Um einen Hauch verpasste auch der Berliner Carsten Schlangen (3:41,54 sec) das Finale über 1.500 Meter. 55 Hundertstelsekunden hätte er schneller sein müssen
Olusoji Fasuba verhindert Gold für Dwain Chambers – Erbitterter Kampf um Mehrkampfmedaillen – IAAF Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia
Die ersten Medaillen der Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien) wurden am Freitagabend über die 60 Meter, im Kugelstoßen der Männer und im Fünfkampf der Frauen vergeben. Während die Sprintsieger Angela Williams (USA) und Olusoji Fasuba (Nigeria) sowie Kugelstoßer Christian Cantwell (USA) recht frisch die Halle verließen, kämpften Fünfkampfsiegerin Tia Hellebaut (Belgien) und ihre Kolleginnen bis zum Umfallen.
Die neue Hallen-Weltmeisterin im Mehrkampf, Tia Hellebaut, konnte ihre Ehrenrunde nicht bis zum Ende laufen. Nach 70 Metern musste sie aufgeben und wurde entkräftet von Helfern aus der Halle geführt. Nachdem sie mit 107 Punkten Vorsprung auf die Britin Kelly Sotherton in die abschließenden 800 Meter gegangen war, hatte sie bis zum letzten Zentimeter gekämpft und war erschöpft ins Ziel gefallen.
Aber der Einsatz hatte sich gelohnt. Mit 15 Punkten Vorsprung und 4.867 Zählern sicherte sich die 30-Jährige Gold vor der stärker eingeschätzten Britin Kelly Sotherton, der selbst eine neue persönliche 800-Meter-Bestleistung nicht mehr half. Dabei hatte sich Tia Hellebaut zuletzt hauptsächlich dem Hochsprung gewidmet, war dort 2006 Europameisterin geworden. Auch am Freitag legte sie in dieser Disziplin mit 1,99 Metern de Grundstock für Überraschungsgold.
Hilfe beim Verlassen der Halle
Bronze ging an die Russin Anna Bogdanova (4.753 Punkte). Aber auch im Kampf um die hinteren Plätze wurde kein Punkt verschenkt. Die ukrainische Titelverteidigerin Lyudmila Blonska, die letztlich nur Achte und damit Letzte wurde (4.474 Punkte), strauchelte auf den letzten Metern und schleppte sich nur mühsam ins Ziel. Die Bahn verließ sie unter dem Applaus des Publikums von Sanitätern getragen auf einer Liege.
Weniger spektakulär, aber genauso spannend endeten die Finals über 60 Meter. Die nigerianische Mitfavoritin Ene Franca Idoko verspielte alle Chancen mit einem Strauchler zu Beginn des Rennens. Dies nutzte die US-Amerikanerin Angela Williams aus und stürmte in 7,06 Sekunden zu Gold vor der Britin Jeanette Kwakye (7,08 sec) und Tahesia Harrigan (7,09 sec), die beide einen neuen Landesrekord erzielten. Für Angela Williams war es die dritte Hallen-WM-Medaille.
Olusoji Fasuba verhindet Gold für Dwain Chambers
Der „Worst Case“ über 60 Meter wurde noch einmal abgewendet, indem sich der Nigerianer Olusoji Fasuba in 6,51 Sekunden Gold ersprintete und dem von vielen unerwünschten Ex-Doper Dwain Chambers nur Silber ließ. Der Brite teilte sich den zweiten Platz in 6,54 Sekunden mit dem 100-Meter-Ex-Weltmeister Kim Collins (St. Kitts&Nevis). Die deutschen Sprinter Marius Broening (LAV asics Tübingen; 6,67 sec) und Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München; 7,28 sec) waren im Halbfinale ausgeschieden.
Einen überragenden Wettkampf lieferte Kugelstoßer Christian Cantwell, der in jedem seiner fünf gültigen Versuche die 21-Meter-Marke übertraf und sich mit 21,77 Metern gegen seinen Landsmann Reese Hoffa (21,20 m) und den Polen Tomasz Majewski (20,93 m) durchsetzte. Dem unzufriedenen Leipziger Peter Sack blieb mit 20,05 Metern lediglich der achte Rang.
Achter Titel für Maria Mutola?
Maria Mutola hat weiterhin die Chance, ihren achten Hallen-Weltmeistertitel über 800 Meter zu gewinnen. Die Mosambikanerin beendete ihren Vorlauf in 2:04,82 Minuten als Erste und trifft im Halbfinale unter anderen auf die WM-Dritte Mayte Martinez aus Spanien (2:04,92 min). Die beiden Russinnen Natalya Ignatova (disqualifiziert) und Mariya Savinova (2:06,72 min), Nummer zwei und drei der Weltjahresbestenliste, schieden hingegen aus. Die schnellste Vorlaufzeit bei den Männern ging auf das Konto des Sudanesen Abubaker Kaki Khamis (1:47,80 min). Aus dem Favoritenkreis erreichte lediglich der Kenianer Richard Kiplagat, der disqualifiziert wurde, nicht die nächste Runde.
Im Dreisprung der Männer hieß es „Sachen packen“ für Randy Lewis (Grenada; 16,77 m), der in Leverkusen trainiert und mit 17,27 Metern als Zweitbester des Jahres angereist war. Die Qualifikation gewann der Kubaner Arnie David Girat (17,20 m) vor Aarik Wilson (USA; 17,13 m). Auch Hallen-Europameister Phillips Idowu (Großbritannien; 17,05 m) Weltmeister Nelson Évora (Portugal; 16,93 m) und der Olympia-Dritte Danil Burkenya (Russland; 16,83 m) zogen eine Runde weiter.
Russinnen dominieren
Schnellster Viertelmeiler des Tages war der Schwede Johan Wissman, der im Vorlauf in 46,12 Sekunden eine neue persönliche Bestleistung lief. Aus und vorbei war der Wettkampf allerdings für Titelverteidiger Alleyne Francique (Grenada), der in 48,64 Sekunden weit hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb. Die Vorläufe über 400 Meter der Frauen dominierten wie erwartet die Russinnen Olesya Zykina (51,96 sec) und Natalya Nazarova (52,40 sec) als Schnellste. Gold geht am Sonntag im Finale wohl nur über dieses Duo.
Mit Minimalaufwand von einem Sprung über 4,55 Meter zog Superstar Yelena Isinbayeva (Russland) in das Stabhochsprungfinale ein. Nach zwei Sprüngen mehr – jedoch auch ohne Fehlversuch – buchte auch die Mainzerin Anna Battke ihr Ticket für die Runde der letzten Neun. Mit 4,50 Metern stellte sie ihre zwei Wochen alte Bestleistung ein. Julia Hütter (LAZ Bruchköbel) kam als Zehnte über 4,35 Meter und die Qualifikation nicht hinaus.
Um einen Hauch verpasste auch der Berliner Carsten Schlangen (3:41,54 sec) das Finale über 1.500 Meter. 55 Hundertstelsekunden hätte er schneller sein müssen, um mit den Äthiopiern Deresse Mekonnen (3:39,74 min) und Mekonnen Gebremedhin (3:37,16 min) sowie dem Kenianer Daniel Kipchirchir Komen (3:39,07 min) am Samstag an der Startlinie des Finals zu stehen.
Die Wettkämpfe beginnen am Samstag um 10:00 Uhr mit dem Siebenkampf der Männer und abends um 17:00 Uhr mit dem 3.000-Meter-Finale der Frauen.
Quelle: DLV – Anja Herrlitz