom-Artistin in dieser Disziplin auf dem olympischen Podest. Nach Mirl Buchner und Ossi Reichert Rosi Mittermaier (Zweite 1976), Irene Epple (Zweite 1980), Christa Kinshofer (Zweite 1988), Martina Ertl (Zweite 1994), Katja Seizinger (Dritte 1998) und Viktoria Rebensburg. Die Dame aus dem idyllischen Wildbad Kreuth holte 2010 Gold und 2014 Bronze. 

Sollte sie am Donnerstag erneut Olympiasiegerin im Riesenslalom werden, stünde sie damit auf einer Stufe mit den italienischen Ski-Legenden Alberto Tomba (1988 und 1992) und Deborah Compagnoni (1994 und 1998).

Also was ein Glück, dass weder Coubertin noch Brundage zum Zuge gekommen sind.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2

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