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20
08
2013

©Wilfried Raatz/ wus-media

Mehr Weltklasse geht nicht!

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Den Titel „Berglauf-Olymp“ hat der Jungfrau-Marathon längst. Die beiden amerikanischen Autoren Dennis Graythron und Rich Hanna haben im „Ultimativen Marathon-Guide“ den Jungfrau-Marathon mit dem Diplom „schönster Marathon“ ausgezeichnet. Aber auch unter den klassischen Marathonläufen nimmt der Jungfrau-Marathon einen Spitzenplatz ein. In bester Gesellschaft mit den im Flachland als Branchenführer geltenden Berlin-Marathon.

In der Tat, es ist einzigartig, was im Gebiet des weltberühmten Viertausender-Dreigestirns von Eiger, Mönch und Jungfrau passiert. Nicht nur, dass die Startnummern seit Jahren fast so begehrt sind wie in Berlin, London oder New York. Es ist zudem einzigartig, dass zum 10. und 20. Geburtstag angesichts des riesigen Andrangs ein Doppelstart mit Teil I am Samstag und Teil II am Sonntag durchgeführt wurde. Mit jeweils insgesamt 8000 (!) Startplätzen. 2007 und 2012 zudem die Langdistanz-Weltmeisterschaften. Gewannen 2007 Jonathan Wyatt und Anita Hakenstad Evertsen, waren es im Vorjahr nach einer dramatischen Rennentwicklung Markus Hohenwarter aus Österreich und Stevie Kremer aus den USA.

Trotz der Starbesetzung haben die Streckenrekorde bereits antiken Wert: Jonathan Wyatt distanzierte 2003 im Sturmlauf die Konkurrenz in der schier unglaublichen Rekordzeit von 2:49:01 Stunden. Aus dem Jahr 2001 sogar stammt die Frauen-Rekordmarke der Schweizerin Marie-Luce Romanens von 2:21:03 Stunden.

Mit Markus Hohenwarter setzte sich bei der 19. Auflage des Jungfrau- Marathon erstmals ein Läufer aus Österreich durch, der bislang eher auf kürzeren Distanzen oder beim (Flach-)Marathon aufgefallen war. Und er wiederholte diesen Erfolg auch 2012 und wurde zudem mit dem WM-Titel belohnt. Nach 2:59:42 blieb Markus Hohenwarter sogar unter der begehrten Drei-Stunden-Marke und lag dabei eine Minute vor dem Titelverteidiger Mitja Kosovelj (3:00:47) und dem Kenianer Hosea Tuei (3:01:24), der praktisch 40 km lang dem Österreicher nicht von der Seite gewichen war.

Beim stark besetzten Frauenrennen hatte praktisch niemand die US-Amerikanerin Stevie Kremer auf der Rechnung, die völlig unerwartet in 3:22:42 zum Titel vor Sabine Reiner (3:24:10), Kim Dobson (3:26:58) und Aline Camboulives, der Vorjahresgewinnerin am Jungfrau-Marathon, ins Ziel auf der Kleinen Scheidegg einlaufen konnte.

Der Jungfrau-Marathon ist ein wichtiger Werbeträger der Region. Und die Organisation ein Musterfall Schweizer Präzision. Ausgebucht und letztlich kontingentiert im Regelfall auf 4000 Teilnehmer, das ist usus im Mekka der Landschaftsläufer. Limitierend für eine höhere Starterquote sind vornehmlich die schmalen Bergwege im oberen Abschnitt, aber auch die Aufnahmefähigkeit der Jungfraubahnen. Inzwischen ist der alternative, sicherlich etwas aufwändige Rückweg über Grindelwald (anstelle von Lauterbrunnen) längst kein Geheimtipp mehr.

Nach zehn Jahren Jungfrau-Marathon nahm Heinz Schild als Initiant des großen Spektakels offiziell seinen Abschied. Aus dem Stand heraus hat der frühere Ryffel-Trainer dieses Zuckerl inmitten der Topläufe geschaffen. Mit dem OK-Chef Christoph Seiler und dem früheren Nationaltrainer Richard Umberg als Renndirektor hat längst ein glänzend eingespieltes Duo neue Akzente gesetzt und den Jungfrau-Marathon auf absolutem Topniveau festschreiben können. Und diese beiden konnten sich vor Beginn der Anmeldephase für die 21. Auflage einen Traum erfüllen: Am Start wird mit Viktor Röthlin der Marathon-Europameister sein. Zudem weitere Konkurrenten, die schlichtweg das Prädikat Weltklasse haben. Dies gilt nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen, wenn Andrea Mayr, die vierfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr und 2:30-Marathonfrau, auf die Langdistanz-Weltmeisterin Stevie Kremer und Sabine Reiner treffen wird.

Nicht nur unter den Landschaftsläufen gilt der Jungfrau-Marathon als der Inbegriff schlechthin. Einmal Jungfrau-Marathon, immer Jungfrau-Marathon? In der Tat, die Zahl der Wiederholungstäter dürfte nirgends höher sein als vor dem majestätischen Dreigestirn der Viertausender. Was ist das Geheimnis des Erfolges im Berner Oberland? „Der Jungfrau-Marathon ist ein Marathon zum Genießen. Beinhart und trotzdem schön. Denn wo sonst in Europa wechseln Seen und Gletscher, stiebende Bäche und verträumte Alpen, saftige Matten und beeindruckende Felswände?“ sagte einstmals Heinz Schild. Und ein ökologisch vertretbarer zudem.

Diese einmal erklärte Position hat unbedingt ihre Gültigkeit: 20 t Material werden mit Bahnen zur Kleinen Scheidegg transportiert, der Heli ist nur für äußerste Notfälle parat. Vom mondänen Grand-Hotel auf dem Höhenweg geht es auf einer Strecke, die interessant und abwechslungsreich gewählt ist, vom lieblichen Brienzersee in Richtung Eigernordwand und den großen Viertausendern des Berner Oberlandes. Dazwischen liegen großartige Ausblicke, hinunter auf das städtisch-dörfliche Interlaken, die sprudelnde Lütschine und der berühmte Staubbach zum Greifen nahe, die legendäre Wengernalp, alpine Weiden im satten Grün, der Eigergletscher und letztlich das weltberühmte Dreigestirn in gleißendem Silberweiß. Die Schleife durch Wengen ist längst ein Hit. Was zunächst aus ökologischen Gründen geschah, ist nicht zuletzt auch ein Zugeständnis für Zuschauer, Betreuer und Touristen. Schließlich sind diese durch eine vorzügliche Infrastruktur mit der Jungfraubahn stets auf der Höhe des Geschehens.

Und auch das ist einmalig beim Jungfrau-Marathon: Beim Helfer-Kontingent besteht ein Numerus clausus. Eingebunden sind mehr als 40 Vereine. Und dies bei Wind und Wetter. Denn der Jungfrau-Marathon ist letztlich nicht nur ein Erlebnis für Schönwetterläufer. Es ist schon etwas Spezielles, beim Jungfrau- Marathon vor oder auch hinter den Kulissen dabei sein zu können… Dies gilt selbst für einen weit gereisten und überaus erfolgreichen Marathonmann wie es nun einmal Viktor Röthlin ist!

Veranstaltungsdetails:
Strecke: 42,195 km, Höhendifferenz +1829 m/-305 m, Start 9.00 Uhr
Kontakt: info@jungfraumarathon.ch, www.jungfraumarathon.ch

Entnommen aus: Berglauf-Journal 2013, wus-media/ www.berglauf.info

von Wilfried Raatz

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