Titelseite der DOSB-Zeitschrift Leistungssport ©DOSB
Nachwuchsleistungssport im Brennpunkt
Die aktuelle Ausgabe der DOSB-Zeitschrift Leistungssport ist am 12. September 2013 erschienen. Themenschwerpunkt des Heftes ist der Nachwuchsleistungssport.
Leipziger Positionen zum Nachwuchsleistungssport in Deutschland – Herausforderungen, Schwerpunkte und Anforderungen aus der Sicht von Trainingswissenschaft und -praxis (Antje Hoffmann/Arndt Pfützner) richten sich an Trainer und verantwortliche Gestalter im deutschen Nachwuchsleistungssport.
Sie wurden anlässlich des Nachwuchsleistungssport-Symposiums „Wege an die Spitze“, das im Mai 2013 gemeinsam von IAT und DOSB veranstaltet wurde, herausgegeben. Grundlage sind der aktuelle Forschungsstand zu Karriere-Entwicklung und langfristigem Leistungsaufbau sowie langjährige Erfahrungen im Nachwuchsleistungssport tätiger Trainer und Trainingswissenschaftler.
Sie sollen Anforderungen für die erfolgreiche Entwicklung begabter Nachwuchssportler bis zum Spitzenathleten und auch Potenziale für die Verbesserung des Nachwuchsleistungs-sportsystems aufzeigen.
Der Beitrag Die Forcierung der mehrjährigen Vorbereitung von Sportlern und die Olympischen Jugendspiele (Wladimir N. Platonov) setzt sich mit den Risiken (zu) früher Wettkampfteilnahmen auseinander. Die vollständige und allseitige Realisierung von angeborenen Anlagen und die Herausbildung eines für den konkreten Sportler maximal erreichbaren Könnens sind nur durch eine planmäßige und mehrjährige Vorbereitung zu gewährleisten.
Eine forcierte Vorbereitung mit einer frühzeitigen Spezialisierung und Orientierung auf hohe Wettkampfleistungen im System des Kinder- und Jugendsports ist mit einer Missachtung der wichtigsten Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien des rationellen Aufbaus der mehrjährigen Vorbereitung verbunden. In dieser Hinsicht bergen Wettkämpfe in jungen Altersgruppen wie die Olympischen Jugendspiele (OJS) das Risiko einer Störung der Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien des Trainingsaufbaus.
In dem Beitrag Vom Sportschüler zum Olympiasieger – ein Best-Practice-Modell zur Einbindung sportpsychologischer Angebote in das System der institutionalisierten Leistungssportförderung in Deutschland (Ole Benthien/Mascha Grote/Ralf Brand) soll gezeigt werden, wie Sportpsychologie institutionell und strukturell, als integraler Bestandteil eines durchgängigen auf den langfristigen Leistungsaufbau fokussierten (vom Sportschüler bis zum Olympiasieger) Fördersystems etabliert werden kann. Exemplarisch geschieht dies am Beispiel des Landesteams Sportpsychologie Brandenburg. Dieses ist seit seiner Gründung im Jahr 2009 für das gesamte sportpsychologische Angebot im institutionalisierten Leistungssport des Bundeslandes (Spezialschulen Sport/Eliteschulen des Sports und OSP Brandenburg), konzeptionell und organisatorisch verantwortlich.
Eignen sich Wettkampferfolge als Talentkriterien? Diese Fragestellung beantwortet der Beitrag von Juliane Wulff/Thomas Moeller/Antje Hoffmann/Jens Bussweiler. Die erfolgreiche Teilnahme an Junioren-Weltmeisterschaften (JWM) stellt die Vorrausetzung dar, um in den C-Kader der Deutschen Triathlon Union (DTU) aufgenommen zu werden. Es wird demnach indirekt davon ausgegangen, dass unter den erfolgreichen Junioren im Triathlon auch die aussichtsreichsten Elite-Triathleten zu finden sind. Unter Einbeziehung der besten Triathleten und Triathletinnen der letzten acht Jahre wurde in dieser Untersuchung retrospektiv geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen der Teilnahme sowie den Platzierungen der JWM einerseits und den Platzierungen bei Olympischen Spielen und/oder Weltmeisterschaften andererseits besteht.
