Schafft Daniel Wanjiru seinen zweiten Sieg im Jahr 2017 in London? ©Helmut Winter
Leichtathletik WM in London im August 2017: Ein Marathon in Sachen Marathon am 6. August 2017
Wer immer sich diesen Unsinn ausgedacht hat, er scheint kaum über ein Mindestmaß an Einschätzung hinsichtlich der Akzeptanz des Straßenlaufs in der breiteren Öffentlichkeit zu verfügen.
Denn die Zeitpläne für die Marathonläufe bei der WM 2017 in der britischen Hauptstadt London sehen vor, dass die Männen um 10:55 Uhr Ortszeit und kurz darauf die Frauen um 14:00 Uhr an den Start gehen.
Für alle, die sich für diese Sportart interessieren, bedeutet dies ein Verweilen an der Strecke, vor dem Bildschirm oder Monitor von über 5 Stunden.
Es kann als sicher gelten, dass sich so gut wie niemand ohne dezidierte Motivation diese Tortour antun wird. Somit ist in Sachen medialer Akzeptanz einmal wieder eine Chance vertan worden, den Sport adäquat einem breiteren Publikum zu präsentieren und zu vermitteln, abgesehen davon, dass sich die Besten der Eliteläufer erst gar nicht die Mühe machten, nach London anzureisen.
Wie so oft sagen Zahlen diesbezüglich mehr: Über 50 Männer liefen in diesem Jahr schon unter 2:09 Stunden, in London sind davon gerade einmal acht am Start. Dazu passt dann auch ein Rückblick auf die gesamten 15 voraus gegangenen Weltmeisterschaften, bei denen nur insgesamt 7 Zeiten unter 2:09 Stunden bzw. sogar nur 12 Zeiten unter 2:10 Stunden erzielt wurden.
Das ist eigentlich schon fast blamabel, wenn man den Vergleich mit dem Leistungsniveau vieler Stadtmarathonläufe vergleicht. Am schnellsten lief bis heute der Doppel-Weltmeister der Jahre 2009 und 2011, der Kenianer Abel Kirui, bei seinem Sieg in Berlin im Jahr 2009 mit 2:06:54. Abel schaffte es aber trotz seines Sieges beim Chicago Marathon 2016 nicht, sich für das kenianische Team zu empfehlen.
Der WM-Kurs für die Marathonläufe von Männern sowie Frauen. 4 Runden am Ufer der Themse mit Start und Ziel an der Tower Bridge. (c) IAAF
Nach dem großen Erfolg mit einem (Innen-)Stadtkurs bei Olympia 2012 wird man auch bei der WM so verfahren, wobei der Kurs allerdings nicht auf The Mall sondern in der Nähe der Tower Bridge in der Nähe des Hotels für die Eliteathleten des London Marathon im April gestartet wird. Anschließend geht es dann weitgehend auf einen Rundkurs am linken Ufer der Themse von gut 10 km Länge entlang. Die Wende erfolgt unweit von Westminster und der gleichnamigen Brücke.
Nach den Absagen von Kenenisa Bekele (ETH) und Ghirmay Ghebreslassie (ERI) bleiben aktuell gut 100 Läufer aus über 50 Nationen, die sich am Sonntag um 10:55 Uhr Ortszeit dem Starter zum Kampf um WM-Würden stellen. Von den Vorleistungen und vor allem den Ergebnissen in 2017 erscheint ein Trio sehr aussichtsreich auf Titel und Medaillen. Und das sind: Daniel Wanjiru (KEN), der im April an gleicher Stelle Bekele beim London Marathon in 2:05:48 besiegen konnte, Tamirat Tola (ETH) als eindrucksvoller Sieger in 2:04:11 beim Dubai Marathon im Januar sowie Gideon Kipketer (KEN), der als Zweiter beim Tokyo Marathon im Februar 2:05:51 erreichte..
Der 22-jährige Tsegaye Mekonnen (ETH) lief als Sieger in Hamburg dieses Jahr 2:07:26, bei einer Bestzeit von 2:04:32, und lag dort vor Ex-Weltmeister und Ex-Olympiasieger Stephen Kiprotich (UGA) in 2:07:31. Durch die Absage von Bekele ist Yemane Tsegay ins äthiopische Team geruscht, der eine Bestleistung von 2:04:48 aufweisen kann und bei der letzten WM in Beijing Zweiter hinter Ghebreslassie wurde.
