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07
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2016

Michael W. Austin/Peter Reichenbach (Hg.): Die Philosophie des Laufens. Mairisch Verlag 2015. 198 S.; 18,90 € ©Mairisch Verlag

Neue Laufbücher 2016 – Vorgestellt von Prof. Detlef Kuhlmann

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Die moderne Laufbewegung hierzulande existiert seit mehr als 40 Jahren. So richtig ins Laufen kam sie zeithistorisch gesehen im Laufe der Trimm-Dich-Bewegung in den frühen 1970er Jahren. Seitdem gibt es auch Bücher über das Laufen.

Erst waren es ganz wenige Titel mit Ratgeber-Funktion wie z.B. die nett gemeinte dtv-Taschenbuch-Aufforderung mit dem einfachen Titel: „Lauf mit" von Manfred Steffny, selbst Marathonläufer mit zweifacher Olympiasteilnahme 1968 und 1972 und bis heute Herausgeber des Fachmagazins „spiridon".

Seitdem ist der Buchmarkt extrem expandiert. Die Themen sind diffus und differenziert – und doch sind es immer noch Variationen des Immergleichen?

Sie behandeln den Stoff, aus dem Läufe sind. So viel steht fest: In allen Büchern geht es um das (ausdauernde) Laufen, mal aus diesem, mal aus jenem Blickwinkel. Einige neuere Titel sollen ohne Anspruch Vollständigkeit, geschweige denn mit inhaltlicher Ausgewogenheit die breite Palette der thematischen Zugänge ein wenig verdeutlichen. Sie sind alphabetisch nach Verfassernamen der Reihe nach geordnet und auf insgesamt 18 Titel beschränkt:

Das erste Buch bringt Beiträge, die das Laufen aus einer philosophischen Perspektive betrachten. Wie das geht? Ganz einfach: Das Laufen schafft Raum und Zeit zum nachdenken: „Wir laufen, deshalb denken wir. So einfach kann man es sagen. Und die Schlussfolgerungen können überraschend tiefgründig sein".

So einfach schreibt es jedenfalls schon Amby Burfoot, der Sieger des Boston-Marathon 1968 und langjährige Chefredakteur von Runner`s World im Vorwort. Der Band selbst enthält 16 Beiträge eines deutsch-amerikanischen Autorenensembles, das uns aus unterschiedlichen Blickwinkeln Antworten auf die Frage zu geben versucht, was eigentlich mit unserem Geist und Körper passiert, wenn wir anfangen zu laufen.

Michael W. Austin/Peter Reichenbach (Hg.): Die Philosophie des Laufens. Mairisch Verlag 2015. 198 S.; 18,90 €

Dieses Buch möchte mit dem Aufruf „Lauf los!" vor allem Frauen ansprechen und ihnen (mehr) Lust am Laufen vermitteln. Es ist gleichsam ein ganz persönliches Buch: „reinschreiben, nachlesen, mitmachen, gut fühlen" sind dann jene Tätigkeiten, die das Laufen „lustfördernd" begleiten können. Insgesamt zehn Kapitel werden dazu angeboten mit einem Sechs-Wochen-Trainingsplan für „Lauf-Einsteigerinnen" und für „Jung-Läuferinnen" im Zentrum. Verfasst ist das Buch von der Sportwissenschaftlerin und Ironman-Europe-Siegerin Holle Bartosch und Marion Grillparzer, Journalistin und Diplom-Ökothrophologin.

Holle Bartosch/Marion Grillparzer: Lauf los! Südwest Verlag 2014. 224 S.; 14,99 €

Laufen zum Beruf machen – das geht auch, ohne ein professioneller Läufer zu sein. Andras Butz ist das gelungen. Sein Erfolgsrezept hat er jetzt er zusammen mit dem promovierten Germanisten und Journalisten Dr. Axel vom Schemm in einem Buch niedergeschrieben: „Schwitzen für Erfolg. In Laufschuhen Karriere machen" soll heißen, dass es anscheinend eine „erfolgreiche" Verbindung gibt zwischen dem Beruf, den jemand ausübt, und dem ausdauerndem Laufen, das jemand betreibt.

Alle, die laufen und (noch) im Berufsleben stehen, können deshalb das, was im Buch steht, an sich selbst ausprobieren bzw. nachvollziehen. Läuferinnen und Läufern – so die Autoren – werden allerhand positive Attribute zugeschrieben, die auch im Beruf gern gesehen sind: Sie sind ausdauernd, können an Grenzen gehen, sind fähig, sich zu motivieren, sind zielstrebig, fleißig und diszipliniert … und sind immer gut vorbereitet, haben sogar einen Plan B, wenn Plan A nicht läuft … und sie schwitzen (nur) in Laufschuhen!

