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07
08
2013

Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV) - „Drills“, Exaktheit und „hard work“: Coaches Clinic mit US-Weitsprung- und Hürdentrainern in Linz ©Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV)

Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV) – „Drills“, Exaktheit und „hard work“: Coaches Clinic mit US-Weitsprung- und Hürdentrainern in Linz

By GRR 0

Als Vorbereitung und Zwischenstation für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau (10.-18.08.2013) trainiert derzeit ein Großteil des amerikanischen WM-Teams auf der Linzer Gugl. Auf Initiative des OÖLV und von Landestrainer Wolfgang Adler konnte am Mittwoch, 31.07.2013, eine Trainerfortbildung mit einigen der renommiertesten Coaches der USA organisiert werden.

Mehr als 30 Interessierte Trainer und auch einige (Kader-)Athleten fanden sich daher auf der Linzer Gugl ein- und staunten nicht schlecht, als sie Leichtathletik-Stars wie Aries Merritt (Olympiasieger und Weltrekordhalter 110m Hürden) oder Allyson Felix (4-fache Olympiasiegerin Sprint) hautnah beim Training beobachten konnten. Weitsprungtrainerin Deletha Quarles, Biomechaniker Ralph Mann und Hürdentrainer Curtis Frye (Mann und Frye am Bild rechts) gaben ihr Wissen weiter.

Im ersten Teil der Fortbildung stellte Delethea „DEE“ Quarles von der University of South Carolina ihre Philosophie und ihren Zugang zum Weitsprung-Training vor. In einer kurzen Einführung erklärte sie den Unterschied zwischen dem College-System und dem Profisystem in den USA – daher ist das Coaching System beider auch nur schwer vergleichbar. Dee Quarles machte außerdem klar, dass ihre Trainingsphilosophie ihrer eigenen Erfahrung entspräche und natürlich nicht repräsentativ für die gesamte USA sei.

Das Kernelement im Weitsprung, das sie auch praktisch mit einigen Athleten vorführte, sieht sie in der Entwicklung der Schnelligkeit und der korrekten Sprint-Mechanik. Aus diesem Grund wird die Einheit mit sogenannten „Drills“ (Laufschulübungen) und danach folgenden Abläufen zum groben Erlernen der Sprint-Technik eingeleitet. Spannend war auch ihre methodisch-didaktische Lehrweise, da sie den Sprung von der Landung her bis zum Beginn des Weglaufens aufbaute! Sie verglich dabei die Ablauf (Drive)-Phase mit dem Start eines Flugzeuges – tief bleiben und „nice and smooth“ aufrichten. In den anschließenden Übungen für den Take-off legte sie großen Wert auf eine gerade Kopfhaltung, ordentliche Beschleunigung in den Absprung, richtige Armarbeit sowie langes Herausarbeiten und Erfühlen des Absprunges (Vergleich mit „Air“ Jordan).

Am Nachmittag präsentierte Coach Curtis Frye, Headcoach der University of South Carolina und einer der renommiertesten Hürdentrainer weltweit, seinen praktischen Zugang zum Hürdensprint. Der Trainer von Allen Johnson (er hält noch immer den Rekord der meisten 110m-Hürdenläufe unter 13 Sekunden) veranschaulichte seine Philosophie sehr enthusiastisch. Auch er begann seine Übungsstunde mit Hürden-„Drills“ die auch für ihn ein essentielles Trainingsmittel darstellen.

Etwa 1000 Wiederholungen seien notwendig um Technik korrekt zu erlernen, deswegen sei es auch so wichtig diese Übungen sehr genau auszuführen. Am Beginn zeigte er anhand einer Übung, warum eine besonders Starke Bauch und Hüftmuskulatur notwendig sei. Die Athleten mussten die jeweilige Hürde mit beiden Händen festhalten und dann zwischen ihren Armen im Gehen überqueren (was auch ein hohes Maß an Beweglichkeit erfordert). Bei der nächsten Übung ging es dann um das schnelle Boden fassen („Catch it“) nach der Hürde – vor allem mit dem Nachzugsbein! Auch die Notwendigkeit einer hohen Frequenz zwischen den Hürden- „Hurdling is shuffling not running“ wurde erklärt und demonstriert, indem die Athleten neben einem schnellen Bodenfassen mit dem Nachzugsbein auch sofort frequent weiterlaufen mussten.

Nach und nach erweiterte er den Abstand zwischen den Hürden (von direkt aneinander zu 7m und anschließend zum Normalabstand) und ließ die Athleten dann mit optischer (Trainer-)Hilfe von Kartons (um die Take-off -position und die Nachzugsbein-Position zu üben) starten. Er betonte immer wieder wie wichtig der Abstand vor der Hürde und das schnelle Bodenfassen nach der Hürde sei! Auch das „Laufen in der Mitte“ – mit Ansteuern zwischen den beiden schwarzen Markierungen auf den Hürdenbrettern sei essentiell. Großen Wert legte Frye auch auf die richtige Armarbeit! Die Trainer bekamen dann noch die Aufgabe, die Schritte der Athleten zur ersten Hürde mit Tapestreifen zu markieren um zu sehen, wie genau oder ungenau die Abläufe erfolgten.

Im Anschluss an die Praxis präsentierte dann mit Dr. Ralph Mann einer der weltbesten Leichtathletik Biomechaniker anhand einer Videoanalyse noch seinen Zugang zum Hürdensprint anhand eines Technikvideos von Ryan Wilson. Er erläuterte, wie exakt die Take-off Position vor der Hürde sein muss – gleichgültig ob bei der ersten oder bei der letzten Hürde, und warum alle vier amerikanischen WM-Hürdenläufer mittlerweile mit 7 Schritten zur ersten Hürde laufen bzw. was für spezielle Kraftvoraussetzungen dafür notwendig sind. Dies demonstrierte er auch anhand eines Highspeedvideos von Weltrekordler Aries Merritt.

Abschließend gab uns – und vor allem auch den Athleten – Coach Frye noch folgende Ratschläge mit auf den Weg:

„Hard work beats drugs and talent“
„No alcohol and no long nights!“
Training = Patience, Progression and Monitoring



Österreichischer Leichtathletik-Verband (ÖLV)

Bericht: Elisabeth Plazotta, Wolfgang Adler, Christian Röhrling

 
ÖLV News | 1.8.2013

author: GRR

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