Stammkundin: Marianne Ernst ist seit fast einem Jahrzehnt in Basel am Start. ©Veranstalter
Man sieht sich zweimal im Leben. Der Basler Stadtlauf am 28. November 2015
Als Marianne Ernst 2013 den Basler Stadtlauf beendete, war sie sich ziemlich sicher: Das war das letzte Mal, dass sie an der Veranstaltung teilnahm, die jedes Jahr am letzten Novembersamstag ausgetragen wird. Immerhin war sie damals schon 81-jährig. Doch dann verging das Jahr so schnell, ja ast wie im Fluge – «und schon war wieder Ende November ». Noch immer absolvierte Ernst ihre vier Trainings pro Woche. Zweimal schliesst sie sich einer Gruppe des Lauftreffs beider Basel an, einmal absolviert sie ein Power Walking, «da geht es ganz schön steil den Berg hinauf ». Und einmal schliesslich ist sie alleine unterwegs, immer sonntags um 7 Uhr in der Früh startet sie direkt vor ihrer Haustüre im Basler Vorort Pratteln. «Das ist das Schönste, da ist noch niemand unterwegs und ich habe die ganze Strecke für mich alleine.» So gut, wie sie sich in Schuss fühlte, war für sie, je später es Herbst wurde, bald einmal klar, dass sie auch im 2014 an der grössten Laufveranstaltung der Nordwestschweiz teilnehmen würde. Seit fast einem Jahrzehnt ist sie immer dabei, jedes Mal hat sie es auch ins Ziel geschafft. Anders bei ihrem allerersten Versuch, der noch im alten Jahrtausend erfolgte: An jene Ausgabe hat sie keine so schöne Erinnerungen. Damals führte die Strecke noch den extrem steilen Rheinsprung hinauf. «Das war mir bald zu anstrengend», sagte sie sich, «und so stieg ich vorzeitig aus.» Weil es für die Organisatoren des Basler Stadtlaufes irgendwann zu gefährlich wurde, die immer grössere Teilnehmerzahl an Hobbyläufern den schmalen Rheinsprung hochzulotsen, wurde die Strecke schliesslich über die Mittlere Brücke und durch die Rheingasse im Kleinbasel geführt. Nicht nur Marianne Ernst war froh über diese Routenänderung. Für viele war es ein stetig wiederkehrendes Problem gewesen, die Übersicht über die absolvierten Runden zu behalten; der Rundkurs war damals viel kürzer, weshalb die Läuferinnen und Läufer mehr als doppelt so oft an der Kontrollstelle auf dem Marktplatz vorbeilaufen mussten. Sogar Seriensieger und Olympiateilnehmer Pierre Délèze hatte seine liebe Mühe mit der Zählerei und bog 1992 eine Runde zu früh ins Ziel ein, weil er durcheinander gekommen war. Délèze wurde disqualifiziert, den Sieg erbte Olympiasieger Dieter Baumann. Délèze trug die Sache mit Fassung, ärgerte sich am meisten über sich selber und machte niemandem einen Vorwurf.
Auf dem Podest gelandet
Ein solcher war auch nicht von Marianne Ernst zu hören. Still und leise machte sie sich, nachdem sie den Lauf aufgegeben hatte, auf den Heimweg. Doch man sieht sich bekanntlich immer zweimal im Leben, und so kehrte die Prattlerin 2006 zurück – erfolgreich, denn seitdem erreichte sie stets die Ziellinie. 2012 schaffte sie es in der Kategorie Ü70 gar als Dritte aufs Podest. Das war für sie 2014 kein Ziel mehr. Viel wichtiger war für sie, dass sie gut durchkommt und den Lauf so richtig geniessen kann. «Und wenn ich die 5,5 Kilometer unter 40 Minuten schaffe, dann bin ich zufrieden.» Das war der Fall: Mit einer Zeit von 37:47,3 Minuten blieb sie locker darunter – Rang 11 für die damals mit 82 Jahren älteste aller 9882 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Basler Stadtlauf. Gleich sechs Jahre früher als die zweitälteste Läuferin war Ernst einst geboren worden – und ein bisschen stolz darauf. «Es ist nicht selbstverständlich, dass ich in meinem Alter noch so gut mitrennen kann.» Ernst kam ja relativ spät zum Laufen, weil sie zuvor mit ihren drei Kindern und später mit ihrem Job Sachbearbeiterin erst beim Gewerbeverband und dann bei einer Chemiefirma reichlich ausgelastet gewesen war. In einer Zeitungsanzeige sah sie einen sechswöchigen Laufkurs, das machte sie neugierig. Seitdem ist sie eine passionierte Läuferin. Ob sie allerdings auch beim 33. Basler Stadtlauf dabei sein wird, weiss sie noch nicht; dieser findet am 28. November 2015 statt. Sie wagt noch keine verbindliche Zusage. «Ich lasse es auf mich zukommen.» Ein Jahr kann so schnell vergehen und schon ist wieder Ende November und der Basler Stadtlauf steht an. «Schön wäre es sicher», sagt Ernst, «denn die Atmosphäre in der weihnachtlich geschmückten Stadt ist wunderbar.»
von Andreas W. Schmid
Entnommen aus Swiss Runners 2015
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