Österreichischer Leichtathletik-Verband - ÖLV präsentiert Leistungssportkonzept für die Jahre 2013 bis 2016 ©Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV)
Österreichischer Leichtathletik-Verband – ÖLV präsentiert Leistungssportkonzept für die Jahre 2013 bis 2016
Ambitionierte Ziele für den sportlichen Erfolg und der Ausbau leistungsfördernder Strukturen geben einen Erfolgsmaßstab vor. Zentraler Gedanke: Leistungsförderung ist ein gemeinsamer Prozess. ÖLV-Präsident Ralph Vallon: „Wir setzen die internen Schritte, aber es fehlen uns Ressourcen für Trainingsstätten und Trainer!“
Der Österreichische Leichtathletik-Verband setzt einen ambitionierten Schritt und legt erstmals ein umfassendes Leistungssportkonzept vor. Darin sind für die Jahre 2013 bis 2016 konkrete Ziele des Verbandes und die Aufgaben aller Beteiligten und die dazu nötige Stärkung der Strukturen beschrieben. ÖLV-Präsident Ralph Vallon: „Vieles ist in Bewegung im österreichischen Sport. Wir setzen mit unserem Konzept die internen Schritte. Aber es fehlen uns Ressourcen für Trainingsstätten und Trainer, ohne die wir nicht vorankommen können. Darauf wollen wir hinweisen.“
Erfolge brauchen leistungsfördernde Strukturen
Der ÖLV hat in den zurückliegenden Jahren u. a. mit dem Weltmeistertitel im Berglauf durch Andrea Mayr, mit dem Finalplatz von Beate Schrott bei den Olympischen Spielen in London und mit zunehmend erfolgreichen Athletinnen und Athleten in den Altersklassen U18, U20 und U23 Potential für Erfolge nachgewiesen. Die internationale Konkurrenzsituation erfordert zur Sicherung und Steigerung dieser Erfolge einen systematischen Ausbau von leistungsfördernden Strukturen.
Trainingsstätten und Trainer sind zentral
Jürgen Mallow, ehemaliger Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und seit November 2012 ÖLV-Vizepräsident Leistungssport: „Die Trainingsbedingungen in Österreich sind, höflich ausgedrückt, stark verbesserungsfähig. Es gibt kein vergleichbares Land in Europa mit derart schlechten Wintertrainingsmöglichkeiten. Die Trainings müssen dann gemacht werden können, wenn sie zur Vorbereitung auf einen Wettkampf nötig sind, nicht dann, wenn die Halle gerade offen hat.“
Dazu betont er die Wichtigkeit der Trainer: „In Österreich gibt es nur fünf hauptamtliche Trainer mit riesigen administrativen Aufgaben. Das ist zu wenig. Allein in Bayern, das von der Größe her vergleichbar ist, aber keine bundesweiten Aufgaben hat, sind es sechs.“
Wunsch nach Änderungen bei Nachwuchsförderung
Sonja Spendelhofer, ÖLV-Vizepräsidentin Nachwuchs und Vorstandsmitglied im ÖOC, wies auf den erfreulichen Aufschwung im österreichischen Leichtathletik-Nachwuchs hin. „Wir haben Talente und viel Potenzial. Es gibt Vorzeigesportler wie Ivona Dadic und Nikolaus Franzmair, die noch Nachwuchsathleten sind. Das Fördersystem von Sporthilfe und Team Rot Weiß Rot entspricht jedoch nicht dem Weg junger Leichtathleten.
Internationale Nachwuchsmeisterschaften als anerkannten Leistungsnachweis gibt es nur alle zwei Jahre. Trotzdem fallen manche Sportler schon nach einem Jahr aus den Förderungen heraus. Hier sollte es um die Perspektive gehen, die jemand hat, nicht um eine einzelne, punktuelle Leistung. In diesem Sinn hoffen wir auf eine Änderung des Fördersystems.“
Verlässliche Trainingsmöglichkeit ist essentiell
1.500m-Olympiateilnehmer Andreas Vojta (team2012.at) betonte aus Sicht eines Athleten die Wichtigkeit von Trainingsstätten: “Ich muss wissen, dass ich vor einer Meisterschaft oder einem wichtigen Meeting an einem bestimmten Tag in der Halle trainieren kann, und nicht im Winter in den Schnee raus muss, weil zum Beispiel wegen einer Katzenausstellung kein Lauftraining möglich ist.
Die Kombination von Trainern und Trainingsmöglichkeiten, wie es geplant ist, ergibt einen Multiplikator-Effekt. So wird auch der Nachwuchs angeregt. Es kommt ja einiges nach in Österreichs Leichtathletik. Es ist vieles möglich!“ Jürgen Mallow ergänzte: „International ist es üblich, dass an sieben Tage die Woche, vormittags und nachmittags, trainiert werden kann.“
Konkrete Schritte: Bundesleistungszentren Wien und Linz
Die Konzentration des Spitzentrainings in Leichtathletik-Bundesleistungszentren (Wien, Linz) und Leichtathletik-Bundesstützpunkten (derzeit Dornbirn, Graz, Innsbruck, Salzburg) soll die Zusammenarbeit fördern und für eine Bündelung der Kräfte in allen Bereichen sorgen. „Für Wien hätten wir gerne zu mindestens eine Trainingshalle, wie es sie in Schielleiten gibt. Wir sind mit einem zweiten Fachverband im Gespräch, um im neuen Wiener Stadtteil Aspern etwas zu erreichen. Auch am Cricket Platz ist etwas im Entstehen. Wir sind daran, in Klagenfurt die Bedingungen weiterzuentwickeln.
