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06
12
2016

Konstanze Klosterhalfen ©Wilfried Raatz/ wus-media

Ohne DLV-Männerteam zur Cross-EM nach Chia – 25 deutsche Crossläufer für die Europameisterschaften in Chia nominiert – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Mit einem erfreulich großen Aufgebot reist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zu den Cross-Europameisterschaften am 11. Dezember ins italienische Feriendomizil Chia auf Sardinien.

25 Athleten hat dazu der DLV nominiert, darunter auch vier Olympiastarter von Rio (Grossbritannien besetzt alle möglichen 36 Plätze!). Im Normalfall sieht auf Sardinien ein Urlaub etwas anders aus, aber Mitte Dezember ist alleine Crosslaufen das Thema im Chia Laguna Resort, wo praktischerweise alle Mannschaften unterkommen werden.

Ganz in der Nähe liegt der 1500 m-Rundkurs, auf dem es in sechs Wettbewerben um die Medaillen geht.

Dabei geht der DLV mit durchaus berechtigten Medaillenchancen in die sechs Wettbewerbe, traditionsgemäß mit besonderen Erwartungen bei den Juniorinnen im U20- und U23-Bereich.

Zweimal wird dabei der DLV als Titelverteidiger genannt – ausschließlich jedoch im weiblichen U20-Wettbewerb. Vor Jahresfrist gewann im französischen Toulon-Hyères Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) überraschend den Titel vor der Britin Harriet Knowles-Jones und ihrer Ulmer Teamkollegin Alina Reh, den zweiten Titel holte sich Konstanze zusammen mit Alina und den beiden unter den Top 10 platzierten Sarah Kistner (6.) und Franziska Reng (10.).

Nach ihren zuletzt gezeigten Leistungen in Darmstadt und Pforzheim sind sowohl Konstanze als auch Alina erneut Medaillenanwärterinnen. Für die Mannschaft sieht es hingegen nicht so rosig aus, denn Franziska ist altersbedingt in die U23-Kategorie aufgerückt und Sarah fehlte wegen einer Erkrankung in Darmstadt. Obwohl man in Bundestrainerkreisen der Berglauf-Weltmeisterin eine Wildcard zugestehen wollte, fehlt sie aber in der finalen Nennung.

Das weitere Aufgebot besteht aus der Neu-Regensburgerin Miriam Dattke, Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) und Antonia Schiel (TSV Wennigsen). Als sechste Läuferin ist zudem Esther Jacobitz (LAV Bayer Uerdingen-Dormagen) genannt. Von Interesse ist sicherlich auch das Abschneiden von Delia Sclabas, die beim Darmstadt-Cross hinter Konstanze und Alina überraschend auf Rang drei vorgelaufen war. Im Sommer hatte die junge Schweizerin als zweifache U18-Europameisterin über 1500 m und 3000 m schon einmal für besondere Schlagzeilen gesorgt.   

Gute Chancen sollte auch die U23-Mannschaft mit Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), Anna Gehring (SC Itzehoe), Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg), Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Carolin Kirtzel (Hamburger SV) haben, vor allem nach den starken Vorstellungen der Darmstadt-Cross-Siegerin Caterina Granz und der Tiburg-Zweiten Anna Gehring sollte auch hier eine Medaille möglich sein.

Auf Medaillenkurs ist gewiss auch Amanal Petros (SV Brackwede), der im Vorjahr überraschend als Dritter auf dem Siegerpodest stand. Nach einem Sturz in Tilburg wird er sich zwar sicherlich aus einem dichten Gedränge heraushalten wollen, was freilich keineswegs seine Medaillenchancen mindern sollte.

Dabei kommt es zum erneuten Duell der Medaillengewinner mit Jonny Davies (1./ Groß-Britannien) und Carlos Mayo (2./ Spanien), vielleicht kann auch der Tiburg-Sieger Napoleon Solomon (Schweden) hier ein entscheidendes Wort mitsprechen. Mit Patrick Karl (TV Ochsenfurt), Tobias Blum, Simon Boch (beide LG Telis Finanz Regensburg) und Kidane Tewolde (LGO Dortmund) stehen weitere leistungsstarke Athleten parat, die sich in Darmstadt und Tilburg für das Europa-Championat empfohlen hatten.

Als Maßstab gilt für die U23-Junioren der fünfte Rang des Vorjahres.

Mit einer ausgeglichenen Mannschaft tritt der DLV bei den U20-Junioren an. Um Crossmeister Lukas Eisele (LG Filder) und Darmstadt-Sieger Jannik Seelhöfer (SC Melle) hat sich ein Team geschart, das besser als den im Vorjahr erreichten Rang 6 abschneiden sollte.

Spanien gegen die kenianischen Türken mit dem Titelverteidiger Aras Kaya oder dessen Partner Polat Kemboi Aykan – das Duell scheint auch bei den 23. Cross-Europameisterschaften im Lauf der Männer über 10.150 m das Thema zu sein.

Einziger deutscher Starter ist dabei Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), der sich mit einem achtbaren Resultat in Tilburg qualifizieren konnte. Als einer der stärksten Leichtathletik-Verbände weltweit verzichtet der DLV allerdings auf eine Mannschaft, zumal der 5000 m-EM-Dritte Richard Ringer den Fokus im Winter auf das europäische Hallen-Championat gelegt hat und nicht zur Verfügung steht.

So ist der Regensburger erneut Einzelkämpfer, dem in seiner bislang besten Saison mit Rang sieben im EM-Finale über 5000 m und seinem guten Abschneiden bei Olympia ein ähnlich starkes Resultat wie in Toulon-Hyères zuzutrauen ist (Rang 12).

Ohne die im Vorjahr Gold und Silber gewinnenden Sifan Hassan (Niederlande) und Kate Avery (Groß-Britannien) wird das Frauenrennen über 8.150 m gestartet.

Dadurch rückt die norwegische Cross-Dritte Karoline Grovdal zwangsläufig stärker ins Zentrum des Interesses, allerdings trifft sie auf ihre in Amsterdam sowohl über 5000 m als auch über 10.000 m dominierenden früheren Kenianerin Yasemine Can im Trikot der Türkei. Medaillenchancen haben allerdings auch Fionnuala McCormack (Irland) und Gemma Steel (Großbritannien).

Mit Julia Bleasdale wird eine bislang im GBR-Team erfolgreiche Läuferin erstmals für Deutschland starten, allerdings ist die Neu-Hamburgerin nach einer langen Verletzungspause erst allmählich wieder Schwung gekommen, sollte aber für die deutsche Mannschaft, die überraschend gegen die Nominierungskriterien nominiert wurde, mit Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg), Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) und Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) eine wertvolle Unterstützung sein.     

Wilfried Raatz  

 

author: GRR

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