Das Rennen entwickelte sich bei trockenen Wegen und Straßen und vor dicht gedrängter Zuschauerkulisse unter dem Viadukt, durch die Enzauen und die historische Altstadt von Bietigheim damit einmal mehr als absoluter Silvesterknaller.
Melanie Kraus mit Streckenrekord und Falk Cierpinski siegen beim 28. Bietigheimer Silvesterlauf – Mit über 4100 Anmeldungen erneut tolle Beteiligung und Rekordkulisse
Der 28. Bietigheimer Silvesterlauf über 11,2 km, bei dem zahlreiche Läuferasse und auch zwei Triathletinnen der deutschen Spitzenklasse an den Start gingen, verlief bei den Männern ganz anders als bei den Frauen. Das vermeintliche Duell der beiden deutschen Olympionikinnen, der Marathonläuferin Melanie Kraus und der Spitzentriathletin Ricarda Lisk konnte Melanie Kraus mit ihrem schnellen Anfangstempo schon frühzeitig zu ihren Gunsten entscheiden.
Dagegen lieferten sich Falk Cierpinski, der Marathonmann und Sohn des zweimaligen Olympiasiegers auf der Marathonstrecke, Waldemar Cierpinski, und der Titelverteidiger Sebastian Hallmann einen packenden Kampf um den Sieg, so dass bei leichten Plusgraden trotz bewölktem Himmel erneut für Spannung und gute Stimmung bei Läufern und den über zwanzigtausend Zuschauern gesorgt war.
Das Rennen entwickelte sich bei trockenen Wegen und Straßen und vor dicht gedrängter Zuschauerkulisse unter dem Viadukt, durch die Enzauen und die historische Altstadt von Bietigheim damit einmal mehr als absoluter Silvesterknaller. Von Beginn an wurde von einer neunköpfigen Spitzengruppe anfangs ein ordentliches Tempo vorgelegt, ohne dass einer der Favoriten seine Karten zu früh aufdecken wollte. Nach Ende der ersten kürzeren Runde reduzierte sich diese Gruppe um 3 Läufer, so dass von den Topfavoriten insbesondere Sebastian Hallmann und Falk Cierpinski, gefolgt von Christian Glatting, Jan Förster und Martin Beckmann in einer Sechser-Gruppe in die zweite, längere Runde gingen.
Überaschenderweise konnten Stephan Hohl Filmon Ghirmai und auch Stefan Koch das anziehende Tempo nicht mehr ganz halten und fielen deutlich zurück. Daraus löste sich bald eine Dreier-Gruppe, die auf den letzten Kilometern den Sieg unter sich ausmachte. Nachdem dann im letzten Anstieg der starke Sebastian Hallmann einen leichten Vorsprung herauslaufen konnte, sah er schon wie der sichere Sieger aus, doch Falk Cierpinski konnte auf Grund einer leichten Schwäche von Hallmann kontern und sich wieder herankämpfen, während der toll laufende Christian Glatting dem Spitzenduett nicht mehr folgen konnte.
Auf dem letzten Kilometer hatte dann der Spergauer Falk Cierpinski die größeren Kraftreserven, konnte noch einen Vorsprung von 6 Sekunden herauslaufen und kam jubelnd mit der tollen Zeit von 32:45 min zuletzt unbedrängt ins Ziel, verpaßte jedoch den Steckenrekord aus dem Jahr 2005 um nur 5 Sekunden. Der ehemalige Duathlet und nun aktuell der beste deutsche Marathonmann meinte nach dem Lauf: „Wenn es mit dem Trainingspensum von 200 Kilometer in der Woche schon wieder auch auf der Kurzstecke so gut läuft, kann ich optimistisch in das Weltmeisterschaftsjahr gehen“.
Der Freisinger Sebastian Hallmann, der seit diesem Jahr für die LG Stadtwerke München startet, war als 5.000 m Spezialist mit den eigentlich besseren Sprintreserven und der größeren Endschnelligkeit letztlich mit seinem sehr guten 2. Platz doch etwas unzufrieden, obwohl er mit 32:52 min seine Vorjahressiegerzeit um 12 Sekunden unterbieten konnte: „Nach dem letzten Anstieg, dem leichten Vorsprung auf Falk und mit einem guten Gefühl war ich überzeugt, dass ich auf dem letzten Kilometer das Rennen nach Hause laufen kann. Jedoch hatte ich dann auf der Abwärtsstrecke einen leichten Schwächeanfall und wurde etwas wacklig, so dass ich nach dem Ausschließen von Falk seinem Tempodruck nicht mehr folgen konnte“.
