Einladung zum ÖKUMENISCHEN MARATHON-GEBET ZUM 48. BMW BERLIN-MARATHON 2022 - Header: KWG
Ökumenisches Marathongebet / Ecumenical Service zum 48. BMW BERLIN-MARATHON 2022 – „Meine Grenzen er-kennen“ in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am 24. September 2022
Vor zwei Monaten am Sonnabend, dem 24. September 2022, fand um 16.00 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Breitscheidplatz das traditionelle ökumenische Marathongebet zum 48. BMW BERLIN-MARATHON 2022 statt.
Orgelmusik zum Beginn – Eröffnung und Begrüßung (Kathrin Oxen)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes / In the Name of the father and the son and the holy spirit G: Amen.
Der Herr sei mit euch / The Lord be with you! G: und mit deinem Geist
Lied: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (EG 316, 1. Strophe deutsch, 2. englisch, 3. franz.)
Psalm 85 (im Wechsel der Seiten)
Ewiger Gott,
Du hast deinem Volk Frieden zugesagt,
damit wir nicht alle in Torheit unsere Tage verbringen.
Ja, deine Hilfe lebt in allen Menschen guten Willens,
und deine Freundlichkeit wohnt in unseren Herzen.
Wenn Güte und Treue einander begegnen,
werden Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
Treue wächst auf der Erde
und Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab.
Dazu gibt Gott seinen Segen,
und das Land schenkt uns reichen Ertrag.
Die Gerechtigkeit ist unser Ziel
Und Segen folgt der Spur unserer Schritte.
Alle: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit in Ewigkeit.
Amen.
Gespräch zwischen Dr. Lars Charbonnier und Heinz Frei:
„Grenzen kennen – Grenzen akzeptieren – Grenzen überwinden“
Schriftlesung / Reading: Matthäus 5, 1-10 Ute Szameitat
Predigt: Peter Burkowski
„Meine Grenzen er-kennen“
Liebe Marathon-Gemeinde,
es ist wieder soweit: wieder Berlin-Marathon, wieder diese Aufregung und wieder diese Anspannung
Manche von uns sind hochmotiviert und können den Start morgen früh gar nicht mehr erwarten, manche sind bestimmt unsicher, ob die Vorbereitung im Hitzesommer ausgereicht hat, manche haben ein klares Ziel, weil sie endlich die Bestzeit erreichen oder die Schallmauer durchbrechen möchten und wir alle freuen uns, dass diesen Lauf wieder miterleben dürfen: Als Teilnehmerin, als Helfer, an der Strecke oder in der Organisation. Auch das Wetter wird keine Grenzen setzen, sondern gute Bedingungen liefern.
46.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 157 Nationen. Das ist schon mal der erste Rekord dieses 48. BMWBerlin-Marathons im Jahr 2022. So viele Nationen gab es hier noch nie. Und: Eliud Kipchoge hat Großes angekündigt: „Ich möchte ein Rennen abliefern, dass die nachfolgenden Generationen inspiriert. Ich rede nicht vom Weltrekord,“
(und damit, liebe Marathonis, spricht er doch über einen Weltrekord) „aber von einem guten Rennen, das den Menschen zeigt, was alles möglich ist.“
…. was alles möglich ist… Ich höre in diesen Sätzen von Eliud Kipchoge eine große Vorfreude: Ja, ich möchte zeigen, was in mir steckt. Ich möchte zeigen, wofür ich mich vorbereitet habe.
Aber ich höre noch einen anderen Ton: In seinen Sätzen liegt auch ein großer Respekt vor diesem Lauf im eigenen Grenzbereich: Kann ich das abrufen, was in den Trainingsstunden – hin und wieder – in meiner Lunge und meinen Muskeln spürbar war? Kann ich vielleicht noch über das hinausgehen, was ich realistisch für möglich halte?
