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06
08
2022

Die Medaillen in München - Wie hoch hängen sie für die deutschen Leichtathleten:innen? - Foto: European Championships Munich 2022 - Paul Zenner

MÜNCHEN IM FOKUS – HOPP ODER TOP? – Von Dr. Wolfgang Blödorn

By GRR 0

Zehn Tage vor dem Start der Europameisterschaften der Leichtathletik in München stellt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein Team der Öffentlichkeit vor.

Sind die DLV-Verantwortlichen nach der Pleite der Weltmeisterschaften in Eugene 2022 und der Hallen-Weltmeisterschaft in Belgrad 2022 dieses Mal sorgfältiger mit der Nominierung umgegangen?

Es wurden 112 Athletinnen und Athleten nominiert. Der DLV spricht von einer „Verstärkung für das WM-Team“.

Wie dem auch sei!

Der Druck auf die Athletinnen und Athleten sowie den DLV-Vorstand und sein Präsidium ist immens groß. Hat doch die DLV-Cheftrainerin Annett Stein mit ihrer Äußerung– wie viele Athleten und Athletinnen sowie die Führungsspitze des DLV auch – die WM in Eugene nur als Durchgangsstation, als Vorbereitung für den eigentlichen leichtathletischen Wettkampfhöhepunkt des Jahres 2022 bezeichnet und die Heim-Europameisterschaften in München in den Fokus der Sportöffentlichkeit gerückt.

In München soll die wahre Leistungsstärke der deutschen Leichtathletik geoffenbart werden. Entschuldigungen, Ausreden und Ausflüchte für einen weiteren, mangelnden Erfolg seitens der DLV-Verantwortlichen sowie der Athletinnen und Athleten in München dürften der Öffentlichkeit nicht mehr genügen und akzeptiert werden. Schonungslose Reaktionen des DLV-Präsidiums für alle im DLV für den Leistungssport Verantwortlichen wären bei einem erneuten, ähnlichen Abschneiden der DLV-Athlet:innen wie bei der WM nicht nur erforderlich, sondern wohl auch unabänderlich!

112 Einzelmeldungen – darunter einige Doppelmeldungen – sowie weitere Nominierungen für vier Staffeln und zwei Marathonmannschaften sollen die Hoffnungen, Wünsche und Träume im DLV bei der Heim-EM wie in Berlin 2018 erfüllen. Der DLV-Präsident kann sich nach den 19 Medaillen, darunter sechs Mal Gold, von der letzten Europameisterschaft in Berlin auch dieses Mal eine zweistellige Medaillenausbeute vorstellen. Weiterhin soll Platz zwei in der Nationenwertung von der ehemaligen Heim-EM bei der erneuen Heim-EM verteidigt werden. Hierfür soll – wie bei der WM in Eugene/Oregon – ein Pre-Camp in Erding den Weg bereiten.

In den sieben Tagen von München wird sich der weitere Weg des DLV in die Zukunft entscheiden. Geht es weiter bergab mit der deutschen Leichtathletik oder kann der DLV zumindest einen Teil der verloren gegangenen Reputation in Deutschland, Europa und der Welt zurückgewinnen, lautet die Gretchenfrage. Auf jeden Fall stehen die Sterne in München besser als bei der Weltmeisterschaft vor knapp drei Wochen in Eugene/Oregon. Steht doch der DLV dieses Mal „nur“ mit der kontinentalen Klasse und nicht mit der weltweiten Spitze in Konkurrenz. Und dann fehlt z.B. mit Russland auch noch ein starker Mitbewerber in München.

Mit der Antwort auf die Gretchenfrage entscheidet sich auch ein guter Teil der finanziellen Möglichkeiten, welche der DLV für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris zur Verfügung haben wird. Mit den zur Verfügung gestellten Steuergeldern steht und fällt auch der Plan des DLV, in Zukunft voll auf den Nachwuchs zu setzen. Ist diese Hoffnung im DLV überhaupt berechtigt? Die Athletinnen und Athleten der U20-Weltmeisterschaften des DLVs in Bydgoszcz 2016 erzielten vor sechs Jahren insgesamt sechs Medaillen, davon zwei goldene. 2022 wären sie im besten Leichtathletikalter. Bei der diesjährigen WM in Eugene/Oregon reichte es allerdings nur für zwei Medaillen …

Nur Daumendrücken wird in München dem DLV nicht mehr helfen.

Aber, lassen wir uns überraschen!

Dr. Wolfgang Blödorn

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