Moderne Sportuhren und Fitnesstracker ©DATASPORT
Moderne Sportuhren und Fitnesstracker – DATASPORT
Hobbysportlern sind heutzutage Technologien zugänglich, die früher nur in Hochleistungslabors angeboten werden konnten. Doch was bringt die Vielzahl der Daten?
Sportler interessiert vor allem eins: Wie können wir Leistungsdaten über unseren Körper sammeln und für ein sinnvolles Training nutzen? Neben den bewährten Sportuhren erfüllen heutzutage immer mehr Fitnesstracker, Smartphones und Smartwatches die Funktion, unsere Leistungsdaten aufzuzeichnen und das Training zu überwachen.
Doch schon bald stellt sich die Frage: Befriedigen wir damit unsere reine Sammelwut oder können die Daten auch tatsächlich dazu genutzt werden, das eigene Training zu verbessern?
Fitnesstracker als Basisangabe
Während Fitnesstracker oder sogenannte Schrittzähler einzig dazu dienen, unsere Laufdistanz oder die zurückgelegten Stockwerke zu zählen und uns damit eine Idee geben, ob wir uns im Verlauf eines Tages ausreichend bewegen, sind die heutigen Sportuhren längst nicht mehr einfach bloss Stoppuhren mit Pulsmesser, sondern eigentliche Mini-Computer am Handgelenk, die uns neben Geschwindigkeit und Schrittfrequenz eine ganze Reihe weiterer Parameter anzeigen, aus denen Formstand und Leistungsfähigkeit analysiert werden können.
Viele Sportuhren im mittleren und höheren Preissegment sowie Apps berechnen aus den erhobenen Leistungsdaten die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2max) und geben die Geschwindigkeit an der Laktatschwelle an. Daraus können mögliche Wettkampfszeitprognosen erstellt und Erholungszeiten abgeschätzt werden. Allerdings bedingt dies, dass ein Sportler sich angemessen und in guter Gesundheit für eine Wettkampfdistanz vorbereiten kann. Individuelle Stärken und Schwächen werden bei solch einer pauschalen Zielzeitberechnung nicht berücksichtigt.
Aus der VO2max-Bestimmung und dem aktuellen Belastungspuls werden auch Leistungszustand und Erholungszeiten abgeschätzt. Diese Werte können für Laufanfänger gewisse Leitlinien darstellen, sind für den erfahrenen Läufer allerdings zu allgemein gehalten und daher nicht verwertbar. Zudem stellt die Alltagsbelastung einen entscheidenden Faktor für Ermüdung und Erholungsfähigkeit dar. So vertragen wir im Trainingslager mit optimaler Erholung ganz andere Trainingsumfänge als neben Arbeit und Alltagsstress.
Pulsmessung ohne Gurt immer beliebter
Immer praktischer und genauer wird die Herfrequenzmessung ohne Brustgurt am Handgelenk, die an der Rückseite der Uhr mittels Messung der Lichtreflexion erfolgt. Eine ähnliche Methode mit Infrarot-Spektroskopie und optischen Sensoren mittels einer Bandage am Unterschenkel erlaubt eine nichtinvasive Abschätzung der Sauerstoff-Versorgung im Gewebe. Weitere Studien werden diese sehr interessante Methode untersuchen und deren Einsatzmöglichkeiten zur Trainingskontrolle evaluieren müssen.
Doch auch moderne Herzfrequenz-Brustsensoren werden immer vielseitiger und messen neben dem Puls die Herzfrequenzvariabilität. Diese kann am besten am morgen früh mittels einer Messung der Ruheherzfrequenz während 3-5 Minuten bei ruhiger Atmung aufgezeichnet werden. Der erhaltene Wert kann zur Bestimmung des Erholungszustandes beigezogen werden. Allerdings hat hier die Aktivität des vegetativen Nervensystems einen grossen Einfluss und verändert das Resultat bei grosser Anspannung oder Nervosität (z.B. vor Wettkämpfen).
Sensoren aller Art
Die Erfassung immer neuer Parameter soll auch die Laufbewegung transparenter machen. Zur Beurteilung der Laufökonomie beispielsweise können mittels im Pulsgurt eingebauter Sensoren Laufeffizienzdaten wie Schrittfrequenz und -länge sowie die Hoch-Tiefbewegung des Körpers bestimmt werden. Aus dem Quotient zwischen Hoch-Tief-Bewegung und der Schrittlänge wird das vertikale Verhältnis berechnet, welches anzeigt, wie effizient unser Laufstil ist. Weiter wird aus der Bestimmung der einzelnen Bodenkontaktzeit beider Füsse die Balance der Bodenkontaktzeit berechnet. Ein symmetrischer Laufschritt ist beim Laufen am effizientesten, ein Fehlverhältnis der Bodenkontaktzeiten wird in Zusammenhang mit einer erhöhten Verletzungs- bzw. Überlastungsgefahr gebracht.
Alle Trainingsdaten lassen sich heutzutage elektronisch auswerten und man hat per webbasierten Anwendungen die Möglichkeit zu vergleichen, wie die eigenen Resultate und Laufeffizienzdaten im Vergleich zu anderen Sportlern abschneiden.
Dr. med. Rubén Oliver
Dr. med. Rubén Oliver ist Facharzt für Innere Medizin mit Weiterbildung in Sportmedizin und Manueller Medizin. Er arbeitet in der Praxis Medbase in Winterthur und in der Permanence am Hauptbahnhof Zürich.
Quelle: Datasport