(so wie Richard Ringer in München)
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich kenne meine Grenzen ganz gut. Und ich habe auch immer wieder versucht, die nächste Schallmauer oder Begrenzung zu durchbrechen. Geht noch etwas mehr, weiter, schneller, schöner, gemeinsamer? Vor genau 50 Jahren bin ich zum ersten Mal mit einer Startnummer gelaufen: ein Waldlauf im grauen November. Und schon bald gab es da die Grenzen und Schallmauern. Drei Minuten über 1000 m, später die zwei Minuten über 800; noch später 15 Minuten über 5000 m; beim ersten Marathon überhaupt anzukommen, unter vier Stunden, unter 3:30 usw. Und heute sind es wieder andere Ziele: da ist es eher der schöne Lauf, bei dem man erst nach einiger Zeit bemerkt, dass man die Uhr vergessen hat. Wer morgen dabei ist, kennt das alles gut. Läuferinnen und Ausdauersportler haben gelernt, mit den eigenen Grenzen umzugehen. Wir kennen den Bereich, den wir durch Training entwickeln und verbessern können. Und das gilt ja nicht nur für das Training, sondern auch für viele andere Bereiche unseres Lebens. Wenn ich im Leben immer unter meinen Möglichkeiten bleibe, drohen Langeweile und Unzufriedenheit. Und wenn ich im Leben zu oft und unvorbereitet über meine Grenzen gehe, drohen der Kollaps, Erschöpfung oder Burnout.
Nur wenn ich meine Grenzen kenne und respektiere, dann kann ich mir die Frage stellen, ob und wie ich mich – behutsam und angemessen – weiterentwickeln kann. Manchmal platzt dann ein Knoten und es läuft einfach. Das wünsche ich Euch allen für morgen. Ich wünsche Euch, dass ihr in einen Flow kommt und dass es einfach läuft. Aber wenn nicht, dann seid freundlich zu Euch, bleibt vernünftig und respektiert die Grenzen.
Habt ihr Euch die Startnummer einmal genauer angesehen. Auf ihr steht die Botschaft „impossible is nothing“; ich glaube nicht, dass das stimmt. Grenzen sind auch wichtig.
Liebe bewegte Gemeinde, manche Grenzen sind gut und müssen respektiert werden, wenn das Leben und unser Zusammenleben gelingen sollen. Da ist z.B. die Grenze des Wachstums. Schon lange entnehmen wir mehr aus der Natur, aus Gottes Schöpfung als nachwachsen und sich erneuern kann. Da ist z.B. die Grenze der Würde jedes Menschen, weil er ein Mensch ist. Da ist z.B. die Grenze des persönlichen Respekts und der Toleranz: Niemand darf wegen Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung benachteiligt oder gar bedroht werden.
Mit dem Krieg in der Ukraine, hat die russische Regierung die Grenzen eines selbständigen Staates und das Recht der Völkergemeinschaft missachtet. Dort werden aber nicht nur territoriale Grenzen überschritten. Auch die Grenzen der Humanität, der Mitmenschlichkeit, der Menschenrechte und der Würde wurden viele tausend mal überschritten.
Wir haben eben Worte der Bibel, die Worte der Bergpredigt gehört. Sie sprechen von der Vision Jesu, sie sprechen von einem Leben im Schalom: im Frieden, mit Zuwendung und in Gemeinschaft. „Liebe“ nennt Jesus das. Selig sind die Frieden stiften – Glücklich sind die Barmherzigen – Glücklich sind, die sich nach Gerechtigkeit sehnen und dafür eintreten – Selig sind, die Leid tragen, denn sie werden getröstet. Immer wieder finden wir in den Geschichten und Worten der biblischen Tradition die Ermutigung zum Gottvertrauen und einer ganz anderen Art von Grenzverschiebung: – Wenn die Verhältnisse umgekehrt werden und Gott selbst die alten Ordnungen der Abgrenzungen aufhebt, wenn er als Kind oder als Leidender in dieser Welt gegenwärtig ist. – Wenn er mit den Verwahrlosten an einem Tisch sitzt.
Sein Ort ist nicht an der Seite der Sieger, sondern eher im Besenwagen: bei den Verlassenen und den Verzweifelten. – Wenn die Liebe ist stärker als die Gewalt. – Wenn die Hoffnung des Glaubens (an die Menschlichkeit, an das friedliche Zusammenleben der Völker, an den Geist Gottes in dieser Welt) stärker ist als jede gewaltsame Grenzüberschreitung.
Die vielen Läuferinnen, Läufer, Rollifahrerinnen, Skater und Handbiker sind für mich an diesem Wochenende ein öffentliches Zeugnis gegen Hass und gegen Krieg, für Frieden und Vielfalt und Verbundenheit. Der neue Rekord von 157 Nationen spricht für sich und zeigt an, dass wir Menschen trotz der Grenzen einander zu Friedensstiftern werden können. Wir leben schon heute in einer Welt, die uns über alle Grenzen hinweg verbindet und bereichert.
