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Neuer Dopingfall in Kenya – Marathon-Olympiasiegerin Sumgong positiv auf EPO getestet – JÜRG WIRZ, ELDORET in der NZZ
Der kenyanische Sport wird erneut von einem kapitalen Dopingfall erschüttert. Diesmal trifft es Marathon-Olympiasiegerin Jemima Sumgong.
Die 32-Jährige wurde bei einer Trainingskontrolle in Kenya mit EPO (Erythropoietin) erwischt, der Substanz, die zu einer Vermehrung der roten Blutzellen führt, zu einer besseren Sauerstoffversorgung der Muskulatur und im Endeffekt zu einer besseren Ausdauer.
Bevor sie in Rio als erste Kenyanerin triumphierte, hatte Sumgong erst zwei bedeutende Marathonläufe gewonnen: 2013 in Rotterdam und 2016 in London.
Mit dem Dopingreglement war sie aber schon 2012 in Konflikt geraten.
Nach ihrem zweiten Rang in Boston wurden in ihrem Urin Spuren von Prednisolon nachgewiesen, einem Wirkstoff aus der Gruppe der Kortisonpräparate. Der kenyanische Verband Athletics Kenya sperrte Sumgong für zwei Jahre; fünf Monate später wurde sie rehabilitiert, nachdem Manager Federico Rosa nachweisen konnte, dass eine lokal gesetzte Spritze ursächlich war.
Diesmal wird die Kenyanerin nicht um eine vierjährige Sperre herumkommen.
Gut möglich, dass Athletics Kenya der Firma Rosa & Associati die Lizenz entziehen wird. Man kann die Sache nämlich drehen und wenden, wie man will: Jemima Sumgong ist nach Mathew Kisorio 2012 (Steroide), Rita Jeptoo 2014 (EPO) und Agatha Jeruto 2015 (Norandrosteron) die vierte prominnte Dopingsünderin aus dem «Stall» der Italiener.
Ein Zufall?
Steckt sogar der gefeierte Laufpionier «Dottore» Gabriele Rosa dahinter? Renato Canova, der in Iten selbst viele Topläufer betreut, weist diesen Verdacht vehement von sich: «Das Problem ist, dass sich Gabriele nicht mehr selber um die Athleten kümmert und nach dem Abgang vn Claudio Berardelli nur noch Trainingpläne nach Kenia schickt.»
Dort ist Sumgongs Ehemann Noah Talam mit dem Tagesgeschäft betraut. Einer, der keine Trainerausbildung hat, aber trotzdem eine wichtige Rolle spielen will – und zuletzt kleinere Wunder vollbracht hat.
Nicht nur mit Sumgong, sondern auch mit seiner eigenen Schwester Sarah Chepchirchir. Die 32-Jährige hat sich im Marathon praktisch aus dem Nichts auf 2:19:47 Stunden verbessert und führt die Weltrangliste an.
Die Läufergemeinde ist geschockt.
Der legendäre Ire Brother Colm O’Connell, Coach von David Rudisha, spricht für viele, wenn er sagt: «Es ist eine Katastrophe. Niemand wird unseren Athleten mehr glauben. Es ist tragisch für all jene, die sauber sind.»
Jürg Wirz in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), Samstag, dem 8. April 2017
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