Prof. Dr. Helmut Digel - Foto: Horst Milde
LESETIPPS: „Achentaler Sportgeschichten“ – Essayartige Kostproben über die kulturelle Vielfalt des Sports
Prof. Dr. Helmut Digel ist emeritierter Sportwissenschaftler der Universität Tübingen. Für Helmut Digel im Ruhestand ist der Sport weiterhin ein großes Lebensthema und dazu sein aktiv betriebenes Lebensexilier – jetzt hauptsächlich lokalangesiedelt in einem Gebirgstal der Chiemgauer Alpen an der deutsch-österreichischen Grenze in Bayern, wohin es den bald 80-jährigen Sportsoziologen vor zehn Jahren verschlagen hat.
Darüber hat Digel, der früher u.a. als Handball-Bundesligaspieler beim SV Möhringen leistungssportlich aktiv war, jetzt ein Buch geschrieben und wunderbar bebildert. Der Titel lautet prägnant und präzise: „Achentaler Sportgeschichten“.
Das Werk besteht aus insgesamt 20 Essays, die etwas von der kulturellen Vielfalt des Sports speziell in dieser Region widerspiegeln … schöne Kostproben, die sich als Lektüre abseits der eigenen Sportaktivitäten (z.B. in Momenten der Regeneration) oder als Motivation für neue sportliche Anstrengungen eignen!
Helmut Digel porträtiert dabei auch sportliche Persönlichkeiten aus der Chiemgauer Gegend wie z.B. die Ski-Weltcupsiegerin Traudl Hächer (geb. 1960, heue Traudl Hächer-Gavet) aus Schleching und die Biathlon-Olympiasiegerin Martina Zellner (geb. 1974, heute Martina Seidl) aus Traunstein sowie die Biathlonlegende Andi Birnbacher (geb. 1981) aus Prien und den Weltklassefahrer im Ski-Cross, Tim Hronek (geb. 1995) aus Traunstein.
Helmut Digel nimmt uns aber auch mit auf seine eigenen „Sport-Exkursionen“ – sei es auf eine alpine Tour mit dem Mountain-Bike in der Gruppe der „Donnerstagsradler“, die ihre „lohnende Pause“ stets auf einer Alm verbringen, oder sei es zusammen mit den „Montagsturnern“ des TSV Marquartstein, wo nach 60 Minuten Schwitzen in der Sporthalle die „Dritte Halbzeit“ im Lokal „Hofwirth zur Post“ angesagt ist.
Helmut Digel lässt zwischendurch sogar noch einmal den Fackellauf aus Anlass der Olympischen Spiele von München 1972 aufleben, dessen 6.200 km lange Strecke insgesamt 5.917 Fackelträger zurücklegten. Dieser Fackellauf passierte am 23. August 1972 um 15.25 Uhr im Konvoi tatsächlich von Freilassing aus das Achental, wo die damals 18-jährige Traunsteiner Leichtathletin und Skirennläuferin Renate Dierl die Fackel vom österreichischen Olympia-Ringer Bartholomäus Brötzner übernahm, bevor sie danach weiter in den Landkreis Rosenheim transportiert wurde.
Der 192-seitige Band im „praktisch-quadratischen“ Format wird durchgängig angereichert mit ca. 150 Fotos: Sie bilden etwas von der Naturschönheit des Achentals im Wechsel der Jahreszeiten ab und liefern zudem ein Zeugnis der hier erlebten (Senioren-) Gemeinschaft im Sport. Das Buch von Helmut Digel ist so ganz nebenbei aber auch ein „Report“ zur lokalen Sportentwicklung mit seinen historischen Wurzeln und mit seinen besonderen landschaftlichen Angeboten (z.B. Skifahren im Winter) sowie mit seinen aktuellen Defiziten z.B. im Handball, Basketball, Tischtennis und der Leichtathletik.
Das sind nämlich jene Sportarten, die derzeit „als Leistungssportdisziplinen im Achental von keinem Verein“ (S. 12) mehr oder noch nicht angeboten werden.
Ein forsches Fazit: Von den „Achentaler Sportgeschichten“ könnte ein landesweites Signal ausgehen! So ließen sich schließlich alle kleinen und größeren Regionen mit ihrer je lokalen Sportkultur „vermessen“ – das soll heißen: Solche „Sportgeschichten“ lassen sich – attraktiv und abwechslungsreich in Wort und Bild aufbereitet – von Kiel bis Konstanz und von Dresden bis Duisburg erzählen. Helmut Digel ist vorausgegangen und hat auf diese Weise „sein“ Achental sportlich profiliert.
Wer wird ihm bald woanders folgen?
Helmut Digel: Achentaler Sportgeschichten. 192 S.; 15,00 Euro; ISBN 978-3-00-076761-6.
Das Buch kann über den Buchhandel sowie direkt über die Buchhandlung Mengedoht in der Bahnhofstraße 1 in 83250 Marquartstein (Tel. 08641-975060, E-Mail: tobiasmengedoht@msn.com) bezogen werden.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann