v.l. Günter Mielke, Paul Angenvoorth, Manfred Steffny (verdeckt) und Lutz Philipp ©Wilfried Raatz/ wus-media
Lutz Philipp gestorben
In Langstreckenkreisen galt Lutz Philipp für Generationen als Vorbild, als Muster an Beständigkeit. Mit seinem lockeren Laufstil eilte der Darmstädter Langstreckler vorrangig in den sechziger und siebziger Jahren von Sieg zu Sieg – und lief 1972 im Alter von 32 Jahren mit seiner beim berühmten Manchester-Marathon erzielten Siegerzeit von 2:12:50 Stunden sogar Weltjahresbestzeit über seine Lieblingsdistanz.
24 deutsche Meisterschaften in Einzel- und Mannschaftswettbewerben auf der Bahn, im Cross und auf der Straße stehen hinter dem Namen Lutz Philipp.
Am Mittwoch (1. Februar) starb der pensionierte Mathematik- und Sportlehrer im Alter von 71 Jahren nach langer, schwerer Krankheit.
Helmut Meyer, der einstige Direktor des Instituts für Leibeserziehung (IfL) der TU Darmstadt und spätere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) holte den Lübecker Langstreckler zum Studium nach Darmstadt und damit aber auch zum ASC Darmstadt, für den er mehr als ein Jahrzehnt neben Charlotte Teske zum Leistungs- und vor allem Sympathieträger wurde.
Fünf Jahre lang dominierte er bei Deutschen Wald- und Crossmeisterschaften die Langstrecke mit zumeist überragendem Vorsprung und legte dabei den Grundstück für die Mannschaftserfolge des ASC Darmstadt in diesem Wettbewerb. Doch der geliebte Wald- und Crosslauf war für ihn eher Mittel zum Zweck, denn seine eigentliche Klasse zeigte Lutz Philipp auf den angesehenen Strecken auf der Bahn (10.000 m) und auf der Straße über 25 km und über die Marathondistanz. 28:23,4 Minuten lief der Mathematik- und Sportlehrer der Justus-Liebig-Schule über 10.000 m im Jahr 1970, eine selbst vierzig Jahre später in Europa noch als Spitzenzeit einzustufende Leistung.
21mal startete Lutz Phlipp im Nationaltrikot und holte von seinen 24 deutschen Meistertiteln 21 für den ASC Darmstadt. Im Kreise seiner Vereinskollegen feierte er 1972 in seiner Wohnung in der Rüdesheimer Straße seine vielleicht größte sportliche Leistung, den Sieg beim legendären Manchester-Marathon in der Weltjahresbestzeit von 2:12:50 Stunden. Eine Spitzenzeit, die alleine in jenem Jahr Olympiasieger Frank Shorter (USA) knapp unterbieten konnte.
Als einer der Favoriten gestartet, lief Lutz Philipp bei seinen dritten Olympischen Spielen in München im Eindruck des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft weit unter Wert als Zweiunddreißigster ins Ziel ein.
Unvergessen sind aber auch die Laufduelle Philipps gegen die deutschen Kollegen wie Manfred Letzerich, Manfred Steffny, Paul Angenvoorth und Günter Mielke auf der Bahn oder der Straße, die der Darmstädter zumeist mit unnachahmlichen Tempoverschärfungen für sich entscheiden konnte.
Generationen von Darmstädter Schülern haben unter seinen Fittichen „Laufen gelernt“, sein Sportplatz dabei der unweit der Justus-Liebig-Schule gelegene Herrngarten. Beim ASC Darmstadt war er für seine Langstrecklerkollegen wie Gottfried Arnold, Hans Hellbach und Helmut Neumann wie auch für den Laufnachwuchs stets ein Vorbild für das Ausdauer orientierte Laufen in den herrlichen Darmstädter Wäldern.
Die Beerdigung findet am Dienstag (7.) um 12.30 Uhr auf dem Alten Friedhof in der Nieder-Ramstädter Straße statt.
Wilfried Raatz
Lutz PHILIPP (b. 14 Oct 1940 Königsberg) :
three Olympics: ht 5000m 1964, 23rd 10,000m 1968, and 32nd marathon 1972; and two European Champs: 12th 10,000m 1966 and 7th marathon 1971 (also selected in 1969 when FRG boycotted in the Jürgen May affair).
He was 2nd in the European Cup 10,000m in 1965 and won World University Games medals: silver 5000m in 1965 and bronze 10,000m in 1967 (with 5000m 5th 1963 and 9th 1967). FRG champion at 10,000m 1965, 1967 and 1972, marathon 1971-3, forest run 1967, 1969-73; and indoor champion at 5000m 1963 and 1965-9, and 10,000m 1967-8 and 1970-1.
German records: 10,000m (4) 28:44.8 (1965) to 28:23.4 (1970), 20,000m 59:20.2, 1 hour 20.237m and 25,000m 1:15:31.8 (all 1973), marathon 2;12:50 (1972).
Other pbs: 1500m 3:50.9 (1969), 3000m 7:59.4i/8:00.8 (1965), 5000m 13:44.0 (1965), 3000mSt 8:50.2 (1964).