Interview mit Dr.A.Gode
Nordic Walking hat viele Gesundheitseffekte
Warum ist Nordic Walking so gesund?
Ursprünglich als Sommertrainingsmethode der Spitzenathleten aus den Bereichen Langlauf, Biathlon und Nordische Kombination entwickelt, zählt Nordic Walking heute zu den gesunden Ganzkörpersportarten für jedermann. Da Fett im Muskel verbrannt wird, eignet sich Nordic Walking sehr gut zur Fettverbrennung und zum Abnehmen. Weil es durch die Stöcke zu einer Gelenkentlastung kommt, unterstützen die Stöcke gewissermaßen als dritter und vierter Fuß den Bewegungsapparat, besonders die Knie, Hüften und die Wirbelsäule. Ein Plus für Menschen mit Übergewicht und Gelenkbeschwerden. Doch Nordic Walking kann mehr: Es hat sich herausgestellt, dass Ausdauersport in längeren Zeitabschnitten die Stimmung verbessern kann, ähnlich wie Antidepressiva. Als Untergrenze der erforderlichen Zeitdauer können 40 oder 45 Minuten Mindestdauer pro Training betrachtet werden. Hinzu kommen die stimmungsaufhellenden Effekte, die durch das Tageslicht hervorgerufen werden. Außerdem positiv: Der Sozial- und Spaßfaktor ist sehr hoch, wenn Sport zu zweit oder in einer Gruppe ausgeübt wird.
Kann ich einfach loslegen oder brauche ich eine Anleitung?
Wer das Training in Eigenregie betreibt, dem fehlt die Rückmeldung, ob er es richtig macht. Bis zu 80 Prozent der Nordic Walker gehen laut einer Studie falsch. Natürlich gibt es Bücher und Videos, aber sie ersetzen nicht die praktische Anleitung.
Schadet Nordic Walking, wenn ich es nicht korrekt betreibe?
Ja, das ist möglich. Denken Sie nur an Überlastungen, wenn Sie z. B. als Anfänger Nordic Walking zu intensiv betreiben. Dann können Schmerzen an den überlasteten Körperstellen auftreten. Wenn Sie die Stöcke lediglich hinter sich herschleifen oder z. B. seitlich zu weit entfernt vom Körper einsetzen, dann verschenken Sie günstige Effekte oder schaden sich sogar. Viel größer ist aber die Gefahr, ohne die richtige Anleitung das Herz-Kreislauf-System zu überfordern, insbesondere das Herz und seine Kranzgefäße. Dieses Risiko betrifft Trainierte und Untrainierte und/oder Menschen mit (eventuell bisher nicht bekannten) Vorerkrankungen.
Welche Ausrüstung ist beim regelmäßigen Training nötig?
Natürlich brauchen Sie Stöcke, neben Teleskopstöcken empfehle ich lieber „feste" Stöcke, es sei denn, Sie möchten oft verreisen und Ihre Stöcke zusammengeschoben im Koffer mitnehmen. Als Faustregel für die Stocklänge gilt: 0,66 x Körpergröße in Zentimetern. Wichtiger jedoch ist, dass man die Stöcke im Geschäft ausprobiert. Dabei soll das Ellenbogengelenk etwa im rechten Winkel gebeugt sein. Besser noch ist es, wenn die Stöcke etwas kleiner ausfallen, sodass die Schlaufenaustrittsstelle ungefähr in Bauchnabelhöhe liegt. Beim Schuhkauf kommt es auf gute Dämpfung an. Tipp: Nehmen Sie Ihre alten Sportschuhe mit. Ein geschulter Fachverkäufer kann daran wichtige Parameter erkennen. Eine Pulsuhr ist empfehlenswert; gut geeignet sind beispielsweise Pulsuhren mit einer „OwnZone", welche eine Spannbreite an Herzfrequenz vorgibt, in der Sie gesundheitsorientiert trainieren können.
Wie oft und wie lange soll ich trainieren?
„Soll" passt nicht richtig, denn Sie werden sich auf Nordic Walking freuen! Menschen, die fit und gesund sind, trainieren am besten etwa drei- bis viermal die Woche jeweils 45 bis 90 Minuten.
Darf ich Nordic Walking machen, wenn ich erkältet bin?
Nein, dann ist eine Pause angesagt. Ihr Körper braucht alle Kraft dazu, sich zu erholen und gesund zu werden. Es gibt leider immer wieder Fälle, bei denen sich allzu emsige Sportler dennoch belasten und anschließend ernsthafte Erkrankungen davontragen, insbesondere am Herzen. Bitte das Training erst dann wieder ganz behutsam aufnehmen, wenn Sie einige Tage (manchmal auch Wochen) völlig gesund sind.
Wo kann ich Nordic Walking machen und was kostet ein Kurs?
Dieser tolle Sport lässt sich so gut wie überall ausüben, natürlich besser auf weichem Boden als auf hartem Asphalt. Ideal sind Wald und Wiese, wo auch keine Autos fahren. Sie können sogar regelrechte Tagestouren machen, wenn Sie fortgeschritten sind. Einsteigerkurse bieten Sportvereine, Volkshochschulen, Fitnessstudios, Sportgeschäfte und private Anbieter an. Der Trainer sollte eine Lizenz besitzen und sich regelmäßig fortbilden. Nordic-Walking-Kurse gehören übrigens zu den Präventionskursen, das heißt die gesetzlichen Krankenkassen erstatten gemäß Sozialgesetzbuch V § 20 Prävention bis zu 100 Prozent der Kosten eines Kurses, wenn der Trainer von den Kassen anerkannt ist. Der Kursleiter stellt dann am Ende des Kurses eine Bescheinigung für die Krankenkasse über die regelmäßige Teilnahme aus. Ein Kurs von achtmal 60 Minuten zum Beispiel kostet etwa 60 bis 80 Euro.
Weitere Gesundheitseffekte:
– Das Training der oberen Schulter- und Nackenmuskulatur lockert verspannte Partien und lindert Beschwerden. Durch Verspannungen ausgelöste Kopfschmerzen bessern sich oder verschwinden ganz.
– Speziell Diabetiker profitieren von Nordic Walking, da Gewichtsabnahme und Stoffwechselregulierung gleichzeitig optimiert werden.
– Selbst die Denkleistung verbessert sich: Dabei werden nicht nur die „Datenautobahnen" und Verbindungen im Gehirn neu geknüpft, sondern sogar Zellen neu gebildet.
– Im richtigen Pulsbereich ausgeübt, stärkt das Training Immunsystem und Herz-Kreislauf-System. Es baut schädliche Stresshormone ab und verbessert die Durchblutung.
Quelle: Reformhauskurier
Im Interview: Dr. med. Andreas Gode, Walking Therapeut NWGA, Nordic Walking Basic Instructor, www.Dr-Gode.de