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03
07
2022

Die erfolgreichen Gebrüder Manuel und Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) - Foto: ÖLV

ÖLV – Spitzenplätze für Innerhofer-Zwillinge und Team im Up&Down-Bewerb der EM Offroad 2022

By GRR 0

Manuel und Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) haben ihre Zugehörigkeit zur europäischen Berglauf-Spitze am Sonntagvormittag beim Up&Down-Bewerb im Rahmen der Off-Road Europameisterschaften in El Paso auf La Palma eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Beide erreichten ihre Topresultate auf internationalem Terrain: Manuel wurde Vierter, Hans-Peter kam zehn Sekunden später auf Position sechs ins Ziel. Markus Hartinger (LTV Köflach) komplettierte als 41. der Einzelwertung das ÖLV-Resultat in der Nationenwertung. Das fiel mit dem sechsten Platz gut aus, zur Bronzemedaille fehlten nicht einmal zehn Punkte.

Bestes EM-Abschneiden für Manuel Innerhofer

„Ich bin überglücklich!“, sagte Manuel Innerhofer in einer ersten Reaktion und erzählte von leichten Zweifeln nach dem misslungenen Freitagsbewerb, die guten Trainingsleistungen doch nicht in eine Topform zum Saison-Höhepunkt hinübergezogen zu haben. Doch der heutige Auftritt bewies das Gegenteil, auch weil die etwas geringere Erwartungshaltung und die konservative Strategie in der Anfangsphase sich positiv auf die Gesamtleistung auswirkten. „Mental hat es enorm gut getan, etliche Kontrahenten überholen zu können. Ich habe mich kontinuierlich verbessert und dass Hansi den Großteil des Rennens vor mir gelaufen ist, hat mich sehr beflügelt.“ Erst kurz vor der letzten Zwischenzeit bei 15,3 von 17,6 Kilometern überholte Manuel seinen Bruder und schnappte sich auf der Zielgeraden noch den Italiener Xavier Chevrier, der neben einem Berglauf-EM-Titel im Jahr 2017 eine Halbmarathon-Bestleistung von unter 1:02 Stunden aufzuweisen hat.

Mit starken Downhill-Passagen in die europäische Spitze

Hans-Peter konnte seine Emotionen nach seinem bisher mit Abstand stärksten Auftritt bei internationalen Berglauf-Meisterschaften kaum im Zaum halten und vergoss Tränen der Freude. „Ich habe mich heute super gefühlt. Während des ganzen Wettkampfs habe ich mich nicht an Platzierungen oder Gegner, sondern einzig allein an meinem Körpergefühl orientiert. Mir war bewusst, dass ich super trainiert habe. Aber dennoch habe ich mich gewundert, mit Manuel und Chevrier mitzulaufen. Normalerweise sind die eine Liga über mir“, sagte der 26-Jährige, der sein bisher bestes Wettkampfjahr mit diesem Auftritt krönte, etwas ungläubig. Das ausgiebige Downhill-Training am Wildkogel in seiner Pinzgauer Heimat mit Manuel kam ihm heute entgegen: „Ich habe mich bergauf schon gut gefühlt, aber Downhill war ich wahnsinnig stark – in meiner Gruppe sicherlich der Beste.“

Gelungene Renneinteilung

Bei optimalen Laufbedingungen mit 19°C. Lufttemperatur beim Start um 8:30 Uhr Ortszeit und nur leichtem Wind machten die beiden Pinzgauer im ersten Downhill ordentlich Boden gut und lagen bei der Wende des Rennens zur Halbzeit auf den Positionen fünf (Hans-Peter) und sieben. Während vorne die Entscheidung um die Medaillen früh gefallen ist, kämpften die beiden Salzburger weiter um die Top-Positionen mit. Manuel erreichte die asphaltierte Zielgerade im Rücken des höher eingeschätzten Chevrier, den er mit einem energischen Schlussspurt noch schnappte und den vierten Platz fixierte. Es ist die dritte Top-Ten-Platzierung bei Berglauf-Europameisterschaften für den 26-Jährigen nach Rang acht 2019 in Zermatt und Platz zehn 2018 in Skopje. „Wir sind Beißer!“, erklärte Manuel. „Mein Kopf wollte unbedingt vorbei, ich habe die Ziellinie anvisiert und war im Tunnelblick.“

In einer Endzeit von 1:08:22 Stunden fehlten 41 Sekunden zum Bronzemedaillengewinner Dominik Rolli aus der Schweiz, der am Freitag im Uphill-Bewerb Silber gewonnen hatte. Hans-Peter steigerte sein bisher eindrucksvollstes internationales Ergebnis von der Berglauf-EM 2019 in Argentinien klar. Damals war er, ebenfalls bei einem Up&Down-Bewerb, 19. und 13 Plätze hinter seinem Bruder, der als Sechster im Dunstkreis der Medaillen agiert hat. „Beide sind richtig stark gelaufen, insbesondere im Downhill. Da gehörten beide heute zu den Besten“, lobte ÖLV-Berglauf-Referent Helmut Schmuck, der das Rennen vom Streckenrand verfolgt hat. Auch das Resultat in der Nationenwertung stimmte ihn zufrieden, auch wenn Hartinger nicht in Vollbesitz seiner Kräfte war. Mit 51 Punkten landete Österreich auf Rang sechs, hinter Italien und der Schweiz wurde Frankreich mit 41,5 Punkten Dritter. Europameister wurde in überlegener Manier der Franzose Sylvain Cachard, der sich zu Rennmitte von seinem einzig verbliebenen Kontrahenten Cesare Maestri löste und einen klaren Vorsprung herauslief. Die beiden agierten in einer eigenen Liga, der Italiener hatte am Freitag den Uphill-Bewerb gewonnen.

