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03
11
2022

Die extra aufgebaute Brücke über den Canal Grande - Foto: Erdmute Nieke

Mit Weihrauch und mit Weihwasser – Impressionen vom 36. Venedig-Marathon am 23. Oktober 2022 von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Italien ist anders! Italien ist katholisch!

Im Zug zwischen München und Villach erhalte ich – wie fast täglich in den letzten Tagen – mal wieder eine Mail vom Marathonveranstalter des 36. Venedig-Marathons.

Diesmal keine Hinweise zum Lauf und keine Werbung, sondern eine Einladung in die Chiesa San Salvador zum „marathon runner`s prayer in different languages and the blessing of the athletes with her bibs“ am Vorabend des Marathon. Diese Messa del Marathoneta wird veranstaltet von Athletica Vaticana.

Längst im Dunkeln bringt uns der italienische Zug pünktlich um Mitternacht nach einer 19-stündigen Zugfahrt von Berlin über den Damm auf die Insel Venedig. Ryanair hatte uns am Vortag mitgeteilt, dass die italienischen Fluglotsen streiken und unser Flug nach Venedig Freitag Abend gecancelt sei. Der Nachtportier im Hotel erwartet uns.

Samstag Vormittag dann von der Insel wieder zurück mit einem Linienbus auf das Festland zur Marathonmesse im Stadtpark von Mestre um die Startnummer abzuholen. Mestre und Venedig wird von einem fast vier Kilometer langen Damm verbunden.

Dann ein erstes Erkunden der berühmten Lagunen-Insel. Wir schlängeln uns durch die engen Gassen mit unzähligen Touristen und versuchen uns zu orientieren zwischen Brücken treppauf und treppab über Kanäle ohne Ende. Dazu alte Häuser, die oft im Wasser stehen. Commisario Brunetti lässt irgendwie grüßen und könnte gleich um die Ecke kommen, im Polizei-Boot oder zwischen Touristen zu Fuß.

Wir finden das Südufer der Insel und entdecken erste Brücken, deren Treppenstufen mit Gerüsten zu Schrägen umgebaut sind! Das ist die Marathonstrecke! Wir spazieren bis zum zum Canal Grande und sehen das viel beschriebene Wunder! Über den Kanal ist eine schwimmende Brücke extra für den Marathon errichtet! Sie ist so gebaut, dass die Vaporettos, die Wassertaxen, die Sanitäts- und Polizeischiffe und die berühmten Gondeln darunter durch fahren können!

Den Markusplatz lassen wir aus bei der ersten Stadterkundung, dann auf zur Salvador-Kirche in der Nähe der Rialto-Brücke zum Marathon-Gebet.

Marathon-Gebet in der San- Salvador-Kirche – Foto. Erdmute Nieke

Mein Mann Thomas geht Eis essen, ich betrete eine große und bunte Barockkirche, die schon gut gefüllt ist. Viele Leute tragen die typischen Kleiderbeutel. Ich suche einen freien Platz und finde ihn neben einem älteren italienischen Paar. Es beginnt eine vollständige katholische Messe. Drei Priester und vier Messdiener:innen – wirklich zwei junge Frauen dabei – ziehen mit Gesang, Orgelmusik und Weihrauch durch die gesamte Kirche! Die junge Messdienerin schwingt das Weihrauchgefäß, als wolle sie die Läufer:innen besonders reichlich mit dem heiligen Duft segnen. Dann viele Gebete und Liturgie, drei Bibeltexte, Predigt – alles auf italienisch. Hin und wieder höre ich das Wort Marathona heraus. Die Italienerin neben mir betet und spricht alle Texte mit. Dann wieder mit viel Weihrauch die Feier der Eucharistie. Nur wenige gehen zum Empfang der Hostie. Auch ich als evangelische Christin bleibe sitzen.

Nach einem weiteren Gebet beginnt wieder viel Bewegung, die nette Italienerin neben mir, hat inzwischen bemerkt, dass ich kein italienisch spreche und fragt mich auf englisch, ob ich denn morgen nicht auch den Marathon laufen würde. Dann solle ich jetzt in den Altarraum gehen. Ihr Mann geht auch nach vorn. Am Altar erhalten wir alle einen Zettel mit dem Gebet des Marathonläufers in sieben Sprachen, gedruckt von Athletica Vatiacana. Es entsteht ein buntes Sprachengewirr, denn 100 Menschen versuchen in ihrer Sprache mit zu beten. Der Gebetstext ist so passend, dass ich ihn hier im ganzen wider gebe:

„Danke Herr, dass du mich laufen lässt und mich beim großen Marathon meines Lebens bei Kilometer 35 nicht allein lässt.