Trotzdem gab er sich überzeugt, nach der vollen gesundheitlichen Wiederherstellung und zuletzt sehr guten Trainingsergebnissen, im Jahr 2009 ebenfalls erfolgreich um sein WM-Ticket nach Berlin zu kämpfen; nur die Stecke lässt er noch offen.
Die eigentliche Überraschung mit einem famosen Rennen war jedoch der Aalener Christian Glatting , der für den TV Wattenscheid startet. Trotz seines ebenfalls fordernden Medizinstudiums in Bochum präsentierte sich das 22-jährige Nachwuchstalent in toller Form, konnte lange Zeit im Spitzentrio mithalten und freudestrahlend die Glückwünsche zu seinem überraschenden 3. Platz in der ausgezeichneten Zeit von 32:57 min mit folgendem Kommentar entgegennehmen. „Ich wollte die eigentlichen Favoriten schon etwas ärgern. Auch wenn ich am Ende nicht mehr ganz folgen konnte, war es für mich ein tolles Rennen und ich kann mit viel Zuversicht ins neue Jahr blicken.“
Der 3000m Hindernisspezialist und Rheinauer Jan Förster , der für das Team Therapie Rhea Siegele an den Start ging, wurde als Mittelstreckler doch etwas überraschender Vierter , so dass auch er mit seiner Platzierung sichtlich zufrieden war. Damit konnte er den Mitfavoriten und Marathoni Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen), der sich als Vorjahresdritter noch kurzfristig zu seinem Start entschlossen hatte, auf den fünften Platz verweisen.
Eine Bestätigung seines guten 4. Platzes aus dem Vorjahr lieferte der holländische Spitzenläufer Neals Strik als Sechster ab, der auf der schwierigen und anspruchsvollen Strecke seinen Kampfgeist als Marathoni ausspielte und am Ende sogar noch die beiden Tübinger Markus Weiß-Latzko auf den 7.Platz und Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen, mehrfacher deutscher Meister, Vorjahrteszweiter) auf den 8. Platz verweisen konnte. Filmon gab sich nach dem für ihn schwierigen Jahr 2008 trotzdem gelassen. Der Sympathieträger, der mit seinen wehenden Rastalocken stets ein tolles Fotomotiv darstellt, hatte zuletzt ein verstärktes Grundlagentraining absolviert, so dass im zwar im Moment die Spritzigkeit fehlt, dafür sieht er sich jedoch für das kommende WM-Jahr gut gerüstet, so dass er seine stets gute Laune nicht verlor.
Stefan Koch (TV Wattenscheid), der als Silvesterlaufsieger 2006 und seinem doch etwas enttäuschenden 9. Platz im Vorjahr eigentlich ganz vorne mit dabei sein wollte, meinte nach seinem erneuten 9.Platz, dass er das bisherige harte und umfangreiche Wintertraining, doch noch nicht ganz verdaut habe und dass er zudem an einer leichten Fußverletzung laboriert.. In einem außerordentlich stark besetzten Lauf, in dem ein Stefan Koch und der Zehnte Stephan Hohl (TV Huchenfeld und Deutscher Crossmeister) gerade noch unter die Top Ten kommen, haben einige Läufer gezeigt, dass sie auf dem Vormarsch sind und mit Ihnen im Jahr 2009 zu rechnen ist., Bietigheim ist ein tolles Pflaster für außerordentliche Leistungen und damit ein guter Jahresabschluss auch für die deutschen Spitzenläufer.
Von den regionalen Topläufer konnten Michael Pfeiffer (LG Neckar-Enz) mit dem sehr guten 11. Platz, Markus Hauber (LAZ Salamander Kwh/LB) mit dem für ihn tollen 16. Platz und Philipp Heckhausen (LAZ Salamander Kwh/LB ) mit dem 22. Platz überzeugen.
Bei den Frauen war die Vorzeigeathletin auf der Langstrecke in Deutschland , Melanie Kraus (Bayer Leverkusen, 38. bei der Olympiade in Peking) als Top Favoritin am Start. Melanie machte dieses Jahr vom Start weg Tempo, so dass von Anfang keine Konkurrentin folgen konnte, zumal die beste deutsche Triathletin und ebenfalls Olympiateilnehmerin in Peking, Ricarda Lisk, als vermeintliche Hauptkonkurrentin den Kampf gar nicht aufnahm, sondern einen für sie lockeren Trainingslauf absolvierte. So war Melanie Kraus bereits nach der 1. Runde deutlich in Führung und konnte ungefährdet mit einem Vorsprung von über 1 Minute auf die Zweite gewinnen. Umso erstaunlicher, dass sie den bisherigen Streckenrekord von Susanne Hahn aus dem Jahr 2005 um sieben Sekunden auf 37:15 min verbessern konnte.