Der Welmeister wird durch den 23-jährigen Yohannes Ghebregergish (ERI) ersetzt, der den Tokyo Marathon 2017 in 2:08:14 beendete. Weitere Starter aus Eritrea sind Ghebrezgiabhier Kibrom und Amanuel Mesel mit Bestzeiten von 2:09:36 sowie 2:08:17.
Vielstarter Yuki Kawauchi (JPN) will möglichst nahe an die Medaillenränge laufen. (c) H. Winter
Für Japan sind Hiroto Inoue mit einer Bestzeit von 2:08:22, Lauf Unikum Yuki Kawauchi (2:09:18 in diesem Jahr an der Gold Coast, PB 2:08:14) sowie Kentaro Nakamoto als Sieger in Beppu-Oita in 2:09:32 am Start. Ein Medaillen-Anwärter könnte Kaan Kigen Ozbilen (TUR) sein, der gebürtige Kenianer (Mike Kigen) hat eine Bestzeit von 2:06:10 vom letztjährigen Seoul Marathon. Und für eine Überraschung könnte auch der britische Shooting Star Callum Hawkins gut sein, der nach eindrucksvollen Leistungen beim Halbmarathon in New York City und Marugame beim Hitzerennen in Oloumoc Ende Juni aber ausstieg.
Aussichtsreiche Teilnehmer WM-Marathon: | |||
PB | PB 2017 | ||
Tamirat TOLA | ETH | 2:04:11 | 2:04:11 |
Daniel Kinyua WANJIRU | KEN | 2:05:21 | 2:05:48 |
Gideon Kipkemoi KIPKETER | KEN | 2:05:51 | 2:05:51 |
Tsegaye MEKONNEN | ETH | 2:04:32 | 2:07:26 |
Stephen KIPROTICH | UGA | 2:06:33 | 2:07:31 |
Yohannes GHEBREGERGISH | ERI | 2:08:14 | 2:08:14 |
Hiroto INOUE | JPN | 2:08:22 | 2:08:22 |
Alphonce Felix SIMBU | TAN | 2:09:10 | 2:09:10 |
Yuki KAWAUCHI | JPN | 2:08:14 | 2:09:18 |
Kentaro NAKAMOTO | JPN | 2:08:35 | 2:09:32 |
Mohamed Reda EL AARABY | MAR | 2:09:50 | 2:09:50 |
Munyo Solomon MUTAI | UGA | 2:09:59 | 2:09:59 |
Robert CHEMONGES | UGA | 2:10:32 | 2:10:32 |
Amanuel MESEL | ERI | 2:08:17 | 2:10:44 |
Desmond MOKGOBU | RSA | 2:10:51 | 2:10:51 |
Javier GUERRA | ESP | 2:09:33 | 2:10:55 |
Lusapho APRIL | RSA | 2:08:32 | 2:11:41 |
Ayad LAMDASSEM | ESP | 2:09:28 | 2:12:30 |
Ghebrezgiabhier KIBROM | ERI |
2:09:36
|
2:14:52 |
Ser-Od BAT-OCHIR | MGL |
2:08:50
|
2:15:12 |
Shumi DECHASA | BRN |
2:06:43
|
2:15:35 |
Daniele MEUCCI | ITA |
2:11:08
|
2:16:06 |
Yemane TSEGAY | ETH |
2:04:48
|
|
Kaan Kigen OZBILEN | TUR |
2:06:10
|
|
Geoffrey Kipkorir KIRUI | KEN |
2:06:27
|
|
Cuthbert NYASANGO | ZIM |
2:09:52
|
|
Callum HAWKINS | GBR |
2:10:52
|
|
Robert CURTIS | USA |
2:11:20
|
|
Eric GILLIS | CAN |
2:11:21
|
Bei den Frauen ist das Feld ungleich besser besetzt als bei den Männern.
Allein 10 Frauen sind am Start, die eine Bestzeit von unter 2:22 Stunden aufweisen können. Zwar fehlen mit Mary Keitany, Tirunesh Dibaba und drei weiteren Läuferinnen die fünftbesten Akteure des Jahres, aber ansonsten ist das Starterfeld in der Tat hochklassig. Von besonderem Interesse dürfte der Auftritt von Edna Kiplagat (KEN) sein, die mit 37 Jahren im April den Boston Marathon gewann und zum dritten Mal einen WM-Titel erringen könnte.
