Blog
19
01
2024

Eliud Kipchoge gewann in Berlin, doch er war nicht mehr die Nummer eins in der Welt. - Foto: Victah Sailer / photorun.net 2023 Berlin Marathon Berlin, Germany September 24, 2023 Photo: Victah www.photorun.NET

Marathon-Bilanz der Männer 2023: Kiptum läuft Kipchoge den Rang ab, sieben Deutsche unter 2:10

By GRR 0

Eliud Kipchoge ist nicht mehr der schnellste Marathonläufer aller Zeiten.

Dass der Kenianer noch vor den Olympischen Spielen seine Vormachtstellung verlor und ihm sein Landsmann Kelvin Kiptum sogar schon den Weltrekord abnahm, war die überraschende Entwicklung des Jahres im internationalen Männer-Marathon. Die Zwei-Stunden-Barriere scheint für den neuen Lauf-Star auch in einem rekord-konformen Rennen nun erreichbar zu sein. Nicht nur in der absoluten Spitze sondern auch in der Breite setzte sich die enorme Entwicklung der letzten Jahre fort.

eitdem alle Athleten auf die Carbon-Laufschuhe Zugriff haben, fallen reihenweise persönliche Bestzeiten und Rekorde. Teilweise gibt es weiterhin Verbesserungen von mehreren Minuten.

Aufgrund seiner einmaligen Erfolge über viele Jahre hinweg, ist Eliud Kipchoge natürlich weiterhin der größte Marathonläufer aller Zeiten.

Doch der zweifache Olympiasieger, der in Wien 2019 in einem nicht rekord-konformen Rennen eine Zeit von 1:59:40,2 Stunden erreicht hatte, war 2023 nicht mehr der beste des Jahres. In Boston im Frühjahr auf der hügeligen Strecke geschlagen, meldete sich der inzwischen 39-Jährige zwar in Berlin mit einem weiteren spektakulären Sieg in 2:02:42 zurück, doch zweimal schneller lief Kelvin Kiptum: Der erst 24-Jährige steigerte sich zunächst bei seinem Sieg in London auf 2:01:25 (er brach damit Kipchoges Streckenrekord) und pulverisierte dann in Chicago den Weltrekord von Kipchoge (2:01:09) mit einer Zeit von 2:00:35. Damit schob sich Kelvin Kiptum in die Position des Favoriten für den Olympia-Marathon im Sommer in Paris. Allerdings ist der Kenianer bisher ausschließlich auf flachen Strecken gelaufen, so dass abzuwarten bleibt, wie er sich auf dem teilweise hügeligen Olympia-Kurs schlägt.

Kelvin Kiptum brach den Weltrekord von Eliud Kipchoge. – Foto: Sean Hartnett

Auch hinter dem kenianischen Ausnahme-Duo gab es viele außergewöhnliche Zeiten.

So wurde Sisay Lemma bei seinem überraschenden Sieg in Valencia zum viertschnellsten Läufer aller Zeiten. Der Äthiopier steigerte sich in Spanien auf 2:01:48. Insgesamt fünf der 20 schnellsten je gelaufenen Zeiten stammen aus dem Jahr 2023. Und in der Liste der 25 schnellsten Marathonläufer aller Zeiten finden sich sieben Athleten, die ihre Bestzeiten im vergangenen Jahr erzielt haben. Ähnlich ist es, wenn man etwas tiefer in diese Liste schaut: Von den 100 schnellsten Läufern in der Alltime-Liste rannten 21 im Jahr 2023 ihre schnellste Zeit.

Noch kräftiger wirbelten im Vergleich die deutschen Marathonläufer die nationale Alltime-Liste durcheinander.

In der Liste der zehn schnellsten nationalen Athleten aller Zeiten fanden sich Ende 2023 gleich sechs Ergebnisse aus diesem Jahr! Und die Ende Dezember vier schnellsten deutschen Läufer hatten alle ihre Bestzeit 2023 erzielt. Die Nummer eins war mit einigem Abstand Amanal Petros (SCC Berlin), der die beiden schnellsten Zeiten des Jahres erzielte: Zunächst gewann er den Hannover-Marathon in 2:07:02, dann lief er in Berlin in die europäische Spitze mit einer famosen Steigerung seines deutschen Rekordes auf 2:04:58. Damit wurde Amanal Petros zum viertschnellsten Europäer aller Zeiten über die 42,195 km.

Ebenfalls zwei Zeiten von unter 2:10 Stunden liefen Richard Ringer (LC Rehlingen) und Haftom Welday (Hamburger Laufladen): Der Europameister Ringer steigerte sich in Hamburg zunächst auf 2:08:08 und dann in Valencia auf 2:07:05. Welday lief in Hamburg 2:09:40 und dann ebenfalls in Valencia 2:08:24. Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg/2:08:22 in Barcelona), Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier/2:08:28 in Berlin), Hendrik Pfeiffer (TK Hannover/2:08:48 in Berlin) und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg/2:09:25 in Linz) erzielten ebenfalls und zudem erstmals Ergebnisse von unter 2:10:00. Sebastian Hendel (LG Braunschweig/2:10:14 in München) hätte dies ebenfalls erreichen können, doch er hatte Pech aufgrund einer Fehlleitung.