„Ich habe großen Respekt vor der harten Strecke hier und insbesondere vor den kräftezehrenden Anstiegen, so dass ich dieses Jahr im Flachen zuerst einmal richtig Gas geben wollte, um mir alle Konkurrentinnen vom Hals zu halten“, meinte sie nach ihrem beeindruckenden Start-Ziel-Sieg fast schon entschuldigend. In Wirklichkeit wollte sie bei ihrem 4. Antritt in Bietigheim den Streckenrekord knacken und das ist ihr eindrucksvoll gelungen. Damit hat auch sie alle Voraussetzungen, bei der WM in Berlin vor heimischen Publikum auf der Marathonstrecke zu überzeugen, zumal sie dafür schon auf Grund ihrer tollen Leistung beim Frankfurt-Marathon qualifiziert ist.
Mit einer beachtlichen Leistung wurde die 40-jährige Veronika Ulrich (LG Telis Finanz Regensburg., Deutsche Berglauf-Vizemeisterin und 5. bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften 2008) wie schon 3 Tage zuvor beim Frankfurter Silvesterlauf Zweite in der guten Zeit von 38.23 min.
Die deutsche Nachwuchshoffnung Mira Glocker (LAV asiscs Tübingen, Jahrgang 1990) lieferte nach ihrem überraschenden fünften Platz Im Vorjahr dieses Jahr erneut eine Super-Leistung ab und konnte mit dem 3. Platz ihre hervorragenden Ergebnisse aus 2008 zum Jahresabschluss bestätigen. Sie ist damit als beste deutsche Nachswuchsläuferin bei den jüngsten Cross-EM erstmals bei einem bedeutenden Lauf bei den Aktiven auf das Podest gelaufen und hat ihre Vorjahreszeit um 1:12 min auf hervorragende 38:57 min verbessert.
Damit konnte Mira auch die wieder gesundete Stephanie Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen und in Bietigheim immer ganz vorne dabei ist, auf den 4. Platz verweisen. Stephanie war jedoch nach Ihrer langen Verletzungspause mit dieser erneut guten Platzierung sehr zufrieden und froh, endlich wieder bei großen Wettkämpfen aktiv mit dabei zu sein. Ebenfalls überraschende Fünfte wurde mit Kristina Schumacher vom TSV Genklingen eine weitere deutsche Nachwuchshoffnung vor der zweiten Triathletin Svenja Bazlen (VfL Waiblingen), die damit die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen konnte, im Gegensatz zu der höher eingestuften Ricarda Lisk, die auf dem 17. Platz ins Ziel kam.
Mit dem 8. Platz von Franziska Pfeifer (LAV asiscs Tübingen, Jahrgang 1990) und dem 9.Platz der Heilbronnerin Denise Krebs , die seit 2008 für den TV Wattenscheid startet, konnten zwei weitere Hoffungsträgerinnen der deutsche Laufszene überzeugen.
Die in Bietigheim traditionell sehr hoch geschätzte Mannschaftswertung, bei der jeweils 10 Finisher gewertet werden, konnte das sehr stark vertretene Team von TherapieReha Siegele vor der LAV asics Tübingen und der heimischen LG Neckar-Enz gewinnen.
Die Klasse und Qualität dieses äußerst stark besetzten Starterfeldes hat die hohen sportlichen Erwartungen einmal mehr übertroffen und war ein tolles Lauferlebnis sowohl für die Spitzenläufer als auch die zahllosen Hobby, Fitness- und Gesundheitsläufer.
Von den 120 in die Wertung gekommenen 10er-Mannschaften erhielt die Firma DÜRR als größte Mannschaft mit der Rekordzahl von 138 Finishern als Preis und Glücksbringer für 2009 ein Spanferkel. 4.109 anmeldete Teilnehmer (Vorjahr 4209) bedeuten erneut eine tolle Beteiligung und mit 3.589 Finishern im Ziel wurde nahezu die Vorjahreszahl erreicht.
Mehr als 20.000 Zuschauer an der Strecke rundum und durch die historische Altstadt von Bietigheim sorgten mit Rätschen, Musik, Trommeln und lautstarken und frenetischen Anfeuerungen wieder für eine tolle Stimmung, guten Sport, Spaß und ein wirkliches Happening, so dass der 28. Bietigheimer Silvesterlauf 2008 HAPPY RUNNING pur ins Jahr 2009 für Läufer und Zuschauer war.
Detaillierte Ergebnisse sind abrufbar unter www.bietigheimersilvesterlauf.de
Bietigheimer Silvesterlauf
Wilhelm H. Steffl
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