Wir müssen die Partnerschaft mit der Wirtschaft verstärken, aber wir brauchen auch Unterstützung vom Sportministerium. Das neue Sportförderungsgesetzt, das den Fachverbänden 4-5 Millionen Euro zusätzlich bringen soll, ist für uns ein Schritt in die richtige Richtung.“
Das ÖLV-Leistungssportkonzept wurde am 19.04. vom ÖLV-Vorstand beschlossen und am 23.04. bei einem Pressegespräch im Haus des Sports vorgestellt.
ÖLV Leistungssportkonzept 2013-2016 (Zusammenfassung)
Zentraler Gedanke ist das Verständnis der Leistungsförderung als gemeinsamer Prozess. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten im ÖLV – Vereine, Landesverbände, Vorstand, öffentliche Institutionen, Sponsoren – bilden die Grundvoraussetzung für eine kontinuierliche Leistungsentwicklung vom Nachwuchs bis zur Spitze. Talentsuche, Kaderförderung und Trainersystem sind die wichtigsten Punkte.
Konkrete Ziele für Erfolg und Strukturen
Konkrete Zielsetzungen geben einen Erfolgsmaßstab vor. Dabei werden sportliche Ziele für Spitze und Nachwuchs festgeschrieben, ebenso Strukturziele für die Verbesserung des Trainingsumfeldes und des Trainersystems.
Die Konzentration des Spitzentrainings in Leichtathletik-Bundesleistungszentren (Wien, Linz) und Leichtathletik-Bundesstützpunkten (derzeit Dornbirn, Graz, Innsbruck, Salzburg) soll die Zusammenarbeit fördern und für eine Bündelung der Kräfte in allen Bereichen sorgen.
Besonderer Fokus ist auf einen erhöhten Aufwand bei der Ausbildung von überdurchschnittlichen Talenten und auf das Training der international konkurrenzfähigen Athletinnen und Athleten zu legen. Der ÖLV stellt sich dieser Herausforderung. Wir benötigen allerdings zur Umsetzung der ambitionierten Ziele eine verstärkte Unterstützung aller im System der Leistungsförderung tätigen Partner.
Der Weg zur Stärkung der Olympischen Kernsportart in Österreich ist damit in konkreten, herausfordernden aber realistischen Schritten vorgezeichnet. Die erforderlichen Maßnahmen sind aus den vorhandenen Mitteln nicht zu finanzieren.
Leichtathletik ist, bedingt durch die große Anzahl von Spezialdisziplinen, die Größe der Nationalmannschaften, die Zahl der zu fördernden Kaderathleten und die dafür benötigten Trainer eine kostenintensive Sportart.
Ohne die erforderlichen finanziellen Ressourcen kann die österreichische Leichtathletik nicht international konkurrenzfähig sein. Mit den bisherigen Fördermitteln ist es in den vergangenen Jahren gelungen, das ÖLV Lehrgangssystem (mit hohen Anteilen an Eigenbeteiligung der geförderten Kaderathleten) und die wachsenden Entsendungskosten für die Vorbereitungs- und Qualifikationswettkämpfe und die Entsendung zu den tatsächlichen Großereignissen zu finanzieren.
Der erforderliche Ausbau professioneller Strukturen bei den Trainern, deren ständige Qualifizierung, der Ausbau eines leistungsfähigen Systems zur Sicherung der erforderlichen trainingsbegleitenden Maßnahmen sind mit den derzeit vorhandenen Mitteln nicht mehr zu finanzieren.
Dem Duo Trainer und Athlet wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Neben Trainer und Athlet ist auch das Umfeld mit Masseuren, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern, Ärzten und weiteren Experten von großer Bedeutung.
Ergebnisorientierte Ziele:
Allgemein:
Ziel des ÖLV ist,
• dass aus jedem Elitekader mindestens 75% auch nach zwei Jahren im A-/B Kader oder in der nächsthöheren Altersklasse als Elitekader-Athleten gefördert werden.
• bis 2015 bei der Team-EM in die 2. Leistungsklasse (1. Liga) aufzusteigen.
• zu den Europameisterschaften (Männer, Frauen, U23, U20) Staffeln vorzubereiten und zu entsenden; Ziel sind regelmäßige Finalteilnahmen.
Allgemeine Klasse / Spitze:
Wir fördern derzeit 24 A-/B-Kader-Athleten in den olympischen Disziplinen. Auf dieser Basis formulieren wir die nachstehenden ambitionierten Ziele:
• 15 Starter bei der EM 2014, zusätzlich eine Staffel.
