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12
09
2009

Seit fast 40 Jahren ist er verantwortlich für das gesamte Organisationsmaterial mit dem ein Lauf auf der Straße oder im Wald für Start, Ziel und Strecke ausgerüstet ist. Das meiste Material hat er selbst zusammen gebastelt, geschweißt, gebohrt, gehämmert, gesägt, genietet oder verschraubt.

“Leo“ Link 75 Jahre alt – der Mann “hinter den Kulissen“ – Vom Crosslauf bis zum Marathon – seit 1967 als Helfer dabei – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Leonhard Link, in Läuferfachkreisen nur unter dem Kürzel “Leo“ bekannt, feiert am Freitag, dem 26. März seinen 75-jährigen Geburtstag.

In den letzten Jahren ist er eigentlich allen nur vom Augenschein bekannt, wenn er mit Krückstock im dicksten Gedrängel kurz vor dem Start fast an der Startlinie der diversen Läufe von SCC-RUNNING steht und das Getümmel um ihn herum genießt. Jedes mal ist es ein Wunder, daß er im letzten Moment humpelnd vor dem Startschuß noch verschwinden kann – und nicht von den Läufermassen umgerannt wird. Wenn alle nervös in den Startgassen stehen, dann hat Leo aber seine Arbeit schon lange hinter sich.

Seit fast 40 Jahren ist er verantwortlich für das gesamte Organisationsmaterial mit dem ein Lauf auf der Straße oder im Wald für Start, Ziel und Strecke ausgerüstet ist. Das meiste Material hat er selbst zusammen gebastelt, geschweißt, gebohrt, gehämmert, gesägt, genietet oder verschraubt. Ganz verrückte Konstruktionen sind dabei im Laufe der Jahrzehnte für die Start- und Zielaufbauten entstanden. Mit Winden, Flaschenzügen, zusammen klappbaren Aufbauten verbindet er Bäume, Laternen und Zäune, um daran Transparente, Uhren, Hinweise, Informationstafeln u.a.m. aufzuhängen.

Alle benötigten Materialien sind in fahrbaren Wagen und Kästen mit Rollen – früher sogar in alten Kinderwagen und Koffern – untergebracht. In Containern im Mommsenstadion fummelt er alles zusammen – es muß alles auf einen LKW passen, der einen Tag vor dem Lauf beladen wird. Am Lauftag kurvt dieser LKW dann z.B. auf dem Kurfürstendamm oder der Tauentzienstraße – die verunsicherten Touristen und Passanten, staunen Bauklötze – sie sehen dann die Ladeklappe sich öffnen – alles rollt in auf den besagten Rollen in Windeseile heraus – und plötzlich ist die Straße oder der Boulevard verwandelt mit Gittern, Gattern, Gerüsten, Eisenstangen, Flatterleinen und verhangen mit Transparenten. Die Bierflasche in der Hand – und mit dem Krückstock drohend – nervt er alle freiwilligen Helfer und Mitarbeiter – die schon gar nicht mehr wagen, irgendetwas zu antworten. Bis jetzt war sein rustikaler Einsatz für die Sache aber immer von Erfolg gekrönt – und die Läufer konnten pünktlich starten – und kein Gerüst brach zusammen.

Leo wurde in Schlitz geboren, in einem Ort bei Fulda im Hessischen. Er war gelernter Schlosser und bei Siemens beschäftigt. Seit 1945 spielte er Fußball als Mittelläufer, Torwart und Verteidiger beim Handball in Kelsterbach, beim MTS Bauschheim begann er mit der Leichtathletik. 1964 wurde er nach Berlin versetzt, nahm 1964 beim ersten Cross-Country-Lauf am Teufelsberg teil. Als er bei einem Sportfest im Mommsenstadion 1967 teilnahm und etwas am Ablauf auszusetzen hatte, konterte ihm Horst Milde mit den Worten “keine großen Sprüche schwingen, sondern besser machen und mithelfen“!

Das war die einfachste Art der Einladung und Aufforderung zum Mitmachen – und der Anfang zur jahrelangen Mitarbeit bei allen Läufen, Cross-, Wander-, Marathon- und Bahnveranstaltungen des SCC.

Läuferisch weiterhin noch aktiv nahm Leo dann an vielen Volksläufen innerhalb und außerhalb Berlins teil, seine 10.000 m Zeit ist um 38:00 Minuten anzusiedeln – 32er Zeiten auf der Bahn sollen auch vorgekommen sein!

Leo betreute auch mit die große Laufgruppe um den legendären Fritz “Bubi“ Orlowski bei Reisen im In- und Ausland. Im heimischen Mommsenstadion führte er die große Regie und seine Stentorstimme versetzte Mitarbeiter, Helfer, Teilnehmer und Platzwarte oftmals in Angst und Schrecken – aber seine unersetzliche Mitarbeit garantierte bei den unzähligen Veranstaltungen des SCC, daß alles einwandfrei organisatorisch ablief.

Gesundheitlich war er in den letzten Jahrzehnten im übrigen ein “Stehaufmännchen“ – Knie- und Hüftoperationen (mit entsprechenden “Ersatzteilen“) hinderten ihn nicht daran, immer weiterhin körperlich aktiv zu sein – insoweit ist der im Anfang erwähnte Krückstock als Gehhilfe zu verstehen. Mit seinem 75-jährigen Geburtstag heute zieht er sich auch aus der aktiven Mitarbeit bei den SCC-RUNNING Veranstaltungen zurück – diese Ankündigung des Schlussstriches von ihm ist aber sehr mit Vorsicht zu genießen, denn diesen “Rückzug“ kündigte er schon seit über 10 Jahren an, was bis jetzt immer erfolgreich verhindert werden konnte.

Insoweit muss zunächst der 24. Bewag BERLINER HALBMARATHON am 4. April 2004 abgewartet werden, ob der “Mann mit dem Krückstock“ eventuell doch wieder kurz vor dem Startschuss vor der Startlinie auf der Straße Unter den Linden steht.

Leo – alle Deine Gefährten und Freunde aus der Berliner Laufszene gratulieren und wünschen Dir weiterhin alles Gute für Deine Gesundheit und bedanken sich für Deine jahrzehntelange Hilfe, Mitarbeit und Unterstützung – und freuen sich schon auf den 4. April – mit Dir!

Horst Milde

author: GRR

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