Doch das dürfte in London keine einfache Aufgabe sein. Insbesondere die Titelverteidigerin Mare Dibaba (ETH) sowie die Olympia-Zweite Eunice Kirwa (BRN) haben gleichfalls gute Aussichten auf Medaillen. Kirwa konnte im März beim Frauen-Marathon in Nagoya in 2:21:17 überzeugen, wobei sie die japanische Newcomerin Yuka Ando auf die Topzeit von 2:21:36 zog. Berhane Dibaba (ETH) überzeugte in diesem Jahr beim Tokyo Marathon als Zweite in 2:21:19 und Flomena Daniel (KEN) in Paris in 2:21:22.
Aselefech Mergia (ETH) hat mit 2:19:31 die schnellste Bestezeit im gesamten Feld aufzuweisen, im April wurde sie beim London Marathon in 2:23:08 Dritte mit einer einer viel zu schnellen ersten Hälfte (67:54). Shure Demise (ETH) lief mit 19 Jahren 2:20:59 beim Dubai Marathon 2015, im Januar schaffte sie an gleicher Stelle 2:22:57. Helah Kiprop (KEN) verfehlte des WM-Titel 2015 als Zweite um eine Sekunde. Bei Olympia in Rio 2016 stieg sie aus, beim London Marathon im April wurde sie in 2:25:39 Siebte.
Von deutscher Seite sind Fate Tola und Katharina Heinig am Start, beide Läuferinnen dürften aber bei der Vergabe der vorderen Plätze kaum eine Rolle spielen. Für Katharina wird es vor allem darum gehen, Erfahrungen in einem internationalen Wettbewerb zu sammeln, nachdem sie die Teilnahme an den Olympischen Spielen im letzten Jahr verpasst hatte.
Aussichtsreiche Teilnehmerinnen WM-Marathon: |
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PB | Qualif. | ||
Eunice Jepkirui KIRWA | BRN | 2:21:17 | 2:21:17 |
Berhane DIBABA | ETH |
2:21:19
|
2:21:19 |
Flomena Cheyech DANIEL
|
KEN | 2:21:22 | 2:21:22 |
Yuka ANDO
|
JPN | 2:21:36 | 2:21:36 |
Edna KIPLAGAT
|
KEN | 2:19:50 | 2:21:52 |
Shure DEMISE
|
ETH | 2:20:59 | 2:22:57 |
Aselefech MERGIA
|
ETH | 2:19:31 | 2:23:08 |
Amane GOBENA
|
ETH | 2:21:51 | 2:23:09 |
Mao KIYOTA
|
JPN | 2:23:47 | 2:23:47 |
Mare DIBABA
|
ETH | 2:19:52 | 2:24:09 |
Risa SHIGETOMO
|
JPN | 2:23:23 | 2:24:22 |
Eunice Chebichii CHUMBA
|
BRN | 2:24:27 | 2:24:27 |
Helah Jelagat KIPROP |
KEN | 2:21:27 | 2:25:39 |
Serena BURLA |
USA | 2:26:53 | 2:26:53 |
Jessica TRENGOVE |
AUS | 2:27:01 | 2:27:01 |
Fate TOLA |
GER | 2:25:14 | 2:27:48 |
Paula GONZÁLEZ
|
ESP | 2:28:54 | 2:28:54 |
Alyson DIXON |
GBR | 2:29:06 | 2:29:06 |
Un-Ok JO |
PRK | 2:29:22 | 2:29:22 |
Charlotte PURDUE
|
GBR | 2:29:23 | 2:29:23 |
Helalia JOHANNES
|
NAM | 2:26:09 | 2:29:25 |
Izabela TRZASKALSKA
|
POL | 2:29:56 | 2:29:56 |
Katarzyna KOWALSKA
|
POL | 2:29:41 | 2:30:24 |
Seongeun KIM
|
KOR | 2:27:20 | 2:32:20 |
Inés MELCHOR |
PER | 2:26:48 | 2:34:12 |
Beata NAIGAMBO |
NAM | 2:26:57 | 2:40:58 |
Rose CHELIMO |
BRN | 2:24:14 | 2:22:51 |
|
USA | 2:25:53 | 2:30:24 |
Amy CRAGG |
USA | 2:27:03 | 2:28:20 |
Hye-Song KIM |
PRK | 2:27:58 | 2:28:36 |
Filomena COSTA |
POR | 2:28:00 | 2:30:27 |
Katharina HEINIG |
GER | 2:28:34 | 2:28:34 |
Milly CLARK |
AUS | 2:29:07 | 2:30:53 |
Lindsay FLANAGAN |
USA | 2:29:28 | 2:29:28 |