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20
06
2012

Auto-Nationalitätenkennzeichen, Metall, nach 1974, - NOK im „Fokus DDR" - Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin - Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt vor. ©© Deutsches Historisches Museum

NOK im „Fokus DDR“ – Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt vor.

By GRR 0

Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin zeigt noch bis zum 25. November 2012 unter dem Motto „Fokus DDR" rund 260 Exponate aus dem Alltags- und Arbeitsleben der DDR. Die Objekte sind Bestandteil der umfangreichen Sammlungen des DHM bzw. dem Museum für Deutsche Geschichte, das vor 60 Jahren als nationales Gesichtsmuseum der DDR gegründet wurde.

Die Kuratorin Carola Jüllig hat die Ausstellung inhaltlich und räumlich nach Abkürzungen gegliedert, die in der DDR üblich waren: „Wir wollen mit dieser Ausstellung ein kleines DDR-Lexikon anbieten". Bei manchem mögen die DDR-Kürzel längst in Vergessenheit geraten sein, andere haben sie nie kennen gelernt, aber einige sind uns immer noch im kollektiven Gedächtnis präsent.

Wer sich aufgrund der vorhandenen Abkürzungen auf die Suche nach Spuren zum Sport in der DDR begibt, landet beispielsweise auch bei dem Kürzel „DSF", was aber in diesem Kontext nicht auf einen inzwischen umbenannten Sport-Sparten-Fernsehsender verweist, sondern für eine längst aufgelöste Verbindung unter der (vollständigen und offiziellen) Bezeichnung „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft" steht.

Der am Sport interessierte Besucher der Ausstellung liegt aber richtig, wenn er unter der Abkürzung „NOK" das „Nationale Olympische Komitee der DDR" vermutet. In der dazugehörigen Vitrine liegen zwei Goldmedaillen von namentlich nicht genannten DDR-Olympiasiegern bei den Winter- und Sommerspielen 1968 in Mexiko bzw. Grenoble.

Dazu passend sind wärmende Bekleidungsstücke der DDR-Damenmannschaft im zarten Rosa ausgelegt. Aufgehängt ist ein Glückwunschschreiben vom damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht an Gisela Birkemeyer (SC Dynamo Berlin), der Silbermedaillengewinnerin für die DDR über 80 m Hürden von Melbourne 1956 bzw. Bronze 1960 in Rom.

Im hinteren Teil der Ausstellung mit dem Kürzel WBS, das für „Wohnbauserie 70)" steht, befindet sich ein großflächiges Wandmodell für das Wohngebiet „Rostock Groß Klein" aus dem Jahre 1979, mit dem die SED-Führung „die Wohnungsfrage als soziales Problem" zu lösen versuchte. Hier sind alle architektonisch vorgesehenen „Gesellschaftlichen Einrichtungen lt. Komplexrichtlinie" markiert.

Dazu gehören neben Schulen und Räumlichkeiten für Schulspeisungen auch Sporteinrichtungen (im Modell abgekürzt mit „Sp"). Wer die Planskizze danach absucht, kommt auf einen zweistelligen Bereich an solchen „Sp" und findet neben gedeckten auch begrünte ungedeckte Flächen in Wohnraumnähe: Welcher Sport von wem wohl dort später betrieben wurde – vorausgesetzt, das Planvorhaben wurde überhaupt in genau dieser Konstellation realisiert?

Beim Betreten der Ausstellung wird der Besucher zunächst von einer Büstenparade der Protagonisten des Sozialismus marxistisch-leninistischer Prägung empfangen und von einer Fahnenreihe umweht, die auf einstige Massenorganisationen der DDR verweist und deren verbalen Losungen anpreist. Dieses politisch dichte Ensemble vermittelt geradezu den Eindruck, man schwimme mitten im „Roten Meer" – nur gut, dass es da noch ein Hinweisschild „Zur Grenzkontrolle" gibt, wo sich nicht nur Utensilien einer „GÜST" (Grenzübergangsstelle) befinden, sondern auch jener Surfanzug eines Republikflüchtigen, der um 1987 damit beim Versuch scheiterte, die DDR über die Ostsee als Schwimmer zu verlassen.

Das Stück „Stalinrasen" (DDR-Jargon) darunter eignet sich ganz und gar nicht für Sport- und Bewegungsspiele. Die (offiziell so bezeichneten) „Stahlnagelmatten" wurden von den Grenztruppen vorzugsweise an Ufern ausgelegt, um grenznahe Wege fußläufig unpassierbar zu machen …

Die Ausstellung „Fokus DDR" im Erdgeschoss der Ausstellungshalle Unter den Linden 2 in Berlin-Mitte ist täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr; öffentliche Führungen sind am Montag, Mittwoch und Samstag um 14 Uhr; mehr auch zu Sonderveranstaltungen, Gruppenführungen etc. im Internet unter www.dhm.de.

 

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann  – Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover

 

Fokus DDR – Aus den Sammlungen des Deutschen Historischen Museums

 

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums  – 7. Juni bis 25. November 2012

Kuratoren: Carola Jüllig M.A. mit Dr. Simon Kuchlbauer

Mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung sind viele der zahlreichen Facetten der DDR kaum noch bekannt. Dies wird nicht zuletzt auch im Sprachgebrauch deutlich. Während z. B. die Begriffe „SED“ oder „FDJ“ noch einem Großteil der deutschen Bevölkerung geläufig sind, müssen die Bedeutung von „EKO“, „WBS 70“ oder „ABV“ oft schon erläutert werden.

Die Ausstellung „Fokus DDR“ präsentiert einzigartige Objekte des Deutschen Historischen Museums, die viele der offiziell gebräuchlichen Abkürzungen der DDR auf lebendige Weise veranschaulichen. Während die repräsentative Seite des Sozialismus mit der ordensgeschmückten Uniform des Ministers für Nationale Verteidigung, Heinz Hoffmann, oder mit der offiziellen Olympiakleidung von 1968 gezeigt wird, stellt das beeindruckende Modell eines Baggers aus dem Braunkohletagebau den Aspekt des Arbeits- und Alltagslebens der DDR vor. Historische Originaltöne und Zeitzeugenberichte ergänzen – in ausgewählten Themenbereichen – die Ausstellung.

Viele der rund 250 Ausstellungsstücke stammen aus dem Museum für Deutsche Geschichte, dem nationalen Geschichtsmuseum der DDR. Andere Gegenstände, wie die aus dem Palast der Republik, kamen nach der Wiedervereinigung in das Deutsche Historische Museum. Durch diese Ausstellung wird dem Besucher nun ein Einblick in diese umfangreiche Sammlung ermöglicht.

 

Trailer zur Ausstellung – 1:44 Minuten

 

 

Mobile Hörstationen ergänzen korrespondierend die Ausstellungsthemen mit Reden von Politikern oder Schilderungen von Zeitzeugen zu ihrer Lebenswirklichkeit in der DDR, ebenso wie Ausschnitte aus Radioreportagen und ausgewählte Originaltöne.

"Fokus DDR" bildet eine ideale Erweiterung der Ständigen Ausstellung im Erdgeschoss des Zeughauses, die einen fundierten Überblick über die Geschichte der DDR zwischen 1949 und 1990 bietet und mit der selben Eintrittskarte besucht werden kann.

Quelle: Deutsches Historisches Museum Berlin (DHM)

author: GRR

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