In einem Lied heißt es:
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite. Herr erbarme dich. (Eugen Eckert 1981)
Gottvertrauen ist Vertrauen in das Leben und die Hoffnung auf eine Welt, die friedliche Menschen gemeinsam gestalten.
Gottvertrauen ist wie das Vertrauen in den Atem und die Kraft aus der Muskulatur. Dass trägt mich.
Es ist das DENNOCH, das TROTZDEM des Glaubens. Es ist die Hoffnung auf das Ende von Gewalt und Tod!
Ich spüre meine Grenzen – manchmal körperlich, manchmal emotional (intellektuell schon ganz lange) –ich schaue in Abgründe und trotzdem glaube ich, dass Gottes Güte und Barmherzigkeit stärker sind als die Schrecken und das Unheil dieser Welt. Ich glaube daran, dass mehr als 45.000 Menschen aus 157 Nationen eine starke Botschaft sind.
Ausdauersportlerinnen und -sportler kennen das. Sie kennen dieses DENNOCH. Es läuft und es hat gutgetan, die Runde im Regen doch noch zu drehen. Es läuft und es hat gutgetan, nach dem anstrengenden Tag mit der ganzen Unruhe und den Anforderungen in der Firma zum Lauftreff zu gehen. Es läuft und der Lauf in Berlin wird noch lange nachklingen. Wie hat es Eliud Kipchoge gesagt: „… es wird ein gutes Rennen, das den Menschen zeigt, was alles möglich ist“.
Ich wünsche Euch allen einen friedlichen Lauf.
Und wenn die Grenzen spürbar werden – in den Beinen oder im Kopf, dann wünsche ich Euch Ermutigungen, Anfeuerungen, viele Trommeln und lange Wasserstellen. Lauft los in der Gewissheit, dass es gut wird in dieser weltweiten Gemeinschaft. Denkt an das richtige Maß, an Gleichmäßigkeit, vertraut auf die Vorbereitung und auf diejenigen, die mit euch unterwegs sind. Zeigen wir, was alles möglich ist.
Lauft getrost mit dem Segen Gottes und kommt gesund und zufrieden ins Ziel … mit einem Lächeln auf eurem Gesicht.
Und der Friede Gottes, der höher ist als wir begreifen, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Fürbittengebet / Intercession
Wir singen nach jeder Bitte / We sing after every intercession: Lied: Ich sing Dir mein Lied (SJ 110, 1.2.5)
Dank- und Fürbittengebet
Kathin Oxen:
Lasst uns beten. Wir denken an den morgen – aber wir denken auch an die Gewalt in dieser Welt.
Nach jedem Gebet singen wir gemeinsam: Meine Hoffnung und meine Freude…
Gott, du Quelle des Lebens, du Ursprung von Kraft und Zuversicht und Geduld –
am Vorabend des 48. Berlin-Marathons, auf den viele von uns schon seit langem hin leben,
danken wir für unser Leben, für die Bewegung und die Gemeinschaft, die über alle Grenzen hinausgeht.
Wir singen gemeinsam:
Gesungener Kehrvers: Meine Hoffnung und meine Freude…
Horst Milde:
Gott, du Quelle des Lebens.
Uns alle verbindet die Freude an der Ausdauer,
aber uns verbindet auch die Gemeinschaft mit den anderen Läuferinnen und Läufern,
den Skater:innen, den Rollstuhlfahrer:innen und den Walker:innen
Uns verbindet die Freude an der Bewegung, das Ringen um unsere eigenen Grenzen,
das Gefühl der Überwindung und die Freude, wenn das Ziel erreicht ist.
Heute bitten wir für die Menschen in der Ukraine, dass ihr Leben bewahrt wird und das
Blutvergießen bald ein Ende hat.
Öffne unsere Augen für das, was wir zum Frieden beitragen können.
Lass den Marathon ein Zeichen des friedlichen Miteinanders sein, ein Tag, an dem
Menschen aus allen Nationen ohne Grenzen miteinander in Bewegung sind.
Wir singen gemeinsam:
Gesungener Kehrvers: Meine Hoffnung und meine Freude
Ute Szameitat:
Gott, Du Quelle des Lebens.
Lass den morgigen Tag für uns alle zu einem Festtag werden und gib uns allen ein
Gefühl für die eigenen Grenzen.
Gib, dass viele, nein alle unter uns die Ziele erreichen, die sie sich gesteckt haben;
und hilf, dass wir uns dabei auf der Strecke gegenseitig bestärken. Lass uns einen Blick
haben für den, der da am Bordstein sitzt oder an der Absperrung steht.