Anspruchsvolle Strecke

Das 51 Teilnehmer starke Feld absolvierte eine 17,6 Kilometer lange Strecke mit Start und Ziel in El Paso. Dabei waren 858 Höhenmeter im An- und Abstieg zu bewältigen. Die ersten sechs Kilometer führten in unterschiedlicher Intensität bergauf auf den höchsten Punkt (etwa 1.100 Höhenmeter), es folgte ein gut drei Kilometer langer Downhill zu einer Wendeschleife, ehe es dieselbe Strecke zurück Richtung El Paso ging. Nach dem neuerlichen Passieren des höchsten Punkts endete das Rennen mit einer langen Downhill-Passage und einer kurzen flachen Zielgerade auf einer Meereshöhe von 644 Metern.

Einen italienischen Sieg gab es im 5,4 Kilometer langen Bewerb der Junioren (Höhendifferenz 309 Meter im An- und Abstieg) mit Elia Mattio. Das Rennen der Juniorinnen dominierte die Norwegerin Ida Waldal, die nach Freitag ihre zweite Goldmedaille des Wochenendes feierte. Im chronologisch letzten Zieleinlauf der erstmalig ausgetragenen Off-Road Europameisterschaften feierte die Schweizerin Maude Mathys in einer Zeit von 1:17:30 Stunden ihren zweiten Erfolg des Wochenendes und stieg mit ihrem fünften EM-Titel zur alleinigen Rekordhalterin in dieser Kategorie auf. Silber ging an die Rumänin Monica Madalina Florea vor Scout Adkin aus Großbritannien.  In allen Bewerben absolvierten die Frauen dieselbe Strecke  wie die Männer.

Drion du Chapois und L’Hirondel Europameister im Trailrunning

Der zweite Wettkampftag der Off-Road EM auf den Kanarischen Inseln am gestrigen Samstag war den Trailrunningbewerben vorenthalten. Auf einer 47,4 Kilometer langen Strecke waren 2.562 Höhenmeter im An- und Abstieg zu bewältigen. Die Österreicher Andreas Rieder (LG Decker Itter) und Claudia Rosegger (Kolland Topsport Gaal) zeigten gute Leistungen und platzierten sich auf den Rängen 18 und 19. Im 39 Teilnehmer starken Männerrennen erreichte Rieder eine Zeit von 4:03:08 Stunden, sein Landsmann Daniel Jochum (Triathlon-Team Kleinwalsertal) kam über eine Stunde später auf Position 36 ins Ziel und klage anschließend über Probleme bei der Atmung. Der Sieg ging an den Belgier Maximilien Drion du Chapois (3:43:01) vor den beiden Franzosen Arnaud Bonin und Thomas Cardin. Rosegger, die in letzter Zeit von einigen Verletzungen ausgebremst worden ist, wurde beim Sieg der Französin Blandine L’Hirondel (4:11:22), die auch amtierende Weltmeisterin ist, vor Nuria Gil aus Spanien und ihrer Landsfrau Mathilde Sagnes in einer Zeit von 5:00:05 Stunden 19. von 25 Teilnehmerinnen. Die Goldmedaillen in den Nationenwertung gingen in beiden Fällen klar an Frankreich.

Positive Bilanz

Helmut Schmuck zog unmittelbar nach dem intensiven Wettkampf-Wochenende auf La Palma eine positive Bilanz: „Wir waren mit einem kleinen Team am Start, haben aber recht erfolgreich abgeschnitten. Höhepunkt war natürlich die Medaille von Andrea am Freitag, aber auch mit den Innerhofer-Zwillingen bin ich sehr zufrieden. So stark war Österreich bei Berglauf-Europameisterschaften bei den Männern schon lange nicht mehr.“ Daraus will Schmuck jetzt einen Rückenwind erzeugen.

Auch wenn die Berglauf-Weltmeisterschaften 2022 durch die Pandemie bedingte Verschiebung im November noch anstehen, liegt der Fokus bereits auf der Vorbereitung der Heim-WM der Berg- und Trailläufer im Juni 2023 in Tirol.

Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der Uphill-Bewerbe, Berglauf-EM 2022

Männer

Gold: Sylvain Cachard (FRA) 1:06:02 Stunden
Silber: Cesare Maestri (ITA) 1:06:42 Stunden
Bronze: Dominik Rolli (SUI) 1:07:41 Stunden

4. Manuel Innerhofer (AUT) 1:08:22 Stunden
6. Hans-Peter Innerhofer (AUT) 1:08:32 Stunden

Nationenwertung (drei beste Platzierungen addiert)

Gold: Italien 16 Punkte
Silber: Schweiz 27 Punkte
Bronze: Frankreich 41,5 Punkte

6. Österreich 51 Punkte

Frauen

Gold: Maude Mathys (SUI) 1:17:30 Stunden
Silber: Monica Madalina Florea (ROM) 1:18:38 Stunden
Bronze: Scout Adkin (GBR) 1:19:35 Stunden

U20, Mädchen

Gold: Ida Waldal (NOR) 24:37 Minuten
Silber: Eve Whitaker (GBR) 25:33 Minuten
Bronze: Axelle Vicari (ITA) 25:39 Minuten

U20, Burschen

Gold: Elia Mattio (ITA) 21:41 Minuten
Silber: Marcos Villamuera (ESP) 21:49 Minuten
Bronze: Finlay Grant (GBR) 21:53 Minuten

Alle Ergebnisse

Website des Ausrichters

Website von European Athletics

ÖLV – Thomas Kofler

author: GRR