EN
Hannelore Reusch - F 103 - ist Rekordlerin mit 30. erfolgreichen Teilnahmen beim Berlin-Marathon, zusammen mit Regina Sowinski. ©privat
Mein 30. Berlin-Marathon – Hannelore Reusch – Medizinisches Wunder!
Beim Berlin-Marathon gibt es schon seit Jahrzehnten den Berlin-Marathon Jubilee-Club, wer 10-mal erfolgreich beim Berlin-Marathon finishte kann Mitglied dieses exclusiven Clubs werden.
Zwei Rekordhalter wurden hier schon vorgestellt (siehe die links unten am Ende des Beitrags) – Wilfried Köhnke, hat den jahrelang führenden Bernd Hübner bei den Männerm mit 37 Teilnahmen abgelöst, bei den Frauen gibt es zwei Spitzenreiterinnen: Regina Sowinski und Hannelore Reusch mit jeweils 30 erfolgreichen Teilnahmen.
Heute stellen wir Hannelore Reusch und ihre fast unglaubliche Geschichte in der Vorbereitung auf den Berlin-Marathon vor, ich war mir nicht sicher, ob ihr Beitrag nicht besser unter "Medizin" hätte abgelegt werden müssen. Wer so etwas durchsteht muss schon einen unbändigen Willen haben.
Horst Milde
Auf meinen 30. Berlin-Marathon 2012 freute ich mich schon ab dem 26. September 2011, also gleich nach „Nr. 29“.
Aber nach dem 29. Mai 2012, Dienstagvormittag, ca. 9.00 Uhr, war alles anders! Ein schwerer Unfall auf dem Tempelhofer Feld, dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, liess alle Träume und Wünsche platzen. Dort, in einem Bereich für Freizeitsportler aller Art, keine Autos, keine Ampeln, keine Hunde, an Wochentagen viel Platz, fuhr mich ein Radfahrer von hinten „über den Haufen“ und ich kam schwerverletzt ins Krankenhaus:
Trümmerbruch im linken Ellenbogen. Gebrochen: Ober – und Unterkiefer, Nase, ein ausgebrochener Zahn, diverse zu nähende Wunden.
Der „Täter“ war geständig, Zeugen und Polizei vor Ort. Und meine 2012-Träume geplatzt. Glück im Unglück: Meine Beine waren bis auf große Schürfwunden auf den Knien heil!
Am 22. Juni 2012 lief ich, zaghaft und unsicher, die ersten etwa 4 Kilometer, von Pausen unterbrochen, mit Gipsarm! Ich war danach wie erlöst, es funktionierte alles noch! Die Wochen bis zum 30. September 2012 waren ausgefüllt mit Arztbesuchen, Physiotherapie und einem zaghaften Vorbereitungstraining auf den Berlin-Marathon.
Die „City-Nacht“ am 4. August und der Halbmarathon am 26. August, beide ganz gut gelaufen, machten mir Mut. Aber das Trainingsdefizit machte sich erst am 30. September bemerkbar: Die erste Hälfte des Marathon lief relativ normal, danach schwanden die Kräfte. Mein einziger Wunsch war: Ankommen und, bitte, unter 6 Stunden!
Mein Laufstil: Ein verzweifeltes „Intervall-Training“, im Wechsel laufen und gehen, wobei die Laufabschnitte immer kürzer wurden. Radfahrende Ärzte fragten ständig besorgt nach meinem Befinden, aber sie liessen mich, Gott sei Dank, auf der Strecke.
Ich kam durch Ziel nach 5:34:13 h – 59:18 min. langsamer als 2011.
Mein Wunsch an die herbeieilenden Helfer: „Wo kann ich mich hinlegen?“ Das klappte sofort und ein freundlicher Arzt brachte mir die Medaille „direkt an Bett“. Ich telefonierte noch mit meinem Mann, der leider schon seit vielen Wochen krank ist und mich, nicht wie sonst immer, an diesem Lauftag betreuen konnte. Er riet mir sofort zu einer Heimfahrt mit einer Taxe.
Nach einer Erholungspause konnte ich meinen Kleiderbeutel holen und mich umziehen. Da wurde mir klar, daß die Fahrt nach Hause mit der BVG wohl nicht die beste Lösung war. Nach großen Mühen fand ich eine Taxe und kam, fix und fertig und trotzdem (verhalten) glücklich, zu Hause an.
Bleibende „Schäden“ habe ich nach dieser „Marathon-Tortour“ bisher nicht festgestellt.
Ich bitte seitdem das Schicksal nie wieder eine Heimfahrt nach einem Marathon mit einer Taxe machen zu müssen!
Die Vorfreude auf den 40. Berlin-Marathon am 29. September 2013 hat schon begonnen!
Hannelore Reusch