Danke Herr, für die Schönheit des Laufens in Einsamkeit, im Wald und unter Leuten, bei Hitze und Kälte, bei Wind und Wetter.

Danke Herr, dass du mir nahe bist, wenn mich die Müdigkeit überwältigt, wenn mir der Schweiß die Sicht trübt, meine Beine müde werden und ich am liebsten stehen bleiben würde. Aber mit dir laufe ich weiter. Mein Laufen in Demut und Leidenschaft ist ein Lobgebet an dich, dass ich auf den letzten 195 Metern meines Lebensmarathons wiederhole.

Ich ich danke dir, Herr, für die Freunde, mit denen ich die Freude teile, Seite an Seite zu laufen. Herr, ich bekreuzige mich und beginne meinen Lauf, getragen von der Gewissheit, dass du meine Schritte begleitest.“

Nachdem das Gebet gesprochen ist, steht der Priester hinter dem Altar und verteilt aus einem großen silbernen Gefäß Weihwasser über die bunte Menge der Läufer:innen und segnet damit alle und alles, denn viele haben wirklich ihre Startnummer in der Hand. So wird mein 15. Marathon mit Weihrauch und Weihwasser ganz besonders gesegnet sein.

Zieleinlauf – Foto: Veranstalter, 2022 Pica Group S.p.A.

Am Abend ein Restaurant zum Pastaessen zu finden ist in Venedig eine einfache Aufgabe. Schwerer ist es, mich auf den nächsten Morgen gut vorzubereiten. Denn ich muss bereits um 6.50 Uhr am Fährhafen von Venedig sein. Frühstück gibt es erst später im Hotel. Ich kann ein breakfast to go bestellen. Der Fußweg zum Fährhafen vom Hotel wären fast sechs Kilometer. Um meine Kräfte für den Marathon zu schonen, muss ich also meine allererste Vaporettofahrt auf dem Canal Grande morgens vor 6 Uhr beginnen.

5 Uhr klingelt mein Wecker. Ich wecke den Nachtportier des Hotels für mein Frühstück und er schickt mich auch noch in die richtige Richtung zur Rialtobrücke zum Vaporetto. Durch dunkle Gassen irre ich mit meinem Kleiderbeutel und dem Frühstückstütchen. Rialtobrücke mit Anlegestelle gefunden und ich bin nicht mehr allein. Ein französisches Ehepaar ist auch unterwegs. Wir erkennen uns an den Kleiderbeuteln. Dann Umsteigen am Piazzale Roma in ein anderes Vaporetto. An jeder Anlegestelle werden es mehr Läufer:innen, einige mümmeln auch ihr Frühstück wie ich. Dann setzt sich eine junge Frau mir gegenüber. An ihrer Startnummer erkenne ich, dass ich mit ihr deutsch reden kann. Sie kommt aus Stuttgart. Alle tragen auf ihrer Startnummer die Flagge ihres Heimatlandes.

Gemeinsam steigen wir alle am Fährhafen Tronchetto aus und irren ein wenig durch die Nacht und finden etliche Busse, an denen immer K42 steht. Es gibt auch K10 und K21-Busse. Wir bekommen noch einen Sitzplatz, der Bus wird richtig voll, viele Läufer:innen müssen stehen. Dann wird nochmal gefragt, ob wir alle wirklich zum Marathonstart wollen und kein Irrläufer für eine andere Strecke im Bus sitzt. Kurz vor 7 Uhr geht es los, noch immer im Dunkeln fahren wir wieder über den Deich auf das Festland und eine gefühlt endlose Strecke ins Nirgendwo. Allmählich wird es hell und dann sind wir am Ziel – nein – am Start. Inzwischen ist es hell geworden.

