Der Karolinenplatz ist Anlaufstation für die Abholung der Startunterlagen, später auch Platz für die Siegerehrungen.
Magenta ist Trumpf im Herrngarten – Darmstädter Nike-Frauenlauf steht bei den Läuferinnen nicht nur aus der Region hoch im Kurs – ASC-Eigengewächs Sylvie Müller gewinnt die 2011er Auflage – Wilfried Raatz berichtet
Muttertag ist für viele Läuferinnen aus dem Rhein-Main-Gebiet Frauenlauftag im Herrngarten in Darmstadt. Und nicht nur für die Läuferinnen aus der Region, sondern auch darüber hinaus. Es ist immer wieder erstaunlich, wo die Läuferinnen herkommen, die die herrliche Parkidylle des großherzoglichen Herrngartens unweit des Schlosses und der Technischen Hochschule zum Darmstädter Nike-Frauenlauf am Muttertag auf ihre spezielle Art und Weise bevölkern.
Von A wie Alzenau über D wie Dillenburg, H wie Heidelberg, M wie Mannheim bis hin zu V wie Viernheim – der Nike-Frauenlauf ist beliebt. Mal ist der Zuspruch bei diesem eher als Nischenevent anzusehenden Veranstaltung geringer, 2011 jedoch nach den zufriedenen Gesichtern im Organisationsteam eines der guten bis sehr guten, gemessen am Meldeergebnis.
260 Frauen und Mädchen, dazu noch einige Jungs, die für die ergänzende Familienwertung mit Mutter-Tochter/Sohn-Cup mobilisiert wurden, stehen im Computer des Informatik- und Mathematikdozenten Reiner Liese, der zudem auch Leichtathletik-Abteilungsleiter des veranstaltenden ASC Darmstadt ist, verzeichnet.
Seit vielen Jahren ist der frühere Stabhochspringer (pb 5,15 m) für die Zeitmessung und Auswertung bei den Darmstädter Laufveranstaltungen vom Frauenlauf über Stadtlauf bis hin zum Cross verantwortlich, die Zielerfassung mittels Barcodes hat er zusammen mit der nahe Darmstadt angesiedelten Firma REA in den achtziger Jahren maßgeblich vorangetrieben.
Markante Farbtupfer
Der Karolinenplatz ist Anlaufstation für die Abholung der Startunterlagen, später auch Platz für die Siegerehrungen. Stets aber auch für die Stärkung zwischendrin, denn neben den Startnummern und den Veranstaltungs-Shirts gibt's leckeren Kuchen und duftenden Kaffee. Apropos Veranstaltungs-Shirts. Scheinbar haben die Organisatoren im Verbund mit Titelsponsor Nike mit der Farbauswahl ein Glücksgriff getan. Egal, ob diese markante Farbe als „rosa", „magenta", „deep purple" oder „vivid pink" zu bezeichnen ist, frau trug das gerade erworbene Shirt natürlich sogleich zum Laufen. Markante Farbtupfer für die 2011er Auflage des Darmstädter Nike-Frauenlaufs. Und dies bei sommerlichen Temperaturen, die selbst das Laufen auf einer kurzen Distanz, wie diese beim Nike-Frauenlauf angeboten werden, zur Strapaze werden lassen (konnten).
Frau läuft, Mann betreut oder hilft bei der Organisation
Zwei Stunden sportliche Kurzweil im Herrngarten. Frau läuft, Mann feuert an, betreut oder hilft bei der Organisation – die Rollen sind bei dem etwas anderen Lauf klar verteilt. Männliche Starter sind alleine als „Ergänzung zur Familienwertung", wie Veranstalter Wilfried Raatz, der zudem auch die Rolle des Moderators übernommen hatte, es formulierte, zugelassen. Und das ist gut so. Frau ist unter ihresgleichen. Und fühlt sich wohl, denn die Zahl der „Wiederholungstäterinnen" ist nirgends höher als beim Frauenlauf im Herrngarten. Belegt werden kann dies auf einfache Weise, nämlich an den getragenen Veranstaltungs-Shirts früherer Austragungen.
Da ist Hannelore Folger, die als 70jährige Oma gerne mit ihrem Enkel für die Familienwertung antritt und „gefühlte zwanzig Mal" schon dabei ist. „Es ist einfach wunderschön im Herrngarten". Oder David, der 8jährige Sohn von Steffi Schmahl, bei seinem allerersten Lauf. Die Mutti hingegen sorgt in schöner Regelmäßigkeit beim Stadtlauf oder beim Marathon neben dem Frauenlauf für flotte Resultate. Oder Joana Huhn aus Frankfurt, die am vergangenen Dienstag bei der ASC-Bahneröffnung im Bürgerpark per Zufall von diesem Laufevent gelesen hat und sich prompt angemeldet hat – und mit ihrer 12jährigen Tochter Sophia die Fünf-Kilometer-Distanz mit Bravour geschafft hat.