Andreas Butz/Axel vom Schemm: Schwitzen für Erfolg. In Laufschuhen Karriere machen. aprinta druck 2015. 226 S.; 24,90 €

Dieses Buch kündigt „Die Geheimnisse der erfolgreichsten Langstreckenläufer der Welt" (Untertitel) an und spielt im „Wunderläuferland Kenia" (Haupttitel). Da war doch was? Jan Fitschen, selbst 28-facher Deutscher Meister im Langstreckenlauf (Marathonbestzeit 2:13:10) berichtet über seine acht Trainingsreisen nach Kenia, baut sein Buch nach Kilometer-Kapiteln (von 1 bis 42,195) auf und kommt zwischendurch zu der Erkenntnis, „dass allerdings noch kein Genetiker dem Geheimnis der kenianischen Läufer wirklich auf die Spur gekommen ist" (S. 242).

Jan Fitschen: Wunderläuferland Kenia. Unimedica 2015. 348 S.; 19,80 €

Der Buchtitel klingt schon mal volksnah und der Inhalt ist es erst recht: Wer wollte nicht „gesünder, schlanker, besser drauf" sein dank eines ansprechend illustrierten Bandes mit dem Titel „Volkslaufbuch", zumal dieses noch von dem renommierten Lauf- und Gesundheitsexperten Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln stammt, das er zusammen mit der freiberuflich tätigen Autorin Ulrike Schöber aus Dortmund verfasst hat.

Beide wenden sich explizit an „Einsteiger & Freizeitläufer" und wollen uns das Laufen in gesundheitlicher Perspektive näherbringen … damit wir alle (als „Laufvolk") im Wohlfühlmodus unterwegs sind!

Ingo Froböse/Ulrike Schöber: Volkslaufbuch. Gesünder, schlanker, besser drauf. Südwest Verlag 2016. 208 S.; 19,99 €

Ina Lange widmet ihr Buch einem Gerhard Lange. Sie bezeichnet ihn als „den besten und inspirierenden Läufer, den ich kenne". Gerhard Lange – wer hat den Namen schon mal gehört? Muss man Gerhard Lange kennen? Man könnte vielleicht vermuten, Gerhard Lange sei der Ehemann oder der Bruder von Ina Lange – alles falsch!

Gerhard Lange (früher SC Traktor Schwerin) ist der Opa von Ina Lange. Der wurde am 21. Juni 1966 in Jena DDR-Meister im Marathonlauf. Mit 2:17:23,2 Std. lief er sogar DDR-Rekord. Im Buch geht es aber nur um Ina Lange, die erzählt, wie aus „einer planlosen Joggerin eine erfolgreiche Marathonläuferin wurde".

Ina Lange: Läuferin aus Versehen. spomedis 2015. 208 S.; 17,95 €

Dieses Buch handelt von den insgesamt 17 Wochen Vorbereitung auf einen Marathonlauf, nämlich jenen in Wien. Dass es ein „Versuch der Leichtigkeit" geworden ist, ergibt sich allein daraus, dass dem Autor nach den 17 Wochen akribischer Vorbereitung mit ebenso akribischer Nachschrift der Trainingsläufe und sonstiger Geschehnisse in seinem Leben das Rennen selbst wohl ziemlich leicht gefallen ist und er somit seine selbst gesteckten Ziele vollends erreicht hat. Jedenfalls kommt Kurt Leutgeb auf der allerletzten Seite im Resümee zu der persönlichen Erkenntnis: Ein Marathon ist „überhaupt nichts Extremes".

Kurt Leutgeb: Marathon. Versuch einer Leichtigkeit. Sisyphus Verlag 2014. 238 S.; 15,80 €

Dieses Buch reiht sich prominent in die Fülle der vielen Lauf-Ratgeber ein, die uns im übertragenen Sinne ans Händchen nehmen wollen, damit wir selbst anfangen zu laufen. Der explizite Aufruf „Du kannst laufen" als Titel kommt dann geradezu pädagogisch daher – ob er auch Wirkung zeigt? Das können am Ende nur diejenigen beurteilen, die sich durch die Lektüre von Marquardt inspiriert fühlen und sich gemäß Untertitel zum Läufer machen lassen. Die Schnittmenge der Inhalte mit den Werken von Froböse (oben) und Strunz (unten) ist auf jeden Fall gegeben …

Matthias Marquardt: Du kannst laufen. Das Buch, das jeden zum Läufer macht. spomedis 2015. 208 S.; 16,95 €

Dieses Buch ist ein Comic-Laufbuch – vermutlich sogar eines der ersten der Welt, auf jeden Fall für den deutschsprachigen Raum. Es ist die Übersetzung eines Titels des New-York-Times-Bestsellerautors Matthew Inman alias „The Oatmeal", der in Wort und Bild über die besagten Gründe gemäß Titel aufklärt. Er hat natürlich alles am eigenen Leibe erfahren – mehr noch, und das schreibt er bereits ganz vorn, bevor seine Bilderlaufstory beginnt: „Für mich war Laufen schon immer ein meditativer Akt. Wenn ich laufe, denke ich nach. Die meisten meiner Comics entstanden in meinem Kopf, während ich lief."

