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10
08
2025

Bréal Cup - Foto: Gerd Steins - Forum für Sportgeschichte Berlin - Marathoneum

Michel Bréal und die Rückkehr des olympischen Marathon nach Paris am 10. August 2024 – Prof. Hans Giessen

By GRR 0

10. August 2024, genau vor einem Jahr: Der olympische Marathon findet in Paris statt.

Allein schon die Strecke, die an so vielen touristischen Highlights vorbeiführt, macht ihn zu einem ganz besonderen Ereignis. Aber das war auch aus einem anderen Grund: Der olympische Marathon ist tatsächlich an seinen Ursprungsort zurückgekehrt.

Der Marathon wurde von einem Pariser Universitätsprofessor konzipiert und quasi „erfunden“. Michel Bréal war ein Freund von Pierre de Coubertin, und er hat Coubertin, der 1896 die ersten Spiele in Athen organisierte, vorgeschlagen, dass Läufer von Marathon zum Panathinaische Stadion rennen sollten.

Damit ist der Marathon die einzige Sportart, die exklusiv für die Olympischen Spiele erfunden wurde.

Andererseits löste sich die Idee des Marathon schnell von Olympia und wurde zu einem eigenständigen Mythos. Auch hier spielte Paris eine besondere Rolle, denn im August des Jahres nach den ersten Olympischen Spielen fand der erste Marathon unabhängig von Olympia statt – ebenfalls in Paris. Und eine Idee begann, die Welt zu erobern. Eine Idee mithin, die eng mit Paris verbunden ist. Man kann daher mit Fug und Recht sagen, dass der Marathon in die französische Hauptstadt zurückgekehrt ist.

Wer war Michel Bréal, der Pariser „Erfinder” des Marathons?

Bréal war Sprachwissenschaftler und Experte für antike Kulturen am Collège de France in Paris. Auf dem berühmten Olympischen Kongress von 1892, der den Anstoß zu den Olympischen Spielen gab, saß Bréal direkt rechts neben Coubertin. Coubertin überließ Bréal auch das Wort als erstem Redner auf diesem ersten offiziellen Olympischen Kongress.

Bréal propagierte das Motto „citius, altius, fortius” (schneller, höher, stärker) als olympischen Slogan.

Er war somit eine überaus wichtige Persönlichkeit in der Geschichte des Sports!

Michel Bréal – Foto: Gerd Steins – Forum für Sportgeschichte Berlin – Marathoneum

Bréal wurde am 26. März 1832 in Landau, Deutschland, geboren. Seine Vorfahren stammten aus dem Südwesten Deutschlands, aber auch aus dem Elsass, Lothringen und Luxemburg. Bréal war eine berühmte Persönlichkeit mit einem beeindruckenden gesellschaftlichen Leben. Er war beispielsweise der Schwiegervater von Romain Rolland, der später den Nobelpreis für Literatur erhielt.

Auf die Idee für den Marathon kam Bréal aufgrund seines „Hauptberufs“ als Linguist und Experte für antike Kulturen, denn es gab nie einen Marathon als Sportart. Es gab den historischen Lauf, denn nach der Schlacht von Marathon (490 v. Chr.) mussten diejenigen, die in Athen zurückgeblieben waren, darüber informiert werden, dass die Gefahr vorüber war. Aber es war Bréal, der die Idee hatte, dieses historische Ereignis als Grundlage für eine Sportveranstaltung zu nehmen. Der Marathon war somit Ausdruck der Erfindungsgabe eines kreativen Geistes.

Michel Bréal starb am 25. November 1915 in Paris, aber seine Ideen leben bis heute weiter. Die letzten großen Einzelwettbewerbe bei den Olympischen Spielen sind die Marathonläufe. Schon bei den ersten Spielen 1896 in Athen war der Marathonlauf (damals nur für Männer) der Höhepunkt, der – dank des Sieges eines griechischen Athleten – die Begeisterung des Publikums weiter anfachte und so trotz verschiedener anfänglicher Schwierigkeiten zum Überleben der olympischen Idee und letztlich zu ihrem Triumph beitrug.

Der erste Olympiasieger im Marathonlauf, Spiridon Louis, erhielt eine Trophäe mit der griechischen Inschrift „Olympische Spiele 1896, Marathonlauf, gestiftet von Michel Bréal“.

Die Trophäe von Bréal wurde 2012, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, von der Familie des damaligen Gewinners versteigert. Die Auktion fand bei Christie’s in London statt und erzielte einen Preis von 541.000 £ (mehr als 600.000 €). Dies ist der höchste Preis, der jemals für ein olympisches Erinnerungsstück gezahlt wurde.

Michel Bréals Pokal wurde von einer griechischen Stiftung erworben. Die Trophäe kehrte im vergangenen Jahr ebenfalls nach Paris zurück und wurde in einer Ausstellung im Louvre gezeigt.

Prof. Hans Giessen

Mythos Marathon. Von Herodot über Bréal bis zur Gegenwart – Hans W. Giessen (2010) beim Verlag Empirische Pädagogik (VEP) – Die Buchvorstellung bei GRR

FOUNDING FATHER OF THE MARATHON – Michel Bréal in Paris

author: GRR