Seit den Paralympics 2004 in Athen gehören Hanbikerennen zum paralympischen Programm und sollten so dazu beitragen, dass dieses attraktive Sportgerät in den nächsten Jahren noch mehr Zuspruch bei den Menschen mit Behinderung erhält.
Marathonfeeling im Handbike – Bei den Stadtmarathonläufen gehören die Rollstuhlfahrer dazu
Während die einen sich noch auf den Straßen vor dem Start aufwärmen, etwas aufgeregt auf der Stelle laufen oder sich mental mit den vor ihnen liegenden 42,195 km auseinandersetzen, befindet sich etwas abseits davon eine Gruppe, die stattdessen den Luftdruck ihrer Rennreifen überprüft, über den Straßenbelag, die engen Kurven diskutiert und noch letzte Einstellungen an ihren Schaltungen vornimmt.
Beide Gruppen, sowohl die Läufer als auch die Handbiker, verbindet eines: Faszination Marathon. Wenn in Deutschland die Marathon-begeisterten über die Strecken von Hamburg, Köln, Berlin oder Frankfurt schwärmen, so wird diese Euphorie in den letzten Jahren immer intensiver von den Handbikern mitgetra-gen und ausgelebt.
Schon traditionell bildet der Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon den Schlusspunkt der seit vier Jahren bestehenden Rennserie „Handbike Citymarathon Trophy“. Die diesjährige Trophy wurde in acht Städten ausgefahren und hatte durchschnittlich ca. 80 Teilnehmer. Waren es im ersten Jahr noch 21 Teilnehmer, so kamen beim Saisonabschluss in Frankfurt knapp 100 Teilnehmer an den Start, um auch dort die besondere Atmosphäre zu erleben.
Uwe Herrmann, Organisator des Handbike Wettbewerbs in Frankfurt und selbst passionier-ter Handbiker, möchte dieses „Marathonfeeling“ bei den Stadtmarathons nicht mehr missen: „Wo bekommen wir soviel Aufmerksamkeit, wo sonst nehmen unseren Sport so viele Menschen wahr, und wo sonst werden wir so angefeuert wie bei einem Marathon. Dieses Feeling ist einmalig, spornt an und motiviert auch den einen oder anderen Behinderten mit diesem Sport zu beginnen.“
Uwe Herrmann, der seit einem Motorradunfall querschnittsge-lähmt ist, begann seine sportliche Kariere im Rennrollstuhl und stieg dann auf das Handbi-ke um. „Rennrollstuhl und Handbike sind nicht vergleichbar. Das wäre so, als würde man Inliner und Läufer vergleichen. Der Trainingsaufwand im Rennrolli ist einfach größer.“
Das Handbike, eine Rennmaschine mit hochwertigen Komponenten aus dem Radrennsport ist nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr teuer. Mit 3.500 bis 4.500 Euro muss der Ein-steiger schon rechnen. Ein Preis, den die Stars in dieser Szene schon einmal nur für die Räder ihrer Sportgeräte ausgeben. So zumindest spöttelt man in Insiderkreisen. Allerdings ohne intensives Training rollen auch hier die Räder nicht und würde die Armmuskulatur schnell ermüden, denn diese leistet nun einmal bei den Handbikern die Arbeit. Uwe Herrmann trainiert vier bis sechsmal in der Woche und legt dabei 200 bis 300km zurück. Spitzenfahrer wie Torsten Purschke, der zurzeit mit 1:05:34 die Weltbestzeit über die Marathondistanz hält, haben da schon Trainingsumfänge von guten 300-500km pro Woche. Wer sich in der internationalen Spitze behaupten möchte, muss ein absolut professionelles Ver-halten an den Tag legen.
Seit den Paralympics 2004 in Athen gehören Hanbikerennen zum paralympischen Programm und sollten so dazu beitragen, dass dieses attraktive Sportgerät in den nächsten Jahren noch mehr Zuspruch bei den Menschen mit Behinderung erhält. Zum Abschlussrennen in Frankfurt ging der Veranstalter wegen organisatorischer Probleme in diesem Jahr neue Wege bzw. auf eine neue Strecke. Nach einer Einführungsrunde auf den ersten Metern der Marathonstrecke fuhren die Handbiker ihr Rennen auf einem
4.5 km langen Rundkurs, der „Handbike Arena“, direkt hinter der Frankfurter Festhalle bei Start und Ziel.
Leider kam in dieser „Arena“ für die Sportler kein „Marathonfeeling“ auf, denn außer ganz wenigen Interessierten, mussten sie ihr Rennen ohne die Anfeuerung der Zuschauermassen in Frankfurts Straßen absolvieren. Für die Handbiker stand nach Über-fahren der Ziellinie das Fazit sofort fest: „Lieber eine langsame oder schwierige Strecke und dafür die Begeisterung der Zuschauer auf sich einwirken lassen“!
Bleibt nur zu hoffen, dass es dem Veranstalter im nächsten Jahr wieder gelingen mag, den Handbikern in Frankfurt ihr Marathonfeeling zurückzugeben.
Norbert Fleischmann
Quelle:
DOSB-Presse
www.dosb.de