The Oatmeal: Die schrecklichen und wundervollen Gründe, lange Strecken zu laufen. Wiley-VCH Verlag 2015. 148 S.;12,99 €

Der 61-jährige Matthias Politycki ist einer der wichtigsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur … und einer der wenigen Vertreter seiner Zunft, der dazu noch passionierter Marathonläufer ist. Aus dieser Rollendiffusion entfaltet er das („sein") Phänomen Marathon. Er vermisst den Marathon. Dabei geht er Kilometer für Kilometer vor. Er lässt er uns quasi Schritt für Schritt (oder besser: Zeile für Zeile) im Buch nebenher laufen: Bei km 5 geht es um „Die blaue Linie", bei km 21 heißt es „Die Elite ist schon durch", bei km 27 müssen wir „Haltung wahren" und bei km 33 hat er „Die besten Ausreden parat", bevor wir bei km 42 die „Fata Morgana" erleben und danach im Ziel in eine „Postmarathonale Depression" verfallen … alles schon mal erlebt?

Dann lohnt sich die Lektüre allemal. Und wenn nicht – egal, bei Politycki können alle in Gedanken schon mal mitlaufen.

Matthias Politycki: 42,195. Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken. Hoffmann und Campe 2015. 316 S.; 20,- €

Dieses Buch erzählt von der läuferischen Karriere des Harald Lange. Daniela Preiß hat die Geschichte aufgeschrieben. Die beiden verbindet, dass sie fast blind sind: Wie erlebt jemand das Laufen, ohne die äußeren Eindrücke vollends wahrnehmen zu können? Und wie schwierig muss es dann erst sein, etwas aufzuschreiben, was man nur vom Hörensagen kennt, also – im wahrsten Sinne des Wortes – blind übernehmen muss. Soviel zur Entstehungsgeschichte des Buches. Inhaltlich geht es um jenen Harald Lange, ein sehr trainierter und ambitionierter Läufer mit viel Wettkampfpraxis, und um den sog. „BraveheartBattle" – ein herausfordernder Hindernislauf in Münnerstadt bei Bad Kissingen mit insgesamt 54 Stationen.

Ob er das Ziel dort erreicht und wenn ja, unter welchen Umständen? Diese Frage ist durchaus berechtigt. Daniela Preiß liefert die Antwort.

Daniela Preiß: Willenstark. Vss-Verlag 2014. 96 S.; 7,95 €

Dieses Handbuch widmet sich einem speziellen Laufsportsegment, das durch seine „natürlichen Reize" glänzt. Das Berglaufjournal erscheint jährlich – jüngst in der 25. Ausgabe. Es gibt Einblicke in die Szene und nennt alle wichtigen Läufe mit Streckenprofil, Terminen und sämtlichen Anmeldemodalitäten. Initiator und Verfasser des Büchleins ist der ehemalige Bundestrainer für Marathonlauf und Fachjournalist Wilfried Raatz, der selbst u.a. auf eine Karriere als Deutscher Meister (u. in der Staffel und im Cross) zurückblicken kann. Startmöglichkeiten liegen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den alpinen Umgebungsländern.

Wilfried Raatz: Berglauf-Journal 2016. Agentur und Verlag für Sportkommunikation 2016. 240 S.; 11,- €

Frau Schmitt hat inzwischen eine hohe Popularität in Laufkreisen erreicht: „Laufen mit Frau Schmitt" – lautet ihre virtuelle Adresse im Internet. Sie erzählt Geschichten aus ihrem ganz normalen Laufleben vorzugsweise im Frankfurter Raum. In ihrem neuesten Buch hat sie „Neues und Merkwürdiges" (Untertitel) unter Überschriften wie „Laufen durch die Jahreszeiten" oder „Laufen mit Startschuss" zusammengetragen. Die Texte haben dann Titel wie „Fifty shades of rain" oder „Wenn Läufer zu sehr tippen" oder „Ein Hoch auf uns". Das Buch endet mit einem 30-seitigen Läufer-Glossar von A wie „Auslaufen" über H wie „Hausstrecke" und N wie „Nacktlaufen" bis zu Z wie „Zieleinlauf". Danach geht nur noch Auslaufen …