Wir befinden uns auf einem großen Parkplatz in Sta (acht Kilometer vor Padua). Lautsprecherdurchsagen und Dixis (italienisch: immer mit Wasserspülung) begrüßen uns. Unsere Kleiderbeutel sollen wir bis 8.45 Uhr abgeben. Dafür stehen sechs große LKWs mitten auf der Laufstrecke. Wir haben noch fast zwei Stunden Zeit bis zum Start. Viele sitzen an einer großen, alten Parkmauer, keiner mag so recht seinen Kleiderbeutel abgeben, denn es noch ziemlich frisch. Doch die Lautsprecherdurchsagen drängen auf die Abgabe, denn die LKWs fahren um kurz vor 9 Uhr weg und nun ist es immer noch eine Stunde bis es los geht.

Nochmal in die Dixischlange und dann mal so Richtung Start bummeln. Der Start befindet sich vor der Villa Pisani. Villa ist ziemlich tief gestapelt, es ist ein ausgedehntes Barockschloss. Der Doge Avise Pisani hat es im 18. Jahrhundert errichten lassen. Wir dürfen nicht einfach zum Start gehen. Wir werden durch die gesamte Gartenanlage dieses Schlosses geleitet. Am Eingang des Schlossparks werden wir von zwei Dutzend Leuten in Barockkostümen begrüßt. Ein passende Geste zur grandiosen Kulisse.

Das Original des Drachen-Krokodils von der Säule des Hl. Theodor im Dogenpalast – Foto: Erdmute Nieke

Dann gibt es – wie überall – Startblöcke nach Zeiten. Ich starte im Gabbia Corral 5, im lila Startblock ganz hinten. Immerhin stehen wir inzwischen in der Sonne, es ist nicht mehr kalt. Neben mir steht ein Läufer mit einer türkischen Flagge auf der Startnummer. Ich spreche ihn auf englisch an und er meint, wir könnten deutsch reden, denn er käme aus Ulm. Wir philosophieren auf einer Straße zwischen Padua und Venedig über Ulm, Berlin, Erdogan und Weltpolitik.

Dann endlich 9.45 Uhr geht es los. 5000 Läufer:innen sind in guten fünf Minuten alle gestartet. Hinter dem Startbogen steht mit aufrecht gestellten Rudern der Ruderclub aus Sta. Durch ein Ruderspalier bin ich noch nie gerannt!

Schnell entzerrt sich das Läufer:innenfeld. Die Stecke führt durch eine schöne und grüne Landschaft immer am Naviglio del Brenta, einem kleinen Fluss, entlang. Von Zeit zu Zeit Ruderboote auf dem Fluss. Orangen und Granatäpfel hängen an den Bäumen. Dazwischen auch Palmen und dazu vollkommen blauer Himmel.

Nach fünf Kilometern am ersten Versorgungspunkt – Italien ist katholisch. Eine ziemlich alte Nonne im weißen Ornat steht gleich am ersten Versorgungstisch und gibt Wasserflaschen aus. Ich nehme eine in Empfang und sage: „God bless you!“ Sie schaut verwundert auf, ihr Blick in etwa so: Wieso wünschst du mir Segen, du brauchst den doch! In der Tat kann ich den Segen von gestern gut gebrauchen, denn inzwischen ist es ziemlich warm und Schatten gibt es nur selten. Die italienische Sonne meint es zu gut mit uns. Dazu ist die Luft durch die Meeresnähe ziemlich feucht. „Wenn der Schweiß die Sicht trübt … mit dir laufe ich weiter.“ So das Gebet!

Alle fünf Kilometer gibt es Wasser und Kekse und Bananen und ein Trinkpulver, dass die Helfer:innen frisch anrühren. Die meisten Helfer:innen tragen übrigens die Uniformen der Pfadfinder. Die Straßen werden von vielen, vielen Polizist:innen gesperrt, die uns oft auch anfeuern und gute Laune verbreiten. Außerdem fahren auf der gesamten Strecke Sanitäter:innen hin und her, am Anfang in Autos und auf Rädern, auf dem letzten Stück sogar im Boot parallel zum Uferweg.

Die ersten 20 Kilometer bleiben wir dem Fluss treu und in jedem Ort stehen Musikbands und fröhliche Menschen und feuern uns an. Die Worte verstehe ich: Bravo, Avanti und Forza. Dazu gibt es einige beeindruckende Villen zu sehen. Hinweisschilder verweisen immer auf das Alter der prächtigen Gebäude. Das 16. und 17. Jahrhundert ist bestens vertreten.

