Symbolbild - Skilanglauf - Foto: swiss-image.ch/Photo by Andy Mettler
Marit Bjoergen, die beste Skilangläuferin aller Zeiten, lief gedopt zum WM-Sieg – Von KLAUS BLUME
Nun also auch Marit Bjoergen. Gedopt sei sie gewesen, damals bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften 2017 im finnischen Lahti. Und wer weiß, wo und wann noch.
Über die Causa Lahti und die Rolle der jetzt 41jährigen achtmaligen Olympiasiegerin sowie 117-fachen Gewinnerin von Weltcup-Rennen im Skilanglauf als stets sorgfältig geheim gehaltene Benutzerin von Dopingmitteln schreibt jetzt die norwegische TV-Journalistin Ingerid Stenvold in ihrem gerade, aber nur auf norwegisch, erschienenen Buch „Winner Heart: The Story of Marit Bjoergen“.
Doch wo bleibt jetzt der große Aufschrei in der Langlauf-Welt? Ein größeres Echo fand ihre Mitteilung im staatlichen norwegischen Fernsehen NRK, sie würde – wenngleich offiziell vom Leistungssport zurück getreten – in diesem olympischen Winter gleich fünf berühmte Skilangläufe bestreiten – natürlich auch den schwedischen Vasa-Lauf. Und diesmal wolle sie in Schweden endlich auch gewinnen.
Und nun das: „Die Urinprobe enthielt Spuren von 19-Norandrosteron, das auf der Verbotsliste der WADA steht. Der Befund kann ein Zeichen dafür sein, dass leistungssteigernde Medikamente eingenommen wurden.“ Der damalige norwegische Nationalmannschafts-Arzt Petter Olberg erklärte jetzt, dass Bjoergen seinerzeit ein Präparat verwendet hätte, das den Menstruationszyklus verschieben kann – was bei Sportlerinnen nicht unüblich sei. Es enthält den Wirkstoff Noresthisteron, ein Hormon, das auch in Anti-Babypillen vorkommt. In ihrem Buch schreibt Stenvold, dass der Wirkstoff Norethisteron umgewandelt und als geringe Mengen des Steroids 19–Norandrosteron im Urin ausgeschieden wird. Primolut-N ist freilich eine legale Droge, deshalb steht sie auch auf der Dopingliste. Olberg: „Ich musste versuchen, Marit zu vermitteln, das ist passiert, aber es wird gutgehen.“
Olberg und Marit Bjoergen verbrachten dann allein drei Tage damit, eine schlüssige Erklärung für den Internationalen Ski-Verband (FIS) zu verfassen. Im norwegischen Fernsehen sagte Bjoergen jetzt: „Ich war unruhig, ich habe schlecht geschlafen und mir war übel. Ich habe nur auf einen Anruf gewartet.“ Auf einen Anruf, der ihre Karriere stante pede beenden würde. Doch die Antwort der FIS war, zu ihrem Erstaunen, ihre Erklärungen würden mit den Laborbefunden überein stimmen. Die Untersuchungen seien abgeschlossen. Good luck!
Alles blieb also, wie immer.
Und niemand erfuhr jemals etwas von der Causa Lahti. Marit Bjoergen lief weiterhin von Sieg zu Sieg, und sie wird es auch in diesem Winter – außerhalb der Weltcup-Rennen – so handhaben. Sie sei in Form und sie wolle das auch aller Welt beweisen.
Mal sehen, wer alles wegschaut, wenn sie auftritt?
Klaus Blume
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