Andreas Vojta aus der Höhe zur EM - Andreas Vojta war vor zwei Jahren in Barcelona der Aufsteiger im ÖLV-Team. Völlig unerwartet schaffte er es ins 1500m-Finale. Dort will er auch diesmal hin. „Ich möchte mich in Helsinki in guter Form präsentieren. ©Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV)
Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV) – News – Leichtathletik EM in Helsinki eröffnet heißen Olympiasommer
Von Mittwoch, 27. Juni bis Sonntag, 1. Juli gehen in Helsinki, Finnland, die Leichtathletik Europameisterschaften über die Bühne. Damit wird auf internationaler Ebene ein Leichtathletiksommer eingeläutet, wie er spannender und ereignisreicher nicht sein kann. Erstmals findet die Freiluft-EM auch in einem Olympiajahr statt, womit ein neuer Zwei-Jahres-Rhythmus für diese Titelkämpfe startet.
Bisher wurden Freiluft-Europameisterschaften nur alle vier Jahre durchgeführt. Als Generalprobe im unmittelbaren Vorfeld der Olympischen Spiele und als wichtiger internationaler Start für jene Athleten, die nicht in London antreten können oder sich noch qualifizieren wollen, ist der Stellenwert sehr hoch.
1342 Athletinnen und Athleten aus allen 50 Mitgliedsländern von European Athletics sind im traditionsreichen Olympiastadion von 1952 am Start, darunter viele Stars, die auch bei den Olympischen Spielen im Fokus stehen werden, wie Frankreichs Sprint-Ass Christophe Lemaitre oder Großbritanniens Langstrecken-Weltmeister Mo Farah. Der Österreichische Leichtathletik-Verband hat zehn Athletinnen und Athleten für die EM in Helsinki nominiert.
Männer
100m Ryan Moseley (Union Salzburg)
800m Raphael Pallitsch (LaufImpuls Oggau)
Andreas Rapatz (VST Laas)
1500m Andreas Vojta (team2012.at)
1500m | 5000m Brenton Rowe (team2012.at)
Diskuswurf Gerhard Mayer (SVS)
Zehnkampf Dominik Distelberger (UVB Purgstall)
Frauen
100m Hürden Victoria Schreibeis (DSG Volksbank Wien)
100m Hürden Beate Schrott (Union St. Pölten)
Hochsprung Monika Gollner (KLC)
„Ich bin optimistisch, dass wir ein besseres Gesamtresultat erreichen, als bei der EM vor zwei Jahren in Barcelona, wo ein neunter Platz von Ryan Moseley unser bestes Ergebnis war. Es ist ein Aufwärtstrend in der österreichischen Leichtathletik zu spüren. Die Europameisterschaften sind die perfekte Eröffnung für die unmittelbare Olympiasaison. Dafür wünsche ich unseren Sportlern alles Gute", so ÖLV-Präsident Ralph Vallon.
Mit Diskuswerfer Gerhard Mayer und Hürdensprinterin Beate Schrott sind im ÖLV EM-Team zwei Athleten, die vom ÖOC bereits fix für die Olympischen Spiele nominiert worden sind. 1500m-Läufer Andreas Vojta hat das Limit ebenfalls bereits erbracht. Insgesamt sieben Athleten aus diesem Team haben die Qualifikationslimits für Helsinki heuer geschafft. Dominik Distelberger und Ryan Moseley sind aufgrund ihrer Vorjahresleistungen bei der EM startberechtigt. Monika Gollner wurde nach einigen Ausfällen mit ihrer Saisonbestleistung von 1,89 Meter von European Athletics zur Teilnahme eingeladen.