Bei Kilometer 20 verlassen wir diese schöne Landschaft und nähern uns Mestre, der modernen Landschwester von Venedig. Jetzt geht die Strecke durch einen ausgedehnten Industriepark. Eine wenige Fans stehen für uns an der Strecke, es geht weiter durch Mestre. Normales Sonntagsleben in einer Stadt. Vor den Kirchen stehen in der Mittagssonne Kirchgänger, Kinder spielen auf Spielplätzen, Wäsche hängt auf den Leinen vor den Fenstern, eine Straße durftet nach indischem Essen. Eine Fußgängerunterführung unter der Autobahn riecht weniger gut. Viele Musikbands spielen und sorgen so für extra gute Stimmung.

Überhaupt ist die Stimmung unter den Läufer:innen ziemlich ausgelassen. Nur wenige laufen allein. Es gibt Paare, die zusammen laufen, manchmal sogar Hand in Hand, Frauengruppen und Männergruppen. Es wird viel geredet und gelacht unterwegs. Italienische Leichtigkeit beim Laufen, ganz anders als beim Berlin-Marathon.

Am meisten beeindruckt mich eine Gruppe von mindestens 20 Läufer:innen, die alle in neonfarbenen T-Shirts laufen, mit Luftballons geschmückt sind und drei Menschen im Rollstühlen beim Rennen mit schieben. An jeder Musikband machen sie Halt und tanzen auf der Laufstrecke, dadurch hole ich sie immer wieder ein. Sie verbreiten einfach so viel Fröhlichkeit!

Die Medaille mit einem Dolfin – Foto: Erdmute Nieke

Wir laufen durch den Stadtpark von Mestre. Das Zelt von der Marathon-Messe ist schon abgebaut. Dann geht es auf den Damm zur Insel. Vier Kilometer, links die Eisenbahn, rechts die Autostraße, wir in der Mitte, denn eine Autospur ist für uns gesperrt. Dazu der weite Blick über die Lagune: Komorane und kleine Inseln im Wasser. Ich laufe mein Tempo, das ziemlich langsam geworden ist, aber ich laufe. Um mich herum sind bereits viele Marathonis, die wandern. Einige wechseln zwischen Rennen und Gehen. So lerne ich zwei junge Frauen aus Schweden kennen, die ihren ersten Marathon laufen und Giovanni, der eigentlich lieber Triathlon macht. Außerdem kenne ich jetzt alle Arten von italienischen Zügen, weinrote, blaue und graue, die uns immer wieder überholen.

Dann sind wir in Venedig auf der Insel, doch wir müssen uns in Geduld üben. Die Strecke führt durch das hässliche Hafengelände, vorbei an unzähligen Parkplätzen voller Autos und großer Reisebusse. Die vielen Touristen müssen alle irgendwie her und wieder weg kommen. Sie könnten eigentlich auch mit dem Zug auf die Insel fahren.

Dann endlich sind wir auf den letzten vier Kilometern angekommen. Zwei nette Tempomacher aus der 4:40er-Gruppe kamen aus Heidelberg und hatten mich beim Überholen vorgewarnt. Am Ende gibt es keine Kilometerangaben mehr und es sind 14 Brücken zu überwinden.

Erste Brücke, zweite, dritte… rechts viel Wasser mit dem Blick zur vorgelagerten Inselgruppe und vor mir noch in der Ferne der rote Campanielle vom Markusplatz. Links tolle alte Hausfassaden und Touristen, die in den Straßencafes sitzen. Ich kann jedoch nicht immer meinen Blick schweifen lassen, der das Pflaster des Weges ist von so einigen Hochwassern ziemlich ausgespült und uneben.

Dann endlich Canal Grande, die wunderhafte Brücke, sie ist total fest und solide zu belaufen. Ich kann über das Wasser laufen!

