Kenenisa Bekele kam in Dubai nicht ins Ziel. © Standard Chartered Dubai Marathon / Giancarlo Colombo
Nach seinem Knock-out in Dubai: Kenenisa Bekele hält 2:01:30 für möglich
Gezeichnet aber gefasst präsentierte sich Kenenisa Bekele am Tag nach dem Standard Chartered Dubai-Marathon. Bei dem Rennen am Freitag wollte der 34-jährige Äthiopier den Marathon-Weltrekord brechen, doch ein Sturz unmittelbar nach dem Start stoppte sein Vorhaben.
Nach 23 km ging der Superstar, der bei seinem Sieg in Berlin im vergangenen September mit 2:03:03 Stunden den Weltrekord um lediglich sechs Sekunden verpasst hatte, angeschlagen aus dem Rennen. Verschiedene große Pflaster auf der rechten Körperseite zeugen von dem schmerzhaften Missgeschick.
„Es gab schon vor dem Start etwas Gedränge. Plötzlich lag ich dann auf dem Boden. Ich weiß nicht mehr genau, wie das passiert ist, aber irgendjemand hat mich am Bein erwischt“, erzählte Kenenisa Bekele. „Ich war wie in einer Schockstarre. Die ganze rechte Seite tat weh und es war auch ein mentaler Schock. Das Gefühl war wie bei dem Autounfall, den ich einmal erlebte. Damals fuhr ich mit einem Freund, zum Glück ist dabei nichts weiter passiert.“
Vielleicht hätte Kenenisa Bekele das Rennen schon nach wenigen Metern aufgegeben, wenn ihm nicht ein Freizeitläufer wieder auf die Beine geholfen hätte. „Er sah mich auf dem Boden und sagte: Oh mein Gott, Bekele! Hör nicht auf, steh auf und lauf! Dann half er mir auf“, erzählte der dreifache Olympiasieger. TV-Aufnahmen zeigten, wie ihm der Läufer noch einen aufmunternden Klaps auf den Rücken gab. Dann rannte Kenenisa Bekele los.
„Ich war sicher derjenige, der den schnellsten ersten Kilometer lief. Aber das war hart. Ich holte rund 100 Meter Rückstand in kurzer Zeit auf – das war zu schnell.“ Kenenisa Bekele war dann zwar wieder in der Spitzengruppe, doch schon vor dem 10-km-Punkt verlor er den Anschluss, fiel dann immer weiter zurück und gab nach rund 23 km auf.
„Ich fühlte ein Ungleichgewicht in der Hüfte und das zog dann in die Wade – so etwas habe ich sonst nie. Ich wollte laufen, aber es ging nicht“, erzählte Kenenisa Bekele. „So etwas ist mir noch nie passiert, das war einfach Pech.“
Sobald die Blessuren abgeklungen sind, will der 5.000- und 10.000-m-Weltrekordler wieder mit Joggen beginnen und sich dann auf den nächsten Marathon vorbereiten. „Der Plan ist, in London zu starten“, bestätigte Kenenisa Bekele. Am 23. April wird das Rennen an der Themse gestartet. Ob der Äthiopier dort einen neuen Weltrekordversuch startet bleibt abzuwarten. Die besten Chancen, die Marke von 2:02:57 Stunden zu unterbieten, bieten zurzeit sicherlich die Rennen in Berlin und Dubai.
Wie Bekele nach dem London-Marathon plant, steht noch nicht genau fest. Zwar hatte er von einem möglichen WM-Start in der britischen Hauptstadt im Sommer gesprochen, doch in Dubai schwächte sein Manager Jos Hermens dies ab. „Bezüglich eines möglichen WM-Starts ist noch nichts entschieden“, sagte der Holländer.
Somit könnte vielleicht sogar ein erneuter Start in Berlin Ende September ins Gespräch kommen. „Eines Tages werde ich sicherlich nach Berlin zurückkehren“, sagte Kenenisa Bekele, der ebenso noch einmal in Dubai laufen möchte, „um zu zeigen, was ich auf dieser Strecke erreichen kann“.
An ein mittelfristiges Karriereende denkt Kenenisa Bekele nicht. „Ich werde laufen so lange es möglich ist“, sagte der 34-Jährige. Nicht ausgeschlossen, dass er noch die Olympischen Spiele 2020 in Tokio ins Visier nimmt, nachdem er unter kontroversen Umständen von den äthiopischen Verbandsfunktionären nicht für die Spiele in Rio nominiert worden war. „Nach meinem Rennen in Berlin haben die Funktionäre ihre Entscheidung bereut, dass sie mich nicht für Olympia nominiert hatten. Es wäre toll, wenn ich in Tokio 2020 laufen könnte. Aber das ist noch weit weg“, sagte Kenenisa Bekele.
Auf die Frage welche Zeit er sich im Marathon in der Zukunft noch zutraut, antwortete er: „Wenn in einem Rennen alles zusammen passt, dann glaube ich, dass 2:01:30 Stunden für mich möglich sind.“
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