Gerhard Mayer will in den Endkampf
Die drei Olympia-Athleten Mayer, Schrott und Vojta sind es, die als deklariertes Ziel die Finalteilnahme in Helsinki angeben. Alle drei haben sich zuletzt in guter Form präsentiert. Diskuswerfer Gerhard Mayer, der am 17. Juni seine Saisonbestleistung auf gute 63,33 Meter gesteigert hat: „Es ist toll, vor den Olympischen Spielen einen Bewerb auf solch hohem Niveau bestreiten zu können. Es wird ein harter Wettkampf, von der Klasse her wohl ähnlich wie in London. Mit meiner bisherigen Saison bin ich zufrieden. Ich hätte mir nur einen Ausreißer nach oben gewünscht, aber der sollte noch kommen", so der WM-Achte von Berlin 2009. Bei Europameisterschaften hat der Niederösterreicher bisher noch nie den Finaleinzug geschafft. Sowohl 2006 in Göteborg wie auch 2010 in Barcelona erreichte er den 15. Platz.
Beate Schrott studiert Finalchancen
Beate Schrott hat mit mehreren Siegen und schnellen Zeiten ihre Anwartschaft auf einen Finalplatz über 100 Hürden untermauert. Ihre Saisonbestzeit von 12,99 Sekunden bei Gegenwind in St. Pölten und weitere starke Rennen deuten an, dass demnächst auch ihr ÖLV-Rekord von 12,95 wackeln könnte. „Helsinki ist ein sehr wichtiger Wettkampf, eine Generalprobe für Olympia. Ich will ins Finale, versuche aber, das ganz locker anzugehen. Ich habe an der Verbesserung meines Starts gearbeitet und hoffe, dass es Wirkung zeigt", erklärt die Hallen-WM Siebte von Istanbul. In Helsinki hat die Medizinstudentin auch Lernunterlagen dabei, denn am 2. Juli gilt es für die St. Pöltnerin, eine Jahresprüfung auf der Uni zu bestehen.
Andreas Vojta aus der Höhe zur EM
Andreas Vojta war vor zwei Jahren in Barcelona der Aufsteiger im ÖLV-Team. Völlig unerwartet schaffte er es ins 1500m-Finale. Dort will er auch diesmal hin. „Ich möchte mich in Helsinki in guter Form präsentieren. Wenn es taktische Rennen gibt, hoffe ich, dass mir meine Geschwindigkeit auf Unterdistanzen zu Gute kommt", sagt er. Vojta ist im Freien heuer erst einmal über 1500m gestartet und hat beim Diamond League Meeting in Oslo sehr gute 3:38,09 Minuten erzielt. Darüber hinaus hat er sich auf längeren Distanzen (5000m in 13:53,47) und kürzeren Distanzen (800m in 1:47,28) deutlich verbessert. Vojta kommt direkt vom Höhentraining in St. Moritz nach Helsinki und setzt dort unmittelbar danach seine Olympiavorbereitung wieder fort.
800m mit Andreas Rapatz und Raphael Pallitsch
Über 800 Meter ist Österreich mit Andreas Rapatz und Raphael Pallitsch gleich zweifach vertreten. Beide Hallen-WM Semifinalistin hatten nach gutem Saisonstart zuletzt leichte Probleme, hoffen aber, für Helsinki fit zu sein. Rapatz war nach einem guten Auftakt Anfang Juni in Regensburg (1:47,38) durch Magenprobleme geschwächt. „Es wird eine sehr knappe Entscheidung um den Aufstieg in Helsinki. Die 800m sind heuer unglaublich dicht. Sehr viele Leute sind auf einem ähnlichen Niveau. Mein Minimalziel ist aber das Halbfinale", sagt der in Krems lebende Kärntner. Der Burgenländer Raphael Pallitsch, mit 22 Jahren einer der jungen Hoffnungsträger, hat heuer mit vielen guten Rennen internationale Erfahrung sammeln können. „Ich habe die Saison früh begonnen, um das Olympialimit angreifen zu können. Mitte Juni bin ich jedoch krank geworden. Ich habe die Auswirkungen der vielen Rennen schon gespürt, hoffe aber, dass ich für die EM wieder frisch bin. Insgesamt bin ich gut vorbereitet und will ins Semifinale aufsteigen", so Pallitsch, der am 25. Mai in Dessau mit 1:47,21 persönliche Bestzeit gelaufen ist.