Ich erreiche den Markusplatz und wir verlassen die Uferpromenade und laufen zwischen den beiden berühmten Säulen mit dem Heiligen Theodor auf dem Drachen, das ein Krokodil ist und dem Markus-Löwen, dem allgegenwärtigen Symbol der Stadt, hindurch. Später lese ich, dass Venezianer:innen niemals durch diese Säulen durchgehen würden, weil das Unglück bringen soll. Mir nicht, denn ich bin ja frisch gesegnet! Die Strecke über die weltberühmte Piazza San Marco ist für uns sorgsam abgezäunt und ich bin beeindruckt über die Größe des Platzes, hinter dem Glockenturm wieder um die Ecke, die Platzmitte in voller Länge für uns gesperrt, am Ende des Platzes drehen wir und laufen jetzt auf die Basilica di San Marco zu, ja, sie ist es! Und daneben weiß schimmernd die beeindruckende Fassade des Dogenpalastes. Ich laufe mitten durch Venedig! Und den vielen Touristen bleibt nur uns hinter den Absperrungen anzufeuern. Wir haben richtig gut Platz zum Laufen!

Dann geht es wieder zwischen den Säulen durch weiter an der Uferpromenade, ich habe aufgehört, die Brücken zu zählen, es gibt so viel zu sehen! Die Brückengerüste, die alle – wirklich alle –  Treppenstufen überdecken, knallen herrlich, wenn ich sie hinab renne. Die Leute feuern uns an. Dann hinter der 14. Brücke taucht der Zielbogen auf. Ich beschleunige noch mal und renne ins Ziel! Mein Venedig-Marathon ist gelaufen! Die Zielmoderatorin freut sich so mit mir, dass sie mich gleich mal in die Arme nimmt und mich an sich drückt. Italienische Lebensart eben!

Dann erhalte ich sie! Die Medaille von Venedig! Aus ihr heraus ragt ein Dolfin, das Kennzeichen aller venezianischen Gondeln. Der Dolfin ist ein Eisenbeschlag, der das Gewicht des Gondolere ausgleicht. Es sind immer sechs Zacken, die die sechs Stadtteile Venedigs symbolisieren und dazu ein Bogen der den Canal Grande symbolisiert und der abschließende Bogen steht für die Dogenkappe, denn Venedig war vom achten Jahrhundert bis 1797 (Napoleon löste den Rat auf und setzte den letzten Dogen ab) eine Art Republik, in der jeweils ein Doge aus den Reihen der Adligen in einem komplizierten Wahlverfahren auf Lebenszeit als Regierungsoberhaupt gewählt wurde.

Die Ausgabe der Kleiderbeutel, wieder ein kleines Wunder! In Zelten wuseln die freundlichen Helfer:innen der Pfadfinder und haben alle Beutel liebevoll sortiert. Wie sind sie von den LKWs an diesen Ort gelangt, der mit keinem Auto erreichbar ist?

Mit Arnika-Gel und einem großen Beutel voller Essen und Trinken werden alle Läufer:innen versorgt. Als ich das Zielgelände verlasse, sehe ich den Sieger des Marathons in ein Wassertaxi klettern. Sein Pokal ist so groß, dass er ihm ins Boot nachgereicht werden muss. Was für ein Anblick!

Ich wandere durch die Stadt zwischen vielen Touristen und den anderen Finishern, wie immer haben alle dieses Strahlen im Gesicht und die schöne Medaille mit dem orange-farbenen Band um den Hals. Ich bin froh, mich durch das Gewirr der kleinen Gassen und vielen Brücken ins Hotel zurück zu finden.

Jüdisches Venedig – Synagoge im Ghetto Novo – Foto: Erdmute Nieke

Wir bleiben noch sieben Tage in dieser verrückten Stadt, die ins Wasser gebaut wurde und erleben mit, wie die Wunderbrücke wieder verschwindet und die Dixis und Zelte der Zielversorgung mit einem großen Schiff abgeholt werden. Mein schönes Finisher-T-Shirt in blau trage ich noch die nächsten Tage durch Venedig. Wir erleben und sehen noch viel, das mich immer wieder an diesen Marathon erinnert: Die Reliquien des heiligen Evangelisten Markus, die sich im Altar der Markuskirche befinden. Das originale Krokodil des heiligen Theodor von der Säule, das im Dogenpalast steht. Wir erleben auch ein jüdisches Venedig. Denn in dieser Stadt wurde 1516 das erste Ghetto Europas gegründet.

Mein Marathon mit Weihrauch und Weihwasser ist gut gelaufen! Marathon auf italienisch! „Schönheit, unter Leuten, Hitze, Schweiß, Leidenschaft, Freude“ – Das Gebet der Marathonläuferin hat sich erfüllt!

Dr. Erdmute Nieke

 

 

 

 

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