Und gewonnen, denn die Frankfurterinnen hatten keine Mühe, die Mutter-Tochter-Wertung im Maiglöckchenlauf für sich zu entscheiden. „Endlich einmal wieder ein Sieg für die Eintracht" schlug Wilfried Raatz bei der Siegerehrung dann auch flugs den Bogen zur derzeit stark abstiegsbedrohten Bundesligamannschaft der Eintracht.
Fliederlauf, Maiglöckchenlauf und Pusteblumenlauf
Traidtionsgemäß beginnt der Muttertags-Lauftreff im Herrngarten mit dem Fliederlauf, einem Schnupperlauf über 4 km, bei dem alleine die gelaufene Zeit im Ziel registriert wird, eine Wertung jedoch unterbleibt. „Wir wollen hier vor allem Laufanfängerinnen ansprechen", umreißt Lauftreff-Chef Michael Spankus die Intension dieses Laufes, „die ganz einfach keinen Wettkampf im eigentlichen Sinne nicht mitmachen wollen oder sich die 5 km nicht zutrauen". Beim Fliederlauf ist natürlich auch Raum für die Walkerinnen und Nordic-Walkerinnen, die den idyllischen Rundkurs mit gleicher Freude wie die Läuferinnen genießen können.
Richtig „zur Sache" geht des zumindest an der Spitze des Maiglöckchenlaufes. Zwar sind längst die afrikanischen Laufperlen und vornehmlich aus Osteuropa stammenden Laufprofis aus dem Konzept des Darmstädter Nike-Frauenlaufes verschwunden, dafür haben die schnellsten Läuferinnen aus der Region diesem Lauf ihren Stempel aufgedrückt.
Diesmal zeigte sich das ASC-Lauftalent Sylvie Müller als Tagesschnellste. Die 20jährige Schülerin der Bert-Brecht-Schule schaffte die nach internationalen Regeln vermessene 5 km-Strecke in 19:25 Minuten und lag damit deutlich vor der Frankfurter Spiridon-Läuferin Alexandra Spiess, die mit 36 Jahren den Weg zum Erfolgstrainer Höchster und früheren ASC-Meisterläufer Kurt Stenzel gefunden hat und 20:17 Minuten schnell war. Hinter Rowanna Comerford aus Wolfskehlen folgten dann schon zwei weitere Darmstädterinnen: Steffi Schmahl lief 20:40 Minuten und wurde damit wie auch Annika Dittmer (20:48) Zweite ihrer Jahrgangsklasse (W 35 bzw. Hauptklasse).
Erstaunlich flott unterwegs war die bereits der W 55-Klasse angehörenden Christine Falkhausen aus Seeheim-Jugenheim, die mit 21:40 natürlich diese Sonderwertung gewinnen konnte wie auch Annette Krebs vom TV Hergershausen, die als W 60-Siegerin und 13. des Gesamteinlaufes 23:14 Minuten vorweisen kann. Unmittelbar davor kam mit Sarah Schott die schnellste Schülerin ins Ziel, die beim ASC trainierende 15jährige aus Dieburg lief starke 22:50 Minuten.
Und Hannelore Folger? Die flotte Oma aus Wixhausen absolvierte die 5 km-Strecke in 30:28 Minuten und kam auf Rang 92. inmitten vieler jüngerer Laufkolleginnen ins Ziel ein. Mit 30:48 lief nur wenig später mit Rosemarie Rock die älteste Läuferin des Frauenlaufes ein, sie ist bereits 72.
Im Pusteblumenlauf über 1300 m präsentierte sich in vielen Fällen der läuferische Nachwuchs der in den Läufen zuvor gestarteten Frauen. Allen voran stürmte dem Feld der drei- bis fünfzehnjährigen Jugendlichen und Kinder wiederum Jonas, für den diesmal die Strecke in 4:44 absolvierte. Fast dreimal so lang war die sechsjährige Sophie unterwegs, bestens betreut von der mitlaufenden Oma.
Gleichgültig, ob die Gernsheimer Lehrerinnen Sylvia, Stefanie und Christine, die die Jobflower-(Mannschafts-)Wertung, oder bei den Familien-Wertungen die Wachtelwoog Runners oder Kathrin, Florian und Sabine Strumberger, sie alle hatten ihren (Lauf-)Spaß im Herrngarten – und versprachen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Wilfried Raatz berichtet
EN