• Mindestens 10 Starter bei den Olympischen Spielen 2016. Das Ergebnis von London 2012 soll deutlich verbessert werden (Erreichen von Halbfinals und Vorkämpfen, Steigerung der Nationenpunkte)
• Bei den EM 2014 und 2016 sollen mindestens 1 Drittel aller Nominierten (außer Mehrkampf, Straßenlauf) die 2. Runde (Semifinale, Vorkampf) erreichen.
Nachwuchs (U23, U20, U18)
Wir fördern 20 Elitekader-Athleten in der Altersklasse U23, 18 Athleten in der Altersklasse U20, 18 Athleten in der Altersklasse U18.
Auf dieser Basis formulieren wir die nachstehenden Ziele:
• Wir möchten in Summe in diesen drei Nachwuchsklassen (U23+U20+U18) im Jahr 2013 insgesamt 35 Starter zu den Europameisterschaften und Weltmeisterschaften entsenden.
• Im Jahr 2015 sollen es 40 sein.
• Wir wollen 2013 mehr Nationenpunkte in den Altersklassen U23+U20+U18 (gesamt) erzielen als im Jahr 2011. Die Anzahl der Nationenpunkte soll von 2013 auf 2015 weiter steigen.
• Mindestens 60% aller EM-Nominierten in den Altersklassen U23 und U20 (außer Mehrkampf und Langstreckenlauf) sollen die 2. Runde (Semifinale, Vorkampf) erreichen.
• Mindestens 1 Drittel aller WM-Nominierten in den Altersklassen U20 und U18 (außer Mehrkampf) soll die 2. Runde (Semifinale, Vorkampf) erreichen.
Strukturziele:
Trainingsstätten, Wettkampfstätten, Betreuungsumfeld
• Wir werden bis 2016 ein funktionierendes System an Bundesleistungszentren (Wien/Südstadt, Linz), Bundesstützpunkten (Dornbirn, Graz, Innsbruck, Salzburg) und Landesleistungszentren (an allen BLZ/BStP) einrichten. Neue Standorte können in beiden Kategorien hinzukommen, wenn die Kriterien erfüllt sind.
• Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten in Wien bzw. in der Südstadt durch die Verfügbarkeit einer eigenen Leichtathletik-Trainingshalle.
• Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten in Linz durch eine höhere Verfügbarkeit von Hallen-Trainingsmöglichkeiten entweder in der Tips-Arena oder durch die Einrichtung einer Leichtathletik-Trainingshalle.
• Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten in Graz und Innsbruck durch Schaffen von geeigneten Möglichkeiten für das Wintertraining (z.B. Leichtathletik-Trainingshalle, Sprintkorridor, Sprunghalle)
• Verbesserung der Wettkampfmöglichkeiten in Wien bzw. in der Südstadt durch Verfügbarkeit mindestens einer staatsmeisterschaftstauglichen Anlage (8 Rundbahnen, alle Nebenanlagen, überdachte Tribüne).
Trainer im Leistungssport
Wir werden ab 2013 systematisch Maßnahmen zur Weiterqualifizierung von Trainerinnen und Trainern auf allen Ebenen setzen:
o Indem wir gemeinsam mit den Landesverbänden einen Fortbildungskalender mit mehr als 20 halbtägigen bzw. eintägigen Leichtathletik-Fortbildungen pro Jahr etablieren.
o Indem wir (ab Herbst 2013) ein Lizenzsystem für Instruktoren und Trainer in Verbindung mit der Förderung bei ÖLV-Kursen und Entsendungen einführen.
• Wir werden die Zahl der Heimtrainer von Elitekader-Athleten bis 2015 um mindestens 20% erhöhen.
• Wir werden jährlich mindestens fünf Patenschaften zwischen Top-Trainern und engagierten Nachwuchstrainern einrichten und fördern.
• Wir wollen gemeinsam mit den Landesverbänden in den kommenden zwei Jahren 150 neue Leichtathletik-Übungsleiter ausbilden.
• Wir benötigen wesentlich mehr Hauptamtlichkeit im Trainerbereich (derzeit drei Vollzeit-Stellen), um die Qualität im Trainingsbetrieb sicher zu stellen.
Basis der Kaderarbeit
Wir wollen die Trainer und Übungsleiter für die Altersklasse U16 und U14 in allen Landesverbänden in ihrer Arbeit unterstützen
o indem wir Ihnen gezielte Weiterbildungen für das Grundlagentraining anbieten und
o indem wir die besten Nachwuchssportler dieser Altersklassen in Landeskader berufen und systematisch schulen (Stützpunkttraining, Kurse).
Wettkampfförderung:
• Wir werden in den nächsten Jahren mehr Austrian Top-Meetings in Österreich etablieren (statt derzeit zwei mindestens vier).
• Wie werden unsere Elitekader-Athleten durch die Zusammenarbeit mit anderen nationalen Verbänden, Veranstaltern und Managern verstärkt unterstützen, um durch die Teilnahme an gezielt ausgewählten internationalen Meetings ihre Konkurrenzfähigkeit steigern zu können.
Andreas Maier – Österreichischer Leichtathletik-Verband- ÖLV
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