Beide 800m-Läufer sind auch noch auf der Jagd nach dem Olympialimit für London (1:46:30 Minuten). Ob dies in Helsinki bei oft taktischen Meisterschaftsrennen möglich ist, wird sich zeigen.
Dominik Distelberger kämpft zehnfach
Dominik Distelberger, mit 22 Jahren der jüngste im österreichischen EM-Team, steht gleich zum Auftakt der Meisterschaften zwei Tage lang im Blickpunkt. Der Zehnkämpfer ist nach einer Sprunggelenksverletzung, die ihn im April und Mai beeinträchtigt hat, wieder auf dem Weg zu starker Verfassung. „Es ist eine große Motivation, dass ich jetzt bei der EM starten kann. Die Verletzung macht keine Probleme mehr und ich komme wieder in Form. Ich denke, dass bis zu 8000 Punkten möglich sind, aber dafür müsste alles perfekt zusammen stimmen. Ich kann den Bewerb nur Schritt für Schritt nehmen und hoffe, dass ich meine Stärken zeigen kann", so der Niederösterreicher.
Dritte EM-Teilnahme für Victoria Schreibeis
Über 100m Hürden steht Victoria Schreibeis vor ihrer dritten EM-Teilnahme in Folge. Bereits in Göteborg 2006 und Barcelona 2010 war die Niederösterreicherin am Start. Dort will die Sportwissenschaftlerin und Trainerin anknüpfen: „Mein Ziel ist das Semifinale. Das habe ich auch vor zwei Jahren geschafft. Wichtig wird sein, dass ich es entspannt angehe und nicht zu stürmisch angreife. Dann sollte ich meine Trainingsleistungen auch im Rennen zeigen können." Qualifiziert hat sie sich beim Liese Prokop Memorial in St. Pölten mit 13,28 Sekunden. Bei der Schweiger Sport Christian Leichtathletik Nacht in Ried konnte sie das Limit von 13,35 bestätigen.
Brenton Rowe mit Doppelstart über 5000m und 1500m
Austro-Australier Brenton Rowe startet in Helsinki gleich zweifach. Gleich am Eröffnungstag, Mittwoch 27. Juni, geht er über 5000 Meter ins Rennen, das als direktes Finale ausgetragen wird. Am Samstag, 30. Juni, steht der 1500m-Vorlauf am Programm. „Es ist ausreichend Zeit zur Erholung zwischen diesen Läufen. Wenn die 5000m ein schnelles Rennen sind, möchte ich versuchen, eine persönliche Bestzeit zu laufen. Wenn es ein langsameres Rennen im „Meisterschafts-Stil" wird, hoffe ich, dass ich meinen Background als 1500m-Läufer für ein, zwei schnelle Schlussrunden nutzen kann." Seine Bestmarke von 13:36,62 Minuten hat er Ende Mai in Belgien erzielt. Aufs Olympialimit von 13:27,00 fehlen ihm weniger als zehn Sekunden, der dafür nötige Schritt ist jedoch groß. Rowe, dessen Großeltern aus Österreich stammen, ist seit 2011 für Österreich startberechtigt. Nach der Universiade im Vorjahr ist die EM in Helsinki seine zweite internationale Meisterschaft im rot-weiß-roten Dress. Heuer hat er in der australischen Freiluftsaison von Jänner bis März mit guten Leistungen aufgezeigt. Seit Mai ist er in Europa und hat sich u.a. in St. Moritz auf die Sommersaison vorbereitet.
