Mit dem Laufen hat Luke Kibet einst in dem Ort Moiben in der Provinz Uasin Gishu begonnen. „Das ist genau 39 km entfernt von Eldoret“, erzählt der Kenianer, der als 13-Jähriger bei seiner Großmutter lebte.
Luke Kibet: Nach einer Pechsträhne ist der Marathon-Weltmeister wieder optimistisch
Wenige Monate nach dem größten Triumph seines Lebens, begann das Jahr mit einem Schock für Kenias Marathon-Weltmeister und sein Land. Von den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Folge einer umstrittenen Präsidentschaftswahl war Luke Kibet direkt betroffen. Bei den Unruhen in dem ostafrikanischen Land wurde der Marathonläufer durch Steinwürfe am Kopf verletzt und musste ins Krankenhaus. Schlimmer noch traf es seinen Mentor: Lukas Sang, der einst als 400-m-Läufer zum kenianischen Olympiateam gehörte, wurde getötet, als er zwischen rivalisierenden Gruppen vermitteln wollte.
„Lukas war wie ein älterer Bruder für mich“, erzählte Luke Kibet, nachdem er am vergangenen Sonntag den Standard Chartered Singapur-Marathon mit der Streckenrekordzeit von 2:13:01 Stunden gewonnen hatte. „Als ich mein erstes Rennen in Eldoret gelaufen bin, sind Moses Tanui und Lukas zu mir gekommen und haben mit mir gesprochen und mich beraten. Auch heute noch nennen mich die Menschen zu Hause ,Arap Lukas’ – das heißt: der Sohn von Lukas. Die Leute, die mich Anfang des Jahres verletzten, haben nur eine Stunde später Lukas getötet. Ich war sehr traurig.“
Auch in den nächsten Monaten hatte der heute 25-Jährige kein Glück. Nach einem Trainingsausfall von rund einem Monat infolge der Kopfverletzung war er noch nicht rechtzeitig in Form für den hochkarätigen London-Marathon im April. Doch er wurde zum Start überredet und kam schließlich als Zwölfter ins Ziel. Als Ersatzmann für den Olympia-Marathon in Peking vorgesehen, sagte man ihm einen Tag vor Abreise des Teams Bescheid, dass er aufgrund des Ausfalls von Robert K Cheruiyot nun doch in China starten soll. „Ich musste mich in Nairobi alleine um das Visum kümmern, keiner hat mir geholfen.
Am 13. August bin ich nach Peking geflogen, der Lauf war am 24. August – ich war nicht fit für dieses Rennen“, erzählt Luke Kibet, der den Lauf vorzeitig aufgab. „Es war vor Singapur wahrlich kein gutes Jahr.“
Mit dem Laufen hat Luke Kibet einst in dem Ort Moiben in der Provinz Uasin Gishu begonnen. „Das ist genau 39 km entfernt von Eldoret“, erzählt der Kenianer, der als 13-Jähriger bei seiner Großmutter lebte. In Moiben kam er zwangsläufig mit Kenias Laufstars in Kontakt: Denn Weltklasseathleten wie Paul Tergat, Moses Tanui oder Joshua Chelanga rannten bei ihren Trainingsläufen unmittelbar an der Haustür seiner Großmutter vorbei. „Sie kamen jeden Morgen ungefähr um sieben Uhr, bevor ich zur Schule ging“, erzählt Luke Kibet. „Dann habe ich im Fernsehen gesehen, wie Joseph Keter und Moses Kiptanui bei den Olympischen Spielen 1996 Gold und Silber über die Hindernisse gewonnen haben.
Nur vom Zusehen war ich geschwitzt vor Aufregung. Daraufhin sagte meine Großmutter: Warum versuchst Du es nicht selbst? Sie kaufte mir Schuhe und einen Trainingsanzug, und dann bin ich jeden Abend nach der Schule gerannt. Zunächst 30 Minuten und dann bis zu einer Stunde.“
Aufgrund des Eindrucks von den Olympischen Spielen, konzentrierte sich Luke Kibet zunächst auf die Hindernisstrecke. Er war zeitweilig immerhin die Nummer vier in Kenia, doch mit seiner Bestzeit von 8:25 Minuten – gelaufen in Höhenlage – war er immer noch zu weit weg, um international etwas gewinnen zu können. Deswegen versuchte sich Luke Kibet, der wie viele Topläufer bei den kenianischen Gefängnisanstalten angestellt ist, im Marathon. „Meinen ersten Marathon lief ich als Tempomacher in Enschede 2004. Ich sollte bis Kilometer 25 laufen, habe mich aber dann entschieden weiter zu rennen und wurde Zweiter in 2:11:06 Stunden“, erzählt der Kenianer, der inzwischen nach Eldoret gezogen war und dort in der Nähe im Camp von Moses Tanui trainierte.
Ein Jahr später verbesserte sich Luke Kibet als Dritter in Eindhoven auf 2:08:52. 2007 gewann er bei hohen Temperaturen den Wien-Marathon in 2:10:06 und dann wurde er Weltmeister. „Vor der WM haben alle in Kenia nur darüber gesprochen, wie schwach unser Marathonteam sei. Es sei kein bekannter Läufer darunter. Das hat mich umso mehr motiviert“, sagt Luke Kibet, der diesen Titel zum ersten Mal seit 20 Jahren nach Kenia holte.
Jetzt ist es das Ziel des Weltmeisters, der einen vierjährigen Sohn und eine zweijährige Tochter hat, in Berlin 2009 seinen Titel zu verteidigen. „Mein langfristiges Ziel sind die Olympischen Spiele in London 2012.“
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