Der Deutsche Schach-Bund muss 16 Prozent seiner Förderung zurückerstatten
Mängel im Anti-Doping-Kampf – Sanktionen gegen Sportverbände – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
03. März 2010 Acht Verbände haben im Jahr 2008 versäumt, Wettkampfkontrollen anzuberaumen. Das geht aus dem Anti-Doping-Bericht vor, der am Mittwoch im Sportausschuss des Bundestages in Berlin vorgestellt wurde.
Demnach müssen der Deutsche Ruderverband 88.800 Euro und der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD) 57.400 Euro ihrer staatlichen Förderungen zurückerstatten. Sie sind damit die am stärksten bestraften von 19 Verbänden, die auf der Basis eigener Angaben für Versäumnisse sanktioniert werden.
Der BSD hatte die Termine von sechs Kontrollen bei der deutschen Bob-Meisterschaft nicht der zuständigen Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), sondern dem Doping-Kontrolllabor Köln gemeldet; die Kontrollen fanden deshalb nicht statt. Staatssekretär Christoph Bergner betonte, dass es den Verbänden nicht an der Ernsthaftigkeit in der Bekämpfung von Doping mangele, sondern an Sorgfalt. Die Summe der Rückforderungen von rund 230.000 Euro soll der Doping-Bekämpfung zufließen.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung, die Taekwondo Union, der Curling-Verband, der Deutsche Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verband, der Sportakrobatik Bund sowie der Wasserski- und Wakeboard-Verband hatten 2008 ihre Athleten nicht oder nicht ausreichend im Wettkampf kontrolliert und werden nun mit Rückforderungen von 1400 Euro aufwärts bestraft. Einige Verbände gaben mangelnde finanzielle Resourcen für das Versäumnis an.
Göttrick Wewer, Geschäftsführer der Nada, sagte, Trainingskontrollen seien nicht unterblieben. Die Vorsitzende des Sportausschusses, die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag, kritisierte in einer persönlichen Erklärung, dass das Innenministerium die Unterrichtung der Parlamentarier erst nach den Olympischen Spielen vorgenommen habe. Sie verzichtete auf die Leitung der Sitzung, um an der Debatte teilnehmen zu können und griff Bergner heftig an. Innenminister Thomas de Maizière hatte angekündigt, den Bericht Ende Januar vorzulegen. Die betroffenen Verbände sind erst in dieser Woche von den Sanktionen informiert worden.
Zu ihnen gehören, weil sie Anti-Doping-Klauseln nicht in den Arbeitsverträgen von Mitarbeitern verankert hatten, auch der Allgemeine Deutsche Hochschulbund, der Bund Deutscher Radfahrer, die Deutsche Eisschnelllaufgemeinschaft, der Deutsche Gehörlosen-Sportverband, Motor-Sportbund und Rugby-Verband, Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität sowie CVJM.
Der Deutsche Schach-Bund muss 16 Prozent seiner Förderung (2800 Euro) zurückerstatten, einen so hohen Anteil wie kein anderer, weil er den Anti-Doping-Kodex nicht in seiner Satzung verankert hatte. Dafür werden auch der Verband für Modernen Fünfkampf und der Squash-Verband sanktioniert.
Nicht erwähnt wird in dem Bericht der Deutsche Eishockey-Bund, der mangels Verankerung des Antidoping-Kodes den Profi Florian Busch nicht dafür sperren durfte, dass er eine Doping-Kontrolle verweigerte. Der Verband muss dafür 100.000 Euro zurückerstatten.
Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – Mittwoch, dem 3. März 2010