Den Einfluss eines 2-jährigen Krafttrainings auf schnellkräftige Leistungen im Nachwuchsleistungssport Fußball untersuchen Michael Keiner/Andre Sander/Klaus Wirth/Dietmar Schmidtbleicher. Im Fußball kommt der konditionellen Fähigkeit Kraft eine große Bedeutung zu. Ob sich ein Krafttraining über zwei Jahre auf die Leistungsfähigkeit im Sprint und Sprung von Fußballern auswirkt, konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden. Deshalb ist es Ziel dieser Untersuchung zu zeigen, inwiefern Sprint- und Sprungleistungen durch ein periodisiertes Krafttraining beeinflusst werden. An dieser Untersuchung nahmen 134 Fußballer der Altersbereiche A-, B- und C-Jugend aus dem Nachwuchsleistungssport teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine der Gruppen führte zusätzlich zum regelmäßigen Fußballtraining zweimal wöchentlich ein periodisiertes Krafttraining (Hypertrophie- und IK-Blöcke) über einen Zeitraum von zwei Jahren durch.
Der Beitrag Der „Undulationskick“ – ein neues Modul für das Brustschwimmen (Manuel Kopitz/Günter Tidow/Kurt Wilke) thematisiert und diskutiert ein Technikmodul, welches im letzten Drittel der Brustschwimm-Beinbewegung als zusätzliches, vortriebswirksames Element eingebaut werden kann. Im Rahmen eines Experiments wurde über einen Zeitraum von vier Jahren nach entsprechenden methodischen Richtlinien und einem speziell dafür konzipierten Übungskatalog eine Probandengruppe ausgebildet. Als Abschluss des Experiments wurden in einem Strömungskanal spezifische Messungen an der Probandengruppe und den Vergleichsgruppen durchgeführt. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich das entwickelte Technikmodul „Undulationskick“ positiv auf die Vortriebswirksamkeit der Brustschwimm-Beinbewegung und damit auf das Brustschwimmen in seiner Gesamtheit auswirkt.
Spieler zu Höchstleistungen anzutreiben, sie zu motivieren und zu animieren, an die Leistungsgrenzen zu gehen, gehört mitunter zu den Hauptaufgaben eines jeden Trainers und stellt diesen immer wieder neu vor Herausforderungen. Welche Methode ist die Richtige bzw. gibt es überhaupt einen Königsweg? Sind Zuckerbrot und Peitsche geeignete Maßnahmen?
Entsprechen Autorität und Gehorsam noch dem aktuellen Rollenverständnis? Geht es nicht vielmehr darum, den Trainierenden selbst sensibel im Umgang mit seinem eigenen Tun zu machen, um sich und seine Leistungen selbst einzuschätzen und zu beurteilen? Ein solcher Perspektivenwechsel im Sinne eines Bewusstmachens und Beurteilens der eigenen Leistungsfähigkeit setzt Bildungspotenziale frei, von denen sowohl Trainer als auch Trainierende gleichermaßen profitieren können. Konkrete Anregungen hierzu gibt der Beitrag Selbsteinschätzung und Trainingsqualität – Die Chance der Reflexion im Sport (Matthias Obinger).
Darüber hinaus vermittelt im Rahmen des Trainerinterviews Giovanni Guidetti, Trainer der Volleyball-Nationalmannschaft, Einblicke in seine Trainer- und Wettkampfphilosophie. Titel seiner Ausführungen: Die European League dient uns als Training. Schließlich enthält die Ausgabe den abschließenden zweiten Teil der Serie Leistungssport in der Volksrepublik China – eine Trainer-Einsicht (Klaus Bartonietz).
Quelle: DOSB