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24
07
2007

Und diese Analyse ist durchweg sehr interessant. Die erste Überraschung: Wer glaubte, der »kleine« Monschau-Marathon sei eher eine regionale Angelegenheit, sieht sich getäuscht. Stolze 133 Kilometer nahmen die Teilnehmer im Durchschnitt als Anreise in Kauf, um in der Eifel an der Start gehen zu können

Monschau-Marathon – Von den Aktiven gab es nur Bestnoten – In Monschau findet die bisher bestbenotete Marathonveranstaltung statt. Dieses Fazit zieht eine Untersuchung des Institutes für Sportsoziologie der Deutschen Sporthochschule Köln.

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Unter der Leitung von Dr. Hans Stollenwerk läuft dort ein Forschungsprojekt zur »Langlaufentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Marathonszene«. Im Kern geht es darum, wie die Läufer selbst den Marathon bewerten. Bislang wurden im Rahmen des Forschungsprojektes die großen Stadtmarathons in Köln, Bonn, Dresden und Palma (Mallorca) untersucht. Bei den Untersuchungen in Köln und Bonn hörten die Mitarbeiter des Projektes öfter diesen Ratschlag: »Die richtigen Marathonläufer findet ihr in Monschau!«

Am Institut für Sportsoziologie nahm man den Vorschlag auf und untersuchte 2006 den 30. Monschau-Marathon.Um es vorweg zu nehmen: Obwohl der Monschau-Marathon in Konkurrenz zu den großen Laufveranstaltungen von Köln, Bonn, Dresden und Palma stand, schnitt er am besten ab. Die Grundlage der Untersuchung bildeten Interviews mit 290 Teilnehmern, von denen 280 in die Analyse aufgenommen wurden.

Und diese Analyse ist durchweg sehr interessant. Die erste Überraschung: Wer glaubte, der »kleine« Monschau-Marathon sei eher eine regionale Angelegenheit, sieht sich getäuscht. Stolze 133 Kilometer nahmen die Teilnehmer im Durchschnitt als Anreise in Kauf, um in der Eifel an der Start gehen zu können. Weiter reisten nur die Starter in Dresden an. Die nannten als Grund für ihre Reise allerdings nicht nur den Marathon, sondern auch touristische und kulturelle Interessen. Dass in Monschau die wahren Marathon-Freaks an den Start gehen, beweisen zwei weitere, eindrucksvolle Zahlen.

Fakt ist, dass die Langstrekkenläufer zu den ältesten Aktiven in der Sportszene zählen, lediglich Golfer erreichen ein noch höheres Alter. Und Fakt ist auch, dass die Aktiven des Monschau-Marathons mit Abstand das älteste Läuferfeld der bislang untersuchten Szene stellen. Schließlich lag das Durchschnittsalter beim Lauf 2006 bei 47,1 Jahren.
Zum Vergleich: Der zweitplatzierte Marathon in Palma weist lediglich ein Durchschnittsalter von 43,7 Jahren auf. Auch die Zahlen im Detail sind interessant: Stolze 21 Prozent der »Monschau-Marathonis« waren zwischen 51 und 60 Jahre, gar 8,3 Prozent über 60 Jahre alt. Noch aussagekräftiger ist die Erhebung zur Langlauferfahrung.
Auf die Frage, wie viele Marathonläufe sie bereits absolviert habe, antwortete eine Teilnehmerin dem Interviewer: »31« Als der anerkennend nickte, versah die Athletin ihre Aussage mit dem Zusatz: »Nicht insgesamt, sondern im letzten Jahr!« Die Zahlen beweisen eindrucksvoll:
Beim Monschau-Marathon starten nicht nur die ältesten Aktiven, sondern auch die mit Abstand erfahrensten. Die Teilnehmer am Monschau-Marathon 2006 hatten im Durchschnitt schon 22,9 Läufe hinter sich gebracht. In Köln etwa hatten die Athleten lediglich eine »Vorgeschichte« von durchschnittlich 5,4 Läufen.

Aus welchen Gründen entscheidet sich jedoch ein Langläufer dazu, bei einem Marathon an den Start zu gehen? Fast die Häfte der Läufer aller untersuchten Marathons macht die Entscheidung am Termin und der guten Organisation fest. Faktoren, die auch beim Monschau-Marathon eine Rolle spielen – jedoch nicht entscheidend.

Absoluter Star des Monschau-Marathons ist die traumhafte Strecke durch eine faszinierende Naturlandschaft. Nicht weniger als 83,3 Prozent – mit Abstand der absolute Spitzenwert – machen ihre Teilnahme an dem interessanten Streckenverlauf fest. Satte 61,4 Prozent loben das Streckenprofil mit immerhin 750 Metern Höhenunterscheid und mit einem Wert von 44,3 Prozent wird das konkurrenzlos günstige Startgeld genannt. Ausschlaggebend für die Entscheidung, an welchem Marathon man in der boomenden Langlaufszene mit ihrer Vielfalt an Veranstaltungen wirlich teilnimmt, ist und bleibt letztlich jedoch die Zufriedenheit der Aktiven.

Und die Zufriedenheit wird von zahlreichen Faktoren bestimmt – angefangen bei den Anmeldemodalitäten über die Höhe des Startgeldes bis hin zur Verpflegung auf der Strecke. Und an dieser Stelle konnte der Monschau-Marathon dann endgültig seine Stärken ausspielen. Ein »abwechslungsreicher Naturlauf mit familiärer Atmosphäre«, eine »sehr gut organisierte, anspruchsvolle Veranstaltung«, eine »Superstimmung« oder eine »Superorganisation« – diese Kommentare diktierten die Teilnehmer den Interviewern in ihre Notizblöcke.
Das vielfältige Lob schlug sich in einem »Marathon-Zeugnis« nieder, das eine »einmalig positive Benotung« aufweist. Für die Organisation am Lauftag gaben die Aktiven dem Monschau-Marathon eine 1,6, für die Stimmung an der Strecke eine 1,9, für die Betreuung nach dem Lauf eine 1,8, der Streckenverlauf erhielt ebenso wie die Verpflegung an der Strecke eine 1,5 und die Gesamtorganisation eine 1,6. Einser-Noten gab es zudem für die Höhe des Startgeldes (1,6), für den Internet-Auftritt des Monschau-Marathons (1,9), die Ausgabe der Startunterlagen (1,6) sowie für das Image des Monschau-Marathons (1,5).

Übrigens:Wer die komplette Untersuchung eingehend studieren möchte, kann sich den Gesamtbericht oder einen Auszug der Studie als PDF auf der Internetseite des Monschau-Marathons herunterladen.

www.monschau-marathon.de
Monschau-Marathon

83 Prozent der Athleten nennen die Strecke als Grund für ihreTeilnahme am Monschau-Marathon.
Note 1,5 gab es für die Verpflegung an der Strecke. Auch die Organisation heimste großes Lob ein.

Es spricht einiges dafür, dass in der Eifeleine der absoluten Top-Veranstaltungen des Laufsports in Deutschland stattfindet, zumindest, wenn man das Urteil der Aktiven zum Maßstab nimmt.
Und dies sollte letzlich der entscheidende Maßstab sein!
Fazit der Untersuchung des Monschau-Marathons durch das Institut für Sportsoziologie der Deutschen Sporthochschule Köln

Thomas Förster
Redaktion
WochenSpiegel Monschau

author: GRR

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