Toller Sprint zwischen Marc Tortell (links) und Jens Mergenthaler - Foto: Tomas Ortiz-Fernandez
Lisa Tertsch überzeugt beim Heimspiel – Vor der Olympiavorbereitung setzt die 25jährige Darmstädter Triathletin auf ihre läuferischen Fähigkeiten und liebäugelt nach DM-Start auch mit der Cross-EM in Brüssel – Ludwig Reiser berichtet
Spannende EM-Quali-Läufe mit siegen für Elena Burkard und Jens Mergenthaler – ASC-Nachwuchs setzt Signale beim Darmstadt-Cross
Die 38. Auflage des Darmstadt-Cross in der Heimstättensiedlung zeigte einmal mehr, wie spannend die Wettbewerbe im Gelände sein können. Und davon gab es bei der Traditionsveranstaltung im Südwesten Darmstadts reichlich.
Zwar gab es aufgrund des dichtgedrängten Terminkalenders auf regionaler und vor allem nationaler Ebene trotz Wertungsläufe für den Deutschen Cross-Cup nicht die großen Starterfelder, dafür aber mehr harte Spurtentscheidungen um die Tagessiege. Dies gilt nicht alleine für die beiden EM-Qualifikationsläufe der Männer und Frauen über 1800 m, sondern auch nahezu durchgängig in allen anderen der insgesamt 11 Läufe umfassenden Veranstaltung.
Mit Elena Burkard, Nele Weßel, Jens Mergenthaler und Marc Tortell stellte sich dabei das im Vorjahr nahe Turin so hervorragend aufgetretene deutsche Quartett der Konkurrenz – und exakt diese vier wußten sich nach überaus spannenden Rennen wieder durchzusetzen. Ob allerdings der DLV eine Mixed-Staffel in den erst 2017 ins Programm aufgenommenen Wettbewerb schicken wird, das bleibt offen, denn von Verbandsseite hat man neben der Cross-Qualifikation in Darmstadt noch eine hohe Saisonleistung über 1500 m hinzugefügt.
Bei den Frauen lagen Elena und Nele zusammen mit Lara Tortell nach der ersten von drei zu laufenden Runden an der Spitze, ehe sich im weiteren Verlauf vor allem Nele Weßel als Vorjahressiegerin und gestärkt nach einer exzellenten Bahnsaison im starken Wind um ein hohes Tempo bemühte. Im langgezogenen Schlußspurt zeigte sich heuer jedoch Elena Burkard, die praktisch die gesamte Bahnsaison nach einem Riss der Plantarsehne aussetzen musste, als die Stärkere. Die Zeiten: 5:54 für Elena Burkard, 5:56 über Nele Weßel, fünf Sekunden dahinter folgte Lara Tortell, die damit für ihren Mut zum Risiko mit dem Podiumsplatz belohnt wurd
Packendes Duell zwischen Elena Burkard (1), Nele Weßel (6) und Lara Tortell (2). – Foto: Tomas Ortiz-Fernandez.
„Es war ein gutes Rennen, ich habe mich besser gefühlt als vor einem Jahr. und es hat Spaß gemacht. Mein Plan ist aufgegangen, denn ich wollte keinen kurzen Sprint.“ Wegen der neuen Qualifikationskriterien bleibt abzuwarten, ob sie in Brüssel wieder mit der Mixed-Staffel am Start stehen wird. „Ich würde mich sehr freuen. Staffel macht Spaß und wir haben Chancen, vorne mitzulaufen.“
Nicht dabei ist auf jeden Fall Nele Weßel, die bereits in der kommenden Woche auf eigene Kosten in ein dreiwöchiges Trainingslager nach Südafrika fliegen wird. „Die EM ist für mich dieses Jahr kein Thema. Für mich geht es um eine gute Vorbereitung für 2024 mit dem Ziel Paris.“ Hohe Ziele für die Tochter der früheren deutschen 10.000 m-Rekordhalterin Kathrin Weßel, die allerdings in der Saison 2023 trotz starker Verbesserungen auf 2:03 und 4:06 über 800 m bzw. 1500 m seitens des DLV nicht kaderwürdig erschien.
Bei den Männern liefen Marc Tortell und Jens Mergenthaler vom Start weg an der Spitze zusammen mit dem Karlsruher Felix Wammetsberger, der sich aufopfernd gegen den Wind als Tempomacher verdient machen konnte – und sich als Dritter in 5:15 belohnen durfte. In der Mitte der letzten Runde setzten sich Jens und Marc deutlich ab, im knappen Spurtentscheid hatte der Studenten-Weltmeister im 3000 m-Hindernislauf die Nase knapp gegen den 1500 m-Mann Marc Tortell vorne, der geringe Unterschied dokumentierten die Endzeiten von 5:08,8 und 5:09,3 Minuten.
„Es war ein schnelles Rennen. Ich denke, wir waren schneller als 2022. Nun hoffe ich nach unserem guten Ergebnis letztes Jahr auf einen Start in Brüssel. Ich denke, wir haben dort große Chancen“, meinte ein zufriedener Mergenthaler. Die sieht auch Marc Tortell, der zwar für diese Zeit ebenfalls ein Trainingslager geplant hat, in Kenia. Dieses würde er aber für die Staffel verschieben.
Bereits zuvor hatte die aus dem ASC Darmstadt hervorgegangene Lisa Tertsch ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Im Rennen der Frauen über 4.300 Meter zeigte sich Lisa in ihrem Heimrennen in 15:49 Minuten durch. Die 25jährige Triathletin, die sich bereits für die Olympischen Spiele in Paris nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Düsseldorf mit Rang vier beim Weltcuprennen im spanischen Pontevedra qualifiziert hat, lief in einem Führungs-Trio fast durchgehend an der Spitze. In der letzten Runde lief sie der Vorjahressiegerin Jessica Keller und Anneke Vortmeier um einige Meter davon und zeigte sich gut gerüstet für ihren Start bei den deutschen Meisterschaften in Perl in einer Woche.
„Ich wollte keinen Sprint und dachte, dass ich in der Ausdauer besser bin und bei einem hohen Tempo gute Chancen habe. Es hat Spaß gemacht, einmal wieder einen Cross zu laufen.“ Und im Hinblick auf die Titelkämpfe im Saarland? „Ich will dort vorne laufen, denn ich will zur EM nach Brüssel!“
Das Männerrennen über ebenfalls 4.300 m bestimmten drei Läufer mit afrikanischen Wurzeln: Belete Adane Wuletaw und Moges Mengesha Dargie duellierten sich vier Runden lang mit dem besseren (Sprint-)Ende für Moges, Dritter wurde mit etwas Rückstand Hablamu Agumas Geleta.
Mit der 18jährigen Louise Micol (TG Traisa) als Siegerin der U20 und dem in Wiesbaden lebenden 17jährigen Luke Jones als Vierter des Gesamteinlaufes der Männer und Jugend konnten sich zwei Lauftalente in den gut besetzten Rennen ebenso behaupten wie in den abschließenden Läufen der Schüler Anton Heß (MTV Urberach) als U10-Sieger bzw.
Robin Fröhleke (SG Egelsbach) vor Tim Simon (ASC Darmstadt), ehe der hessische Meister Christof Kittner im ASC-Trikot das Finale des 38. Darmstadt-Cross mit einem Sieg im U16-Wettbewerb abschloss.
Ludwig Reiser