Nikolauslaufsieger werden jünger – 34. Auflage des LBS-Nikolauslaufes des Post-SV Tübingen.

Die Nikolauslaufsieger werden jünger – und tragen keinen Bart! Gerade 19 Jahre alt ist Clemens Bleistein, trägt keinen weißen Rauschebart und ist dennoch ein vielbeachteter Mann bei der 34. Auflage des LBS-Nikolauslaufes des Post-SV Tübingen.

So jung war bislang noch kein Sieger der erstmals über die 2000 Finisher-Marke gesprungenen Veranstaltung im Württembergischen, denn zum Beispiel gehörten die Sieger der beiden letzten Austragungen, Olympiasieger Dieter Baumann und Eduard Scherer,  schon den Masterskategorien an. Für den Neu-Tübinger, der erst vor drei Jahren mit dem Laufsport begonnen hat und vor Jahresfrist vom TV Cannstatt zum LAV Asics Tübingen wechselte, ist es der Abschluss eines überaus erfolgreichen Jahres, denn mit dem Teamerfolg im Verbund mit Arne Gabius und Filom Ghirmai wurde er deutscher 10 km-Meister der Männer und rangiert in der A-Jugend-Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit 31:10 Minuten auf Rang eins.

Mit 2182 Finishern wurde im 34. Jahr des Traditionslaufes in der Universitätsstadt die 2000 Finisher-Marke mit Bravour übersprungen. 2900 Anmeldungen standen in der vorzeitig geschlossenen Anmeldeliste, ebenfalls eine neue Bestmarke für das Organisationsteam um Gerold Knisel, das entsprechend rundum zufrieden Bilanz ziehen durfte. „Ein großer Wunsch ist uns damit in Erfüllung gegangen“ freuen sich der Macher des Nikolauslaufes, der übrigens zielgenau am 6. Dezember gestartet wurde, wenngleich die Tübinger mit dieser Terminierung am wenigstens selbst zu tun hatten.

Eine ansprechende Website, eine kleine, aber feine Marathonmesse in der Geschwister-Scholl-Schule und eine bestens bestückte Frühstückstheke (bei der es übrigens auch später Maultaschen gab) sind vorzügliche Rahmenbedingungen, die die Nikoläuse aus der näheren und weiten Umgebung vorfanden. „Außerdem bieten wir mit 19 Euro Meldegebühren für Startplatz und Funktions-Shirt ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis an“ nennt Gerold Knisel einen weiteren Grund für den Laufboom auf einer Strecke, die schon alleine aufgrund ihrer Topographie nicht bestzeitentauglich ist.

„Julia ist am Berg wesentlich stärker als ich, da habe ich den entscheidenden Boden verloren“, analysierte folgerichtig die Vorjahressiegerin Friedericke Kallenberg vom LAC Pliezhausen ihre Niederlage gegen eine glänzend aufgelegte Julia Wagner, die für das WMF BKK + DEE Running Team ins Rennen gegangen war. Und eben der Anstieg zum Heuberger Tor war es, der sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen für gewisse Vorentscheidungen über den Sieg entschied. „Für mich war es ein sehr schönes Rennen, zumal ich von zwei Teamkollegen begleitet wurde“, freute sich die eigentliche Duathletin und Triathletin Julia Wagner über ihren Sprung auf Rang eins, nachdem sie im Vorjahr noch Friedericke Kallenberg unterlegen war.

Deshalb war es auch keineswegs verwunderlich, dass die 27jährige Freiburgerin, die neben dem aufwändigen Dreikampf-Training derzeit ihre Promotion in Pharmazie an der Uni Freiburg vorantreibt, von Michael Göhner begleitet wurde, dem Ironman-Sieger von Roth. „Natürlich habe ich am Berg Vorteile“, gestand Julia im Ziel, „denn ich liebe das Laufen. Das ist eigentlich meine stärkste Disziplin, obwohl ich ursprünglich vom Schwimmen komme!“

Als ein „Mann für die Straße“ sieht sich Clemens Bleistein, der unter den Fittichen von Uli Böckle und Angela Wondratschek zu einem der besten deutschen A-jugendlichen herangereift ist. „Zunächst möchte ich mich über 3000 m und 5000 m weiter verbessern, aber irgendwann werde ich beim Marathon landen!“ stellt sich der Zivildienstleistende vor. „Für mich war es schwierig, alleine das Tempo hochzuhalten. Nach meinem enttäuschenden Abschneiden beim Darmstadt-Cross wollte ich es heute natürlich besser machen. Aber dass ich nach sechs Kilometern schon alleine vorne lag, das hat mich doch überrascht“.

Aber der Sieg von Clemens Bleistein, der in 1:13:35 Stunden einen klaren Vorsprung vor dem zum dritten Male auf Rang drei eingelaufenen Christoph Hakenes (1:14:44) und Mischa Elbeshausen (1:16:34) hatte, ist nicht der einzige Erfolg des LAV Asics Tübingen bzw. des Post-SV Tübingen, der einer der sechs Mitgliedsvereine des Leichtathletik-Sammelbeckens in Tübingen ist. Die Tübinger Männer ließen sich die Teamwertung mit Bleistein, Christoph Schlipf und Matthias Koch nicht entgehen und glänzten zudem mit der talentierten 19jährigen Franziska Pfeifer als Frauendritte.

Dieter Baumann war übrigens auch im großen Feld unterwegs, allerdings nach einer gerade auskurierten Wadenverletzung eher im Kollegen-Jogging und auch nur eine von zwei Laufrunden, dafür moderierte er aber die Siegerehrung in der Aula der Schule. Lauf-Urgestein Walter Koch, gerade erst M 70-Sieger beim New York-City-Marathon in 3:09 geworden, gab übrigens als 122. in feinen 1:29:53 Stunden seine Abschiedsvorstellung für die LG Filder, um im kommenden Jahr für die auch in den Altersklassen starke LAV Asics Tübingen zu starten.

Schlussläuferin der Zweitausend übrigens die einheimische Krimi-Autorin Sybille Bäcker, standesgemäß mit Nikolausmütze, wie übrigens so mancher Läufer im Feld der über Zweitausend.

Wilfried Raatz

Ergebnisse: 34. LBS-Nikolauslauf Tübingen: Männer: 1. Clemens Bleistein (LAV Asics Tübingen) 1:13:35, 2. Christoph Hakenes (LG Steinach) 1:14:44, 3. Mischa Elbeshausen (Laufsport Hirning Team) 1:16:34, 4. Richard Schumacher (WMF BKK + DEE Running Team) 1:16:41, 5. Christoph Schlipf (LAV Asics Tübingen) 1:17:06, 6. Matthias Koch (LAV Asics Tübingen) 1:17:11… 40. Michael Göhner (WMF BKK + DEE Running Team) 1:23:29.

Frauen: 1. Julia Wagner (WMF BKK + DEE Running Team) 1:23:22, 2. Friedericke Kallenberg (LAC Pliezhausen) 1:24:22, 3. Franziska Pfeifer (LAV Asics Tübingen) 1:24:35, 4. Sabine Österle (LAV Asics Tübingen) 1:26:47, 5. Judith Mess (WMF BKK + DEE Running Team) 1:27:16, 6. Gudrun Schmidgall (TSV Trochtelfingen) 1:27:33.