Heidi Schmitt: Komm, wir laufen aus. Neues und Merkwürdiges aus dem Leben einer Läuferin. Verlag BoD 2014. 202 S. 13,90 €

Laufen kann man auch in therapeutischer Perspektive. Dazu gibt es jetzt sogar eine Bibliografie, zusammengestellt von den beiden Dozenten Wolfgang W. Schüler und Klaus Richter beim Deutschen Lauftherapie-Zentrum (DLZ) in Bad Lippspringe bei Paderborn. Die Sortierung erfolgt im Band nach dem Alphabet der Verfassernamen. Danach folgt dann der Titel des Buches bzw. Beitrags mit der genauen Quelle (einschließlich Erscheinungsjahr und Seitenangaben). So verdienstvoll diese Bibliografie insgesamt für die Laufbewegung auch sein mag, so eingeschränkt ist leider die praktische Arbeit mit der Sammlung, die eben nur über die Autorennamen, nicht aber z.B. über wichtige Schlagworte bzw. einen thematischen Zugriff möglich ist.

Wolfgang W. Schüler/Klaus Richter: Bibliografie Lauftherapie. 3333 Publikationen zum gesundheitsorientierten Laufen aus fünf Jahrzehnten. Tredition Verlag 2015. 204 S.; 9,80 €

Längst hat auch das literarische Genre Kriminalroman den Laufsport erobert. Die Handlungen spielen vorzugsweise rund um einen Marathon. Jüngster Fall ist der Hamburg-Marathon: Der junge Fußballspieler Tobias Reinert vom FC St. Pauli verschwindet spurlos, nachdem er den Hamburg-Marathon gefinisht hat. Wenig später werden weitere Läufer als vermisst gemeldet. Eine Spur führt auf ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff. Eine Frage bleibt: Gehört das Buch nun eher in die Hände von St. Pauli-Fans oder Läufern oder Krimi-Liebhabern oder Hamburgern oder …?

Klaus E. Spieldenner: Start Ziel Tod. Hamburg-Krimi. CW Niemeyer 2015. 344 S.; 9,95 €

Schneller laufen oder abnehmen oder beides in Eintracht – das ist hier die Frage! Die Vokabel dafür lautet: Lauf-Diät. Die Grammatik dazu kann man erlernen, wenn man das kleine Büchlein im Postkartenformat ausreichend studiert. Noch irgendwelche Fragen? Ach so – den Laufspaß soll man natürlich dabei auch behalten. Das wird jedenfalls ganz am Ende im Kapitel ab Seite 151 ange- bzw. versprochen. Da ist dann von kaltem Wasser und Sauna, von Verletzungsvermeidungsstrategien, von Seitenstechen und Muskelkater, von Blasen und blauen Zehnnägeln die Rede.

Das macht an sich alles keinen Spaß …

Herbert Steffny & Wolfgang Feil: Die kleine Lauf-Diät. Südwest Verlag 2014. 160 S.; 8,99 €

Psychische Fähigkeiten spielen zunehmend nicht nur im Hochleistungssport, sondern auch im wettkampforientierten Breitensport eine Rolle. Das Buch stellt ausgewählte sportpsychologische Trainingsformen für den Langstreckenlauf (5.000 m bis Ultra-Marathon) vor. Es behandelt u.a. Entspannungstechniken, Aufmerksamkeitsregulation und Gedächtnisprozesse, Visualisierung und Mentales Training, Motivation, Selbstmotivation und die Entwicklung von Willenskraft sowie den Umgang mit Angst und Stress.

Oliver Stoll & Heiko Ziemainz: Mentaltraining im Langstreckenlauf. Ein Handbuch für Praktiker. Hamburg, 5. überarbeitete Auflage 2016. 114 S.; 12,50 €

Dr. med. Ulrich Strunz (geb. 1943) ist in die Jahre gekommen …und trotzdem „forever young" geblieben. In seinem neuesten Werk präsentiert er das Laufen in seiner heilenden Kraft für den Körper, die wir dadurch mobilisieren können, um so vor Erkrankungen wegzulaufen und dabei vielleicht sogar noch die „Erfolgsformel" eines meditativen Laufens entdecken können. Das alles wird jedenfalls schon auf der vorderen Coverseite als „Losung" angepriesen und illustriert im Buch entfaltet.

Da kommen dann sogar Anne Will, Cem Özdemir, Dr. Eckart von Hirschhausen und andere regelmäßig laufenden Promis zu Wort in einer sog. „Run of Fame".

Ulrich Strunz: laufend gesund. Heyne 2. Auflage 2016. 238 S.; 19,99 €

Prof. Detlef Kuhlmann

Weitere Bücher und Zeitschriften bei GRR:

Die Buchvorstellung von German Road Races (GRR) e.V.

author: GRR

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