Beim Leichtathletikverband IAAF herrschen Zustände wie bei der Fifa ©IAAF
Leichtathletik-Skandal – Diack junior und Russen lebenslang gesperrt – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Leichtathletik rennt weiterhin ihren Skandalen hinterher. Am Donnerstag veröffentlichte die Ethikkommission des Weltverbandes IAAF einen 170 Seiten starken Report, aufgrund dessen sie den einstigen russischen Verbandspräsidenten Walentin Balachnitschew, Verbandstrainer Alexej Melnikow und den Sohn des früheren IAAF-Präsidenten und IOC-Mitglieds Lamine Diack, Papa Massata Diack, im Weltverband einst für das Marketing zuständig, lebenslang aus dem Sport ausschließt.
Lebenslange Sperren für Funktionäre: Beim Leichtathletikverband IAAF herrschen Zustände wie bei der Fifa
Der ehemalige Leiter der Anti-Doping-Abteilung der IAAF, Gabriel Dollé, wird für fünf Jahre gesperrt. Lamine Diack bleibt offenbar Ehrenpräsident der IAAF, obwohl die französische Justiz gegen ihn, den einstigen IAAF-Berater Habib Cissé (beide aus Senegal) sowie gegen Dollé wegen Korruption und Geldwäsche ermittelt.
Dennoch sagte Diacks Nachfolger als IAAF-Präsident, Sebastian Coe, die lebenslangen Sperren demonstrierten unübertreffbar, dass diejenigen, die Leichtathletik zu korrumpieren oder untergraben versuchten, zur Rechenschaft gezogen würden.
Balachnitschew hatte bei der WM in Peking im August, acht Monate nachdem die ARD Korruption in der IAAF bekanntgemacht hatte, noch Siegerehrungen vorgenommen. Das Ausscheiden von Dollé hatte die IAAF als altersbedingt bemäntelt.
Nächste Woche wird die Ermittlungsgruppe der Welt-Anti-Doping-Agentur ihren bisher zurückgehaltenen Bericht über kriminelle Machenschaften in der IAAF vorstellen.
Nach Erkenntnissen der Ethikkommission könnten Vater und Sohn Diack neben Dopern in Russland auch solche in Marokko und der Türkei erpresst haben.
Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 7. Januar 2016