Am Sonntag startet diese außergewöhnliche Läuferin beim Zegama-Marathon in Spanien, einem Berglaufrennen, wie keinem zweiten. - Foto: Veranstalter
NIENKE BRINKMANN – DIE UNGEWÖHNLICHE MARATHONLÄUFERIN – LIEBER BERGAUF, ALS AUF GERADER STRASSE – Von Klaus Blume
Es gilt, die Geschichte einer Läuferin zu erzählen, die ihresgleichen sucht: Nienke Brinkman, 28 Jahre, nicht aus Afrika, sondern aus den Niederlanden stammend. Am Sonntag startet diese außergewöhnliche Läuferin beim Zegama-Marathon in Spanien, einem Berglaufrennen, wie keinem zweiten. Obendrein auf „einem mythischen Kurs“, wie das Madrider Weltblatt El Pais behauptet.
Wobei das Gekrachsel über Stock und Stein der Holländerin als ideale Vorbereitung auf die Marathon–EM am 15. August in Münchens Straßen gilt. Dort startet sie – mit ihrer fabelhaften Bestzeit von 2:22:51 Stunden – selbstredend als Top-Favoritin. Dabei läuft sie erst seit zwei Jahren; „eine Geschichte, die wie ein unglaubliches Märchen klingt“, staunt selbst die angesehene Neue Zürcher Zeitung.
Aber der Reihe nach: Ursprünglich wollte die Studentin der Geophysik an der ETH in Zürich – wie daheim in den Niederlanden – nebenbei nur etwas Hockey spielen. Doch Rasenhockey ist in der Schweiz eher dritt- und nicht erstklassig, wie in den Niederlanden. Also begann Nienke zu laufen, um Stress abzubauen. Weil sie deshalb gleich mal beim, durch Corona ausgefallenen Amsterdam Marathon, starten wollte, probierte sie die klassischen 42,195 Kilometer auf Zürichs Straßen aus – in beachtlichen 2:39:43 Stunden.
Fortan versuchte sie, gemeinsam mit dem schweizerischen Triathlon-Spezialisten Benjamin Ueltschi, eine etwas professionellere Struktur in ihre Hobby-Läuferei zu integrieren – mit Erfolg. Beim Rotterdam-Marathon am 10. April 2022 legte sie die 42,195 Kilometer in sagenhaften 2:22:51 Stunden zurück! Zwar gehört sie inzwischen dem vom ehemaligen Stundenweltrekordler Jos Hermens geleiteten NN Running Team an und konnte deshalb bereits im kenianischen Läufer-Paradies Iten trainieren („Etwa 180 Kilometer pro Woche“), dennoch hebt sich ihre Saison-Planung noch immer stark von denen ihrer Konkurrentinnen ab.
Deshalb also am Sonntag, dem 29. Mai 2022, der ungewöhnliche Start beim Berg-Marathon im spanischen Zegama. Weil sie aber danach unbedingt noch an zwei weiteren Bergläufen teilnehmen will, am 17. September am Pikes Peak Ascent in Colorado und am 25. September am Flagstaff Sky Peaks in Arizona, fällt die Marathon-WM am 18. Juli in Eugene (US-Bundesstaat Oregon) für sie flach. „Mein Ziel“,sagt sie, „sind ohnehin erst die Olympischen Spiele 2024 in Paris.“
Am Sonntag steht aber erst einmal der Zegama-Bergmarathon in Spanien auf ihrem Programm. Er erinnere sie an den Zermatt-Bergmarathon in der Schweiz: 45, 959 km, davon 2458 Meter bergauf und 444 Meter bergab. Das alles hat sie am 3. Juli 2021 in der neuen Streckenrekordzeit von 3:19:42 Stunden geschafft.
Zegama kann also kommen. Sagt sie ungerührt.
Klaus Blume
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