Neu aufbauen mussten Tippelt und der LSB den Leistungssport. Selbst an traditionsreichen Standorten wie Leipzig, Dresden und Chemnitz trainieren Leichtathleten in Ruinen. Vielleicht gerade deshalb versteht er Medaillen als Ausdruck gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit.
Neuer DOSB-Leistungssportdirektor – Tippelt lenkt den Leistungssport – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
19. März 2009 Nach Ostern, in weniger als vier Wochen, wird Ulf Tippelt den vakanten Posten des Leistungssportdirektors im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) beziehen. Was begonnen wurde, werde fortgesetzt, sagt er am Telefon in Leipzig, wo er beim Landessportbund Sachsen den Schreibtisch des Generalsekretärs räumt.
Das neue Steuerungskonzept und die Zielvereinbarungen habe er mit beschlossen. Tippelt sitzt seit Jahren im Beirat Leistungssport des DOSB.
Mit der Berufung nach Frankfurt setzt Tippelt eine steile Nachwende-Karriere fort. In der DDR-Liga, der zweiten Klasse, spielte er Volleyball. An der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig studierte und promovierte er, bevor sie abgewickelt wurde. Als die Mauer fiel, war Tippelt 25 Jahre alt. 1991, wenige Monate nach der Gründung des Landessportbundes Sachsen, wurde er dessen hauptamtlicher Kopf. Im Breitensport des Landes musste er in den achtzehn Jahren seitdem mehr als den Umbau von Betriebssportgemeinschaften zu Vereinen bewerkstelligen. Dabei bewies er Einfallsreichtum.
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Medaillen als Ausdruck gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit
Den um Sicherheit ringenden Vereinen schickte er mobile Berater. Beim sportlichen Aufschwung Ost musste er auch Krisen wie das Hochwasser bewältigen, das sich 2002 aus dem Erzgebirge in die Elbe ergoss und bei vielen Vereinen für Tabula rasa sorgte. Mit einem Mitgliederzuwachs von fünfzig Prozent seit Gründung des Landessportbundes auf gut eine halbe Million in 4400 Vereinen gibt er sich nicht zufrieden. Noch im Januar verteilte Tippelt gemeinsam mit dem Kultusminister des Freistaates Einladungen, die allen Drittklässlern Sachsens für ein halbes Jahr kostenlose Mitgliedschaft im Verein versprachen.
Neu aufbauen mussten Tippelt und der LSB den Leistungssport. Selbst an traditionsreichen Standorten wie Leipzig, Dresden und Chemnitz trainieren Leichtathleten in Ruinen. Vielleicht gerade deshalb versteht er Medaillen als Ausdruck gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit. Das dokumentiert nicht nur seine Mitgliedschaft im Vorstand des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig, das zeigt auch sein Widerspruch zur Kritik am Nachwuchs-Leistungssport, wie ihn sein Vorgänger Bernhard Schwank übte, der zum Olympiabewerber München gewechselt ist.
Von dessen Erfolg übrigens hängt Tippelts Verbleib in Frankfurt ab: Scheitert München mit der Kampagne um die Spiele 2018, kehrt Schwank Mitte 2011 zum DOSB zurück, und dann muss der Sachse ein Jahr vor den Olympischen Spielen in London wieder nach Leipzig. Ob er Zentralisierung des Spitzensports und energische Führung, wie der DOSB sie anstrebe, personifiziere? Er habe immer im Team und im Konsens gearbeitet, antwortet Tippelt. „Ich werde mich nicht ändern.“
Zu seinem Vertreter beförderte der DOSB den Wintersport-Experten Wolfgang Kindinger.
Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 19. März 2009