Lamine Diack, der scheidende Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes ©Horst Milde
Leichtathletik-Kommentar – Bis zu den Knien im Unrat – Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Er hat es doch nur gut gemeint. Von Samstag an, versprach Lamine Diack, der scheidende Präsident der Leichtathletik-Welt, werde nur noch über Wettkämpfe gesprochen; nicht mehr über Doping, sondern über die Duelle der Champions.
Am Samstag beginnt in Peking mit dem Marathon der Männer die Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Am Sonntag schon geht es über hundert Meter um den Titel des schnellsten Mannes der Welt.
Höchste Zeit also, all die hässlichen Berichte zu verdrängen, von Blutdoping, von Mikrodosierung, von unterschlagenen Proben und Ergebnissen? Im Gegenteil. Kenia, Heimat der besten Marathonläufer der Welt, hat ein Doping-Problem. Sprinter stehen ständig unter Verdacht, nicht erst seit sich der zwei Mal wegen Dopings gesperrte Justin Gatlin zum Favoriten aufgeschwungen hat.
Da sind Listen aufgetaucht mit massenhaft absonderlichen Blutwerten, die Manipulation in bemerkenswerter Dimension nahelegen. Da muss der amerikanische Trainer von Doppel-Olympiasieger Mo Farah einräumen, dass er seinen Söhnen Testosteron-Creme verabreicht und sie Doping-Tests unterzogen hat. Und dann sind da noch die Russen, die offenbar gleichzeitig systematisches Doping in ihrem Verband aufarbeiten müssen und doch irgendwie nichts ändern wollen.
Mit keinem Wort hat sich die vor gut einem Dreivierteljahr eingesetzte Ethikkommission zu alldem geäußert, und auch den Abschied des langjährigen hauptamtlichen Anti-Doping-Beauftragten des Verbandes, praktisch über Nacht, begleitet der Verband mit Schweigen.
Lamine Diack verdrängt Doping-Problem vor Leichtathletik-WM
Der wegen des Doping-Skandals auch aus der Führung des Weltverbandes IAAF zurückgetretene russische Präsident allerdings präsentierte in Peking seinen Bericht als Schatzmeister, als sei nichts gewesen.
Sport ist für Diack vor allem ein großes Geschäft, da schaden Zweifel nur.
Wenn er sagt, dass die Leichtathletik es sich nicht leisten könne, dass die Leistung ihrer Athleten (und ihrer Doping-Bekämpfer) in Zweifel gezogen werden, dann scheint er das vor allem wirtschaftlich zu meinen.
Seine Lösung ist aberwitzig. 99 Prozent der Leichtathleten seien sauber, behauptete er am Donnerstag in Peking.
In der Krise stecke die Leichtathletik nur, weil alle Unregelmäßigkeiten und Vorwürfe auf den Verband abzielten. Auf wen denn sonst?
„Blutwerte? Ich wusste nicht mal, dass ich welche habe“ – so darf ein Athlet wie Usain Bolt scherzen.
Verantwortungslos aber wird es, wenn der Präsident eines Verbandes, wie Diack, bis zu den Knien im Unrat steht und so tut, als beschreite er einen roten Teppich.
Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 21. August 2015
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