Lass uns trotz persönlicher Bestzeit nicht vergessen, dass gerade ein Mensch neben mir ist.
Ein Lächeln, ein Wort oder eine Berührung kann für diesen Menschen unendlich
viel bedeuten. Lass aber vor allem bei denen, die ihre Ziele diesmal nicht ganz erreichen,
trotz allem Freude und Dankbarkeit überwiegen.
Denn eins ist gewiss und haben wir erfahren: unser Leben ist mehr als die Leistung,die wir
uns abverlangen. Aber wie gut, dass wir wissen und spüren, wie heilsam es für uns ist, wenn wir uns
bewegen und fordern.
Wir singen gemeinsam:
Gesungener Kehrvers: Meine Hoffnung und meine Freude
Heinz Frei
Gott, Du Quelle des Lebens.
Wir danken dir für alle, die diese Veranstaltung ermöglichen:
die Verantwortlichen und Organisatoren;
die Helferinnen und Helfer an der Strecke;
die Ärztinnen und Ärzte, Sanitäterinnen und Sanitäter
in ihrem Einsatz für unsere Gesundheit;
die Einsatzkräfte von Polizei und Verkehrsbetrieben und Stadtreinigung;
alle, die mit ihren Trommeln und Musikinstrumenten für Stimmung sorgen.
Wir danken für die alljährliche Begeisterung an der Strecke, für alle Anfeuerungsrufe,
für Freude und Mitgefühl.
Wir danken für die Treue und Unterstützung der Angehörigen und für ihre Geduld,
und bitten, dass es auch für sie alle wieder ein großer Tag werden möge.
Wir singen gemeinsam:
Gesungener Kehrvers: Meine Hoffnung und meine Freude
Kathrin Oxen:
Lasst uns gemeinsam das Vater Unser beten. – Let us pray together the Lord’s Prayer. Everyone prays in his own mother tongue.
Vater unser im Himmel… Amen.
Lied: Vertraut den neuen Wegen (EG 395) – Ansage Kathrin Oxen:
Die Kollekte ist bestimmt für die Arbeit mit behinderten Kindern im Haus Rheinsberg der Fürst-Donnersmarck-Stiftung
Wenn Sie Ihre Spende überweisen möchten, erbitten wir sie
auf unser Postbankkonto: BIC: PBNKDEFF; IBAN: DE48 1001 0010 0012 2761 05
Stichwort: „Marathon-Gottesdienst“. – Fürst-Donnersmarck-Stiftung
Segenshandlung
A: Und nun setzt Euch in Bewegung – morgen durch Berlin und in der nächsten Woche in Eurem Alltag
B: Schritt für Schritt – Atemzug für Atemzug Gott ist der Atem und die Kraft in deinem Körper
A: Vertraut dem, der Euch begleitet im Lebenslauf. Macht Euch auf den Weg mit dem Segen unseres Gottes.
Gemeinsam
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke dir seinen Frieden.
Amen.
Orgelmusik und gemeinsamer Auszug
Die marathonlaufenden Pfarrer Peter Burkowski (lks.) und Lars Charbonnier – Foto: Horst Milde
Das Ökumenische Marathon-Gebet wurde gestaltet von:
Peter Burkowski, Pfarrer i.R. und Läufer
Dr. Lars Charbonnier, Pfarrer und Läufer lars.charbonnier@fa-kd.de
Heinz Frei, vielfacher Berlin-Sieger und erfolgreichster Schweizer Sportler aller Zeiten
Horst Milde, Läufer und Begründer des Berlin-Marathons
Kathrin Oxen, Pfarrerin Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Berlin
Ute Szameitat, Helferin beim Berlin-Marathon, Läuferin und Walkerin
Musik: Jonas Sandmeier –musicusde@gmx.de
https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/ https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/
Die Mitwirkenden des Ökumenischen Marathongebetes zum 48. BMW BERLIN-MARATHON 2022 – „Meine Grenzen er-kennen“: (v.lks.): Dr. Lars Charbonnier – Ute Szameitat – Kathrin Oxen – Heinz Frei – Horst Milde und Peter Burkowski – Foto: Sabine Milde
Horst Milde
Das Ökumenische Marathongebet zum 49. BMW BERLIN-MARATHON findet am Sonnabend, dem 23. September 2023 statt
Liedblatt für das Ökumenische Abendgebet (Cover) am 24. September 2022 – „Meine Grenzen er-kennen“ – Foto: Horst Milde