Ryan Moseley hofft auf Steigerung
Ryan Moseley war vor zwei Jahren bei der EM in Barcelona als Neunter über 100 Meter der bestplatzierte Österreicher. Ein vergleichbares Resultat wäre diesmal eine Überraschung. Seine Saisonbestleistung von 10,55 Sekunden liegt deutlich über dem, was er in den vergangenen Jahren stets zeigen konnte. „Im Training läuft es gut. Ich hoffe, dass es für die EM aufwärts geht. Genau kann ich nicht erklären, warum es derzeit nicht besser läuft." Ein Grund könnte sein, dass Moseley im Olympiajahr keine Unterstützung mehr vom Bundesheer erhält und Teilzeitjobs nachgehen muss. „Das ist sicher nicht die beste Situation. Aber ich sollte trotzdem schneller laufen", meint er.
Monika Gollner schreibt Comeback-Story
Im Hochsprung schreibt Monika Gollner eine fast unglaubliche Comeback-Story. 14 Jahre nach ihrer bislang letzten großen Meisterschaft – der EM 1998 in Budapest – ist die Kärntnerin wieder auf internationaler Bühne vertreten. „Es ist eine große Motivation für mich. Ich brauche die Atmosphäre und die Stimmung solcher Wettkämpfe. Früher war ich ein „Nerverl", jetzt freue ich mich auf solche Situationen. Zuletzt hatte ich Schmerzen am Sprunggelenk, aber eine Untersuchung hat gezeigt, dass es nichts Ernstes ist. Ich hoffe, dass ich im Bereich 1,90m-1,92m springen kann", so die 37-jährige Athletin. Nach vielversprechenden Erfolgen als junge Sportlerin hat sie 1999 ihre Wettkampfkarriere abgebrochen. Zu groß waren die Belastungen in ihrem damaligen Umfeld: „Ich hatte Riesenprobleme mit einer Essstörung und hab das Training nicht mehr gepackt, körperlich und psychisch." Nach mehrjähriger Pause ist die Lust aufs Springen wieder gekommen. Über die österreichische Spitze schaffte sie es nun erneut zu internationalem Niveau.
Wer nicht in Helsinki dabei ist
Vier Sportler aus dem Team der bisher für die Olympischen Spiele in London qualifizierten ÖLV-Athleten fehlen in Helsinki. Die 18-jährige Siebenkämpferin Ivona Dadic (PSV Wels) tritt bei den U20-Weltmeisterschaften in Barcelona an (10.-15. Juli) und lässt die EM daher aus.
Elisabeth Eberl (AT Graz), die im Speerwurf die Olympianorm überboten hat, musste sich einer Athroskopie im Knie unterziehen. Sie konzentriert sich nun voll darauf, für London fit zu werden.
Die beiden fix für London nominierten Marathonläufer Günther Weidlinger (Union Neuhofen) und Andrea Mayr (SVS) sind in Helsinki ebenfalls nicht dabei. Der Marathon steht nämlich bei Europameisterschaften im Olympiajahr nicht am Programm und wird weiterhin nur alle vier Jahre ausgetragen. Beide sind während bzw. ab Ende der Meisterschaften zum Höhentraining in St. Moritz und bereiten sich dort auf die Olympischen Spiele vor.
Ein weiterer ÖLV-Athlet mit Limitleistung hat auf den Start verzichtet. Der aus den USA stammende und seit 31.5. für Österreich startberechtigte Ryan Haebe (team2012.at) hat über 3000m Hindernis mit 8:35,00 Minuten exakt die geforderte Qualifikationsnorm erbracht. Er fokussiert sich aber auf weitere Rennen in den Vereinigten Staaten, u.a. die US Olympia Trials.
Zehnkämpfer Roland Schwarzl (Union Salzburg), der in Götzis und Kladno vergeblich das EM-Limit angestrebt hat, versucht Anfang Juli noch einen Wettkampf zu finden für einen letzten Versuch zur Olympiaqualifikation.
Leichtathletik EM in Helsinki, 27. Juni bis 1. Juli 2012
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ÖLV | 22.06.2012
Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV) – News