Samuel Fitwi, Amanal Petros und Hendrik Pfeiffer stießen 2023 alle in neue Dimensionen vor. – Foto: Victah Sailer / photorun.net – 2023 Berlin Marathon
Berlin, Germany September 24, 2023

 Sieben deutsche Athleten erreichten somit 2023 Zeiten von unter 2:10:00.

Zuvor waren es nie mehr als zwei in einem Jahr! In diesem „Tempo“ begann auch schon das neue Jahr: Samuel Fitwi und Hendrik Pfeiffer liefen mit 2:06:27 beziehungsweise 2:07:14 wiederum deutliche Bestzeiten. Man darf aber trotz aller Begeisterung nicht außer acht lassen, dass der Abstand zur Weltspitze nach wie vor deutlich ist. Die Entwicklungen in 2023 zeigen auch, dass die Carbon-Laufschuhe weiterhin einen starken Einfluss auf die Leistungen nehmen.

Die schnellsten Läufer aller Zeiten

2:00:35 Kelvin Kiptum KEN Chicago 8.10.2023
2:01:09 Eliud Kipchoge KEN Berlin 25.9.2022
2:01:41 Kenenisa Bekele ETH Berlin 29.9.2019
2:01:48 Sisay Lemma ETH Valencia 3.12.2023
2:02:48 Birhanu Legese ETH Berlin 29.9.2019
2:02:55 Mosinet Geremew ETH London 28.4.2019
2:02:57 Dennis Kimetto KEN Berlin 28.9.2014
2:02:57 Titus Ekiru KEN Mailand 16.5.2021
2:03:00 Evans Chebet KEN Valencia 6.12.2020
2:03:00 Gabriel Geay TAN Valencia 4.12.2022

Die schnellsten Läufer 2023

2:00:35 Kelvin Kiptum KEN Chicago 8.10.
2:01:48 Sisay Lemma ETH Valencia 3.12.
2:02:42 Eliud Kipchoge KEN Berlin 24.9.
2:03:11 Alexander Munyao KEN Valencia 3.12.
2:03:13 Vincent Ngetich KEN Berlin 24.9.
2:03:24 Tadese Takele ETH Berlin 24.9.
2:03:47 Bashir Abdi BEL Rotterdam 16.4.
2:03:48 Dawit Wolde ETH Valencia 3.12.
2:03:50 Timothy Kiplagat KEN Rotterdam 16.4.
2:04:02 Benson Kipruto KEN Chicago 8.10.
2:04:09 Bernard Koech KEN Hamburg 23.4.
2:04:18 Joshua Belet KEN Amsterdam 15.10.
2:04:19 Kenenisa Bekele ETH Valencia 3.12.
2:04:22 Ronald Korir KEN Berlin 24.9.
2:04:23 Geoffrey Kamworor KEN London 23.4.

Die schnellsten deutschen Läufer aller Zeiten

2:04:58 Amanal Petros (Wattenscheid) Berlin 24.9.2023
2:07:05 Richard Ringer (Rehlingen) Valencia 3.12.2023
2:08:22 Filimon Abraham (Regensburg) Barcelona 19.3.2023
2:08:24 Haftom Welday (Hamburg) Valencia 3.12.2023
2:08:33 Arne Gabius (Stuttgart) Frankfurt 25.10.2015
2:08:47 Jörg Peter (Dresden) Tokio 14.02.1988
2:08:48 Hendrik Pfeiffer (Wattenscheid) Berlin 24.9.2023
2:09:03 Michael Heilmann (Berlin) Hiroshima 14.04.1985
2:09:23 Christoph Herle (Waldkraiburg) London 21.04.1985
2:09:25 Simon Boch (Regensburg) Linz 16.4.2023

* = Stand: Ende 2023

Die schnellsten deutschen Läufer 2023

2:04:58 Amanal Petros SCC Berlin Berlin 24.9.
2:07:05 Richard Ringer LC Rehlingen Valencia 3.12.
2:08:22 Filimon Abraham LG Telis Finanz Regensburg Barcelona 19.3.
2:08:24 Haftom Welday Hamburger Laufladen Valencia 3.12.
2:08:28 Samuel Fitwi Sibhatu Silvesterlauf Trier Berlin 24.9.
2:08:48 Hendrik Pfeiffer TK Hannover Berlin 24.9.
2:09:25 Simon Boch LG Telis Finanz Regensburg Linz 16.4.
2:10:14 Sebastian Hendel LG Braunschweig München 8.10.
2:11:30 Johannes Motschmann SCC Berlin Tokio 5.3.
2:12:39 Konstantin Wedel LG Telis Finanz Regensburg Berlin 24.9.

Jörg Wenig / Race News Service

author: GRR