Eine Statistik, die die Eventagentur wus-media vor kurzem vorgelegt hat, zeigt für die Entwicklung der Marathonläufe keineswegs eine rosige Zukunft
Lukratives Zubrot – Deutsche Marathonveranstalter holen Zuwachszahlen vornehmlich aus Nebenwettbewerben
Teilnehmerrekorde bei den deutschen Straßenläufen sind immer Schlagzeilen wert, weshalb sich kreative Veranstalter immer neue Möglichkeiten ausdenken, um durch Zusatz-Wettbewerbe Wachstum zu dokumentieren. Inzwischen leben hierzulande nur noch wenige Marathonveranstalter ausschließlich vom Kerngeschäft Marathon.
Davon bleibt selbst der real,- BERLIN-MARATHON nicht gefeit. So gehört der Samstagnachmittag mehr als 8500 Skatern, die Zwischenphase am Sonntag zwischen dem Startspektakel und dem Zieleinlauf der 35.000 Marathonläufern den 9000 Mini-Marathonis, so dass am Marathon-Wochenende über 50.000 Sportler die Hauptstadt bevölkern.
Vielerorts sind es die Nebenwettbewerbe, die im Zeichen des leichten Abwärtstrends beim Lauf über die 42,195 km-Strecke für Zuwachszahlen und damit ein Mehr an Einnahmen sorgen.
Nur geringe Zuwachsraten bei zwei Läufen
Eine Statistik, die die Eventagentur wus-media vor kurzem vorgelegt hat, zeigt für die Entwicklung der Marathonläufe keineswegs eine rosige Zukunft. Von den zehn größten deutschen Marathonläufen können alleine der Conergy Marathon Hamburg mit 0,3 und der Messe Frankfurt Marathon mit 0,6 Prozent Zuwachs dem Vorjahr gegenüber geringe Zuwachsraten aufweisen.
Alle anderen Marathonveranstalter der Spitzengruppe in Deutschland müssen mit teilweise erheblichen Einbußen leben. Selbst der Branchenprimus real,- BERLIN MARATHON hat, wenn auch gering bei einer Gesamtzahl von 30.235 gelisteten Läufern, ein Minus von 0,4 % bei den Finisherzahlen im Kernwettbewerb aufzuweisen.
Gründe sind vielschichtig
Am stärksten sind die Einbrüche beim METRO Group Marathon Düsseldorf (-11,3), dem Gutenberg Marathon Mainz (-31,1) und dem RZ Mittelrhein Marathon, der sogar bei seiner zweiten Auflage die Hälfte seiner Marathonfinisher verlor (-57,6). Die Gründe dafür mögen vielschichtig sein, auffällig ist aber die weiter steigende Zahl von Marathonläufen hierzulande.
Waren es 2006 schon knapp 160 Veranstaltungen, wird für 2007 ein weiteres Dutzend hinzukommen. Darunter mit dem Karstadt-Marathon im Ruhrgebiet und dem Kassel-Marathon Veranstaltungen, die durchaus Potential für eine starke Anziehung haben dürften bzw. mit dem Ruhrgebietsmarathon einer, der aus wirtschaftlichen Gründen ein Jahr pausieren musste und nun wieder antreten wird.
Ob allerdings am 13. Mai 2007 wieder knapp 9000 Finisher am Standort der Konzernzentrale in Essen einlaufen werden, das erscheint fraglich.
Mit Zusatz-Wettbewerben aufpäppeln
Was liegt also nahe, als die auf hohem Niveau stagnierende Marathon-Veranstaltungen durch Zusatz-Wettbewerbe aufzupäppeln, wenn der Kernwettbewerb schon schwächelt. Schließlich haben fast an allen Orten Event-Agenturen das Zepter von altehrwürdigen Vereinen übernommen, um im Haifischbecken der Laufveranstalter zu überleben.
Zweidrittelmarathon, Halbmarathon, 10 km, Staffelwettbewerbe mit zwei oder vier Läufern, Fun-Läufe und mehr sorgen für zusätzliche Einnahmen, die eine Organisation generieren muss, um neben den bei weitem nicht mehr so üppig fließenden Sponsorengelder weitere Einnahmen verbuchen zu können. Selbst der bislang konsequent die Marathonschiene gehende München-Marathon weichte sein Angebot um die 10 km-Strecke auf, um seinem neuen Sportausrüster Nike eine zusätzliche Plattform bieten zu können und schrammte die 10.000 (Gesamt-)Teilnehmer-Marke.
Hannover, Freiburg, Mainz und Duisburg mögen stellvertretend für viele andere Veranstalter stehen, die zwar im Titel den Begriff „Marathon“ verwenden, aber längst ihre beeindruckenden Teilnehmerzahlen durch die Nebenstrecken erst erreichen.
Einen „schnellen Euro“ verdienen zu wollen, das werfen vor allem Skater manchem (Marathon-)Veranstalter vor, die dieses Klientel einbeziehen möchte, ohne eine für das schnelle Rollen taugliche Strecke anzubieten.
Bei German Road Races (GRR), der Interessengemeinschaft der großen deutschen Läufe, wird sich die Transparenz der aktuell 45 Mitglieder auch darin äußern, dass bei der Jahresauswertung nicht nur differenziert werden soll zwischen dem Hauptstrecke und den durchaus zahlreichen Nebenstrecken, sondern auch hinsichtlich der Anmelde-, Starter- und Finisherzahlen.
Dies haben die GRR-Mitglieder auf der Jahrestagung vor wenigen Tagen in Düsseldorf mit großer Mehrheit beschlossen.
wira
PS: Nicht berücksichtigt sind die deutschen Teilnehmerzahlen bei Läufen im Ausland:
z.B. in